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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 03.03.2021 | Sonnige, dabei leicht neblige 14°C. | ||
+ Alle Schulen bekommen Internet – und zwar sofort + Der Bund hadert mit den BER-Finanzen + Hacker erbeuten Daten von Zoo-Gästen + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, vor den Corona-Meldungen des Tages hier eine wichtige Mitteilung des August-Bebel-Instituts, die uns soeben erreichte: „Revolution in Berlin: Seit 1848 immer wieder aktuell?! ***Abgesagt***. Die Veranstaltung muss leider ersatzlos entfallen.“ Tja, nicht mal das funktioniert noch in Berlin – aber langweilig wird’s auch so nicht, versprochen. Und damit nichts wie rein in den Tag… … der mit einer kleinen Sensation beginnt: | |||
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Vergangene Nacht verbreitete sich unter den noch wachen Berliner Schulleiterinnen und Elternvertretern ein Rundschreiben von Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers zur „Sicherstellung des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause“, von dem einige meinten, es müsse sich um einen verfrühten Aprilscherz handeln. Lesen wir mal rein: „Mit diesem Schreiben möchten ich Sie über die Möglichkeit informieren, Ihre Räume für Pädagoginnen und Pädagogen sowie Klassenräume mit mobilen Routern auszustatten, um eine breite Abdeckung mit schnellem Internet zu gewährleisten. Hierbei handelt es sich um eine Sondermaßnahme (…). Die Anschaffungs-, Vertrags- und Lieferkosten werden zentral von der Senatsverwaltung getragen und gehen nicht zu Lasten Ihres Schulbudgets.“ Schnell nochmal das Datum gecheckt… tatsächlich: 2. März 2021 – Berlin meldet den Anschluss der Schulen ans Internet, wenn auch erstmal nur per SIM-Karte („bis zur vollständigen Breitbandanbindung mit Glasfaser“). Einfach so. Bedarfsmeldung bitte bis Freitag an die Schulaufsicht schicken, ab Dienstag wird ausgewertet, dann gehen die Aufträge raus. Zack, pragmatisch, fertig. Das ist ja mal ein Hammer! Die Mobilfunkverträge werden per Direktvergabe mit Vodafone und Telekom über 24 Monate abgeschlossen. Versprochen wird eine „einfache Nutzung in jedem Unterrichtsraum mit Steckdose und Fenster“, und auch an die Sorgen von Aluhutträgern wurde gedacht: „Strahlung vergleichbar mit der eines Smartphones älteren Baujahres“ – und die Zeit der Nokia-Knochen haben wir ja schließlich mehr oder weniger unverletzt überstanden (solange nicht mit ihnen geworfen wurde). | |||
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Im Senat stellte Bildungssenatorin Sandra Scheeres gestern die nächsten Stufen der Rückkehr an die Schulen vor – der Bericht wurde „zur Kenntnis genommen“: Am 9. März beginnt für die Klassen 4 bis 6 der „Wechselunterricht“, ab 17. März sind die Klassen 10 bis 13 dran ( 7, 8 und 9 müssen noch warten, 1 bis 3 sind schon dabei). Die Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt, alsbald soll viel getestet werden (die Rede ist sogar von einer „Strategie“ – hui! Es fehlen nur noch die Tests…), In der kommenden Woche beginnt auch ein „eingeschränkter Regelbetrieb“ in den Kitas – für alle Kinder (die „Systemrelevanz“ der Eltern spielt keine Rolle mehr). | |||
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Ihren tierischen Sinn für Bildungsgerechtigkeit stellte gestern Franziska Giffey unter Beweis – in der ARD deklamierte die Berliner Spitzenkandidatin der SPD: „Es kann nicht sein, dass Hunde früher in die Schule gehen als Kinder und Jugendliche.“ Wuff! Steht eigentlich schon fest, wann Hunde geimpft werden? Und was ist mit den Bäumen? In Brandenburg haben sogar die Baumschulen schon wieder auf! Na ja, immerhin ist so sichergestellt, dass alle, die wollen oder nicht anders können, ein Brett vorm Kopf haben. | |||
