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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 05.08.2020 | Sommersonnenschein bei 27°C und mäßigem UV-Index. | ||
+ Regelunterricht für 350.000 Berliner SchülerInnen – geht das Experiment gut? + Lompscher-Nachfolge ungeklärt, Sven Kohlmeier hört auf + Im Wedding? In Wedding? Endlich hat jemand die Antwort + |
von Anke Myrrhe |
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Guten Morgen, es war der große Tag für Sandra Scheeres, die mündliche Prüfung, für die sie sechs Monate lang gelernt hatte (inkl. zuletzt sechs Wochen Intensivkurs). Doch im Mündlichen war die Schulsenatorin noch nie sonderlich begabt, zumindest war eine Verbesserung der Note nach den erbrachten Vorleistungen eher nicht zu erwarten. Bei ihrem Referat gestern Mittag, 14 Uhr im Roten Rathaus, waren es dann aber vor allem die inhaltlichen Mängel, die den Gesamteindruck eines unzureichend vorbereiteten Prüflings hinterließen. In sechs Tagen werden 350.000 Berliner Schülerinnen und Schüler zurück in den Regelunterricht geschickt. Und auch in sechs Wochen Sommerferien ist dem Senat kaum etwas eingefallen, um das Ansteckungsrisiko in den Schulen zu verringern, außer die Abstandsregel aufzuheben (weil sie nicht eingehalten werden kann) und das Tragen von Masken im Schulgebäude vorzuschreiben (nicht aber im Unterricht, weil das nicht eingehalten werden kann). Ach, und ein wenig Lüften wäre schön, etwa alle 45 Minuten (Experten empfehlen alle 20 Minuten), eine Verpflichtung dazu gibt es aber nicht. Die Schulen fühlen sich zurecht völlig allein gelassen. Masken für vergessliche Schüler sollen sie selbst besorgen, im Einzelhandel oder im Internet („Das muss doch möglich sein“) und: „Wenn sich Fenster nicht öffnen lassen, weil sie defekt sind, muss sich der Pädagoge darum kümmern.“ Da dürfen dann die Lehrer nach jeder Stunde am Fenster stehen und bewachen, dass niemand rausfällt. Wäre es wirklich so undenkbar gewesen, in sechs Wochen alle defekten Fenster in den Schulen zu reparieren? Wäre es nicht möglich gewesen (und billiger), Ersatzmasken für alle Schulen gesammelt zu bestellen? Und eine klare Handreichung zu liefern, was bei Nichteinhaltung und Konflikten zu tun ist? („Es gibt doch ein Bußgeld, oder?“) Und was passiert eigentlich, wenn es draußen kälter wird? Zumindest sei nun umfangreiches Unterrichtsmaterial für den Plan B erstellt worden, sagte Scheeres und deutete einen dicken Packen mit ihren Fingern an. „Wenn sich die Infektionszahlen verschlechtern, muss man darüber reden, welchen Weg wir gehen.“ Während andere Bundesländer schon jetzt einen detaillierten Plan für den Fall einer zweiten Welle vorgelegt haben, hat Scheeres noch nicht einmal die (geplanten 100) Lehrkräfte gefunden, die in einer Art Feuerwehr-Pool coronabedingt ausfallende Lehrer ersetzen sollen. Das sind nach Scheeres Rechnung allerdings rund 2000, die Gewerkschaft rechnet mit dem Doppelten. Doch es war schwierig genug den höchsten Einstellungsbedarf an Lehrern seit dem Mauerfall überhaupt zu bewältigen: Von den 2500 gesuchten Lehrern fehlen auch ohne Pandemierechnung noch 90, 405 Lehrer haben gekündigt, alle Reserven an Quer- und Seiteneinsteigern wurden schon ausgeschöpft (rund 900). Auch deswegen sind alternative Konzepte wie geteilte Klassen und eine Mischung aus Präsenz- und Hausunterricht in kleineren Gruppen wohl verworfen worden. Berlin hat keine Reserven mehr. Die Rekordzahl von 36.800 Erstklässlern ist in dieser ständig wachsenden Stadt kaum noch zu bewältigen. Auch deswegen werden die Kinder nun in ein Experiment mit offenem Ausgang geschickt, in der Hoffnung, dass irgendwie alles gut geht. Ist es doch schließlich bisher auch? Nur dass ein solches Experiment in anderen Ländern bereits zu erneuten Schulschließungen geführt hat. Berlin hätte schlauer sein können. Vermutlich schon eine Spätfolge des verkorksten Bildungssystems. | |||||
