Liebe Frau Do, bis eben galt noch der Sieben-Tage-Inzidenzwert von 50 bundesweit als Ziel, jetzt ist es die 35, also fast ein Drittel weniger. Was es damit auf sich hat und wie schnell er erreicht werden kann, hat Martin Kessler analysiert. Wie die Bundeskanzlerin ihren Kurs in einer Regierungserklärung vor dem Bundestag verteidigt, beschreibt Kerstin Münstermann. Angela Merkel klinge wie jemand, der bei den Schulen gerne „Basta“ gesagt hätte. Am Morgen gibt es zumindest weiter eine positive Entwicklung bei den Gesamtzahlen: Mehr als 3000 Neuinfektionen weniger als vergangenen Freitag meldet das Robert-Koch-Institut, die Details dazu in unserem Liveblog. Bildung ist Ländersache, deswegen konnte sie sich in diesem Bereich mit ihren Lockdown-Vorstellungen nicht durchsetzen. Welche Regeln ab übernächste Woche für die Schulen in NRW gelten sollen, hat Kirsten Bialdiga zusammengestellt. Es ist kompliziert, und es kann sich auch noch ändern: Ministerpräsident Armin Laschet hat weitere Öffnungsschritte in Aussicht gestellt. Die Schulen sind das eine, die Unternehmen das andere Streitthema nach den neuen Lockdown-Beschlüssen. Die Friseure jubeln, aber die meisten Branchen zeigen sich entsetzt, insbesondere der Einzelhandel. Jan Drebes, Antje Höning, Reinhard Kowalewsky und Georg Winters haben die Reaktionen zusammengetragen. Vor einem „Schlussverkauf für immer“ warnt Horst Thoren in seinem Leitartikel. Derweil hat sich der Bund offenbar auf Finanzhilfen für die 15 größeren Flughäfen in Deutschland geeinigt, auch für Düsseldorf also – die Länder sollen ebenfalls unterstützen. Apropos Handel: Die grüne Schminke, die ich gestern für Altweiber brauchte, habe ich in letzter Minute im örtlichen Supermarkt bekommen, weil zwei Online-Bestellungen nicht rechtzeitig eintrafen. Ja, wie angekündigt haben wir unsere Redaktionskonferenz kostümiert abgehalten, es war wunderbar. Ein Flamingo und ein Dinosaurier waren auch dabei, sogar der Berliner Kollege hatte sich ein Piratenkäppi aufgesetzt. Und ich war Hulk. Eine traurige Nachricht gab es über Nacht für alle Jazz-Fans: Der legendäre Pianist Chick Corea ist tot. Der Musiker und Komponist starb im Alter von 79 Jahren an einer Krebserkrankung. Corea galt als einer der bedeutendsten Vertreter des Rockjazz. In seiner langen Karriere gewann er 23 Grammys. In Berlin tritt heute der Bundesrat zu seiner 1000. Sitzung zusammen. Wie es der zweiten Kammer in diesen Zeiten ergeht, zeigt Gregor Mayntz in seiner Analyse. Das „Haus ohne Applaus“ habe Renovierungsbedarf, schreibt er. Der erste Bundesratspräsident war übrigens der langjährige NRW-Ministerpräsident Karl Arnold. Bei seiner Antrittsrede sprach er von den Landesregierungen als „Machtfaktoren“, die über den Bundesrat „einen arbeitsfähigen Gesamtstaat“ gewährleisten und ihren Sachverstand einbringen. Wie er wohl die Corona-Beratungen beurteilen würde? Damals war nur eine Frau unter den Teilnehmern der Bundesratssitzung (und auch sie nur vertretungsweise), nämlich Christine Teusch, Kultusministerin unter Arnold und überhaupt die erste Ministerin in der Bundesrepublik. Eine Pionierin ist auch Ludschain al-Hathlul, die erreicht hat, dass Frauen in Saudi-Arabien Auto fahren dürfen. Dafür war sie allerdings ins Gefängnis gekommen – jetzt ist sie vorzeitig freigelassen worden. Unser Korrespondent Thomas Seibert beschreibt, was dahintersteckt. Ich schöpfe aus solchen Geschichten, ob nun 1949 bei uns oder 2021 in Saudi-Arabien, ein Gefühl der Zuversicht. Die Welt wird besser, nicht überall gleich oder gleichzeitig, nicht ohne Rückschläge, aber die Menschheitsgeschichte beschreibt eine positive Entwicklung. Hoffentlich gilt das auch für diesen Tag, jedenfalls wünsche ich Ihnen einen wunderbaren Morgen. Herzlich
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