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Nach dem Lockdown-Hilferuf von Schülerinnen und Schülern (CP von gestern) heute mal das Gegenteil davon – gestern Abend erreichte uns ein Lockerungs-Hilferuf von Michael Gromotka, Lehrer an einem grundständigen Gymnasium (Auszug): „Ich bin wirklich zutiefst empört und in Sorge. Wechselunterricht bedeutet eine Halbierung des Unterrichts für die Schüler, die bisher in Distanz voll unterrichtet wurden. Wechselunterricht für einige Schüler bedeutet (noch) weniger Unterricht für alle Schüler der Klassen, die weiter in Distanz bleiben. Die Kann-Option führt zu Chaos: Die Lernniveaus werden sich weit auseinanderentwickeln. Kein Lehrer kann gleichzeitig drei Typen Schüler in einer Klasse gleichwertig unterrichten (die in Präsenz, die in Wechseldistanz und die in dauerhafter Wunschdistanz). Und: Wir reden hier von einer Lebensgefahr vulnerabler Personen (neben Lehrerinnen u.a. auch Sekretariate und Hausmeister), die gegen das Bildungsrecht der Kinder abgewogen werden muss. Es besteht keine Impfperspektive für Lehrer über Klasse 3. Das finde ich wirklich empörend.“ | |||
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Im zehnseitigen Beschlussentwurf für die heutige Bund-Länder-Konferenz im Kanzleramt spielt die Schule übrigens keine Rolle – aber das Papier kommt ohnehin anders wieder raus aus der Runde, als es reingekommen ist. Die Mahnerin Merkel wird sich nicht durchsetzen können – zu viele Länderchefs wollen die dritte Welle surfen, nicht unter ihr wegtauchen. Sidney Gennies schreibt dazu heute im Tagesspiegel: „Alle Instrumente, den Krisenzustand zu beenden, liegen auf dem Tisch: Impfen, Testen, digitale Kontaktverfolgung. Der Gipfel muss eine Wende einleiten. Weg von der Frage, mit welchen Tricks ein zumutbares Leben trotz der Gefahr des Virus ermöglicht werden kann, hin zu der Frage, wie die Gefahr effektiv und schnell beseitigt werden kann. Also zu der Frage, warum in Deutschland nicht Tag und Nacht bis zum letzten Tropfen geimpft wird. Wie jeder Arzt, jede Ärztin, jeder Bundeswehrsanitäter und jede Medizinstudentin, die eine Spritze oder ein Teststäbchen halten können, mobilisiert werden. Wie die Impfzentren mit Software ausgestattet werden, die sie bei der Terminvergabe nicht wahnsinnig macht. Dass die Corona-Pandemie vor einem Jahr ins Land kam, war höhere Gewalt. Wenn die Pandemie uns nun weiter beherrscht, ist es Staatsversagen.“ | |||
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Kaum hatte die SPD-Spitze „Respekt“ zum Leitmotto ihres Wahlkampfs gemacht, zeigen prominente Sozialdemokraten, dass sie diesen nicht mal füreinander haben. Saskia Esken und Kevin Kühnert bekundeten in der Einladung zu einer parteiinternen Diskussion, „beschämt“ zu sein über Äußerungen älterer Mitglieder im Umgang mit Minderheiten, Ex-Parlamentspräsident Wolfgang Thierse (Beitrag in der „FAZ“ zur Identitätspolitik) und Ex-Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan (Moderation eines Queer-Forums) fühlten sich angesprochen – und reagierten: Thierse bat Esken in einem Schreiben darum, ihm öffentlich mitzuteilen, ob seine Mitgliedschaft noch „erwünscht“ sei, Schwan beklagte sich in der „SZ“, dass Identitätsdiskurse „immer beleidigender“ geführt würden. Am Abend meldete sich gestern dann der frühere SPD-Volkskammer-Fraktionsvorsitzende und Ex-MdB Richard Schröder beim Tagesspiegel und gab bekannt: „Ich teile die Argumente Wolfgang Thierses vollständig und bin darüber empört, dass die Vorsitzende der SPD Saskia Esken und der stellvertretende Vorsitzende Kevin Kühnert sich von diesen Auffassungen distanzieren und gar erklären, sich für sie zu schämen.“ Tja, wie es aussieht, könnte Netflix Interesse an diesem Wahlkampf haben. | |||
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