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Während die eine Senatorin noch vor sich hinwurschtelt, wurde eine andere gestern im Senat verabschiedet. Der Regierende (SPD) sprach würdigende Worte („Immer aus voller Überzeugung im Interesse des Landes Berlin“) für die zurückgetretene Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke), die bereits von ihrem Staatssekretär Sebastian Scheel vertreten wurde. Formal werden ihre Aufgaben nun von Regine Günther (Grüne) übernommen, bis zur nächsten Abgeordnetenhaussitzung am 20. August soll eine Nachfolgerin gefunden werden. Ob es wirklich eine Frau wird, ist allerdings weiterhin offen. Der Vorstand führe jetzt Gespräche, hieß es. Sonstige Neubesetzungen waren im Senat kein Thema, Stimmung gut, weitermachen. | |||||
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Im Zehn-Minuten-Takt fahren wir bald durch alle Bezirke. Am Montag fragte Lorenz Maroldt hier süffisant: „Was soll ich alle zehn Minuten in Rudow?“ (Änderung des U-Bahn-Takts), was halb Rudow dazu veranlasste, uns Vorschläge zu schicken („Man kann alle zehn Minuten nachschauen, ob der Flughafen schon fertig ist“) und gestern den Ball zurückspielte: „Lieber alle 10 Minuten nach Rudow – als nach Spandau.“ Das konnten die Spandauer natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Chef-Spandauer André Görke (Newsletter-Abo hier) schreibt uns: „Pffff, ihr könnt doch von Spandau sowieso nicht genug kriegen! 1.) Legt eure Handtücher routiniert an unseren Badeseen aus (Kladow); 2.) Stellt euch ernsthaft mittags in die Schlange bei „Florida Eis“; 3.) Staunt über Pferde auf Berlins einziger Autofähre; 4.) Stellt euer Rotes Rathaus an die Spandauer Straße; 5.) Fliegt alle drei Minuten über die Altstadt und ruft immer etwas zu laut die kessen Worte: „Das ist nicht Berlin, höhöhö“; 6.) Quetscht euch in Berlins beliebteste BVG-Fähre nach Kladow (und wärt dort froh über einen 10-Minuten-Takt!); 7.) Findet den Tagesspiegel vielleicht gar nicht so übel (wird in Spandau gedruckt); 8.) Jubelt mit Herthas Top-Talenten Jordan Torunarigha, Maxi Mittelstädt, Jessic Ngankam (alles Spandauer) 9.) Stoßt mit dem „Brandstifter“ beim Grillabend an (mit Kräutern aus Gatow) 10.) Kühlt euch in der Hitze im Fort Hahneberg oder der Zitadelle ab... Und was sagt eigentlich Ober-Checki Lorenz Maroldt dazu? Der hat schließlich mal in Spandau gelebt.“ Fehlt nur noch unser Lieblingshipsterpfarrer Viktor Weber, der ganz bescheiden empfiehlt, einen Gottesdienst bei ihm (@priestofberlin) in Staaken besuchen. „Gibt’s nur in Spandau bei Berlin.“ Ihm ist es natürlich göttlich fremd, mit dem Finger auf andere zu zeigen, also legen wir für ein Weilchen das Handtuch an der Havel aus und warten, bis die Fähre nach Wannsee kommt. Nur was soll ich alle zehn Minuten in... Schluss jetzt! | |||||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Den Auftakt der letzten Woche machte Berit Glanz (hier zu lesen). Heute folgt Teil 3. Stalagmit von Berit Glanz, Uwö und (heute) Doris Jagodzinski Plötzlich hörte sie wieder das quietschende Geräusch hinter sich, doch bevor sie reagieren konnte, legte der Feueralarm los als gäbe es kein Morgen.., so laut, dass sie das Quietschen nicht mehr hören konnte. Wie betäubt tippelte sie durch die Dunkelheit. Sie wollte wieder an die Brandtür klopfen und rufen, konnte sie aber nicht mehr finden. Stattdessen fand sie tastend den Holzverschlag eines Kellers, die Tür stand offen, sie ging wie von Sinnen hinein, stolperte und fiel hin. Sie versuchte aufzustehen, drückte sich mit beiden Händen hoch und berührte etwas Weiches, spürte Wärme. Ihr Herz klopfte, ihre Nackenhaare stellten sich auf und ihr Rücken spannte sich hart wie ein Bogen, als sie erkannte, dass es sich um ein… Und jetzt sind Sie gefragt – Wie soll es weitergehen? Schicken Sie uns Ihre Fortsetzung (maximal 600 Zeichen) bis spätestens heute um 16 Uhr an checkpoint@tagesspiegel.de. Die beste Idee veröffentlichen wir morgen im Newsletter. Und die gesamte Geschichte (deren Ende wiederum Berit Glanz am Freitag schreiben wird) lesen Sie am Wochenende im Tagesspiegel und auf Tagesspiegel.de. | |||||
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