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Liebe/r Leser/in,

alle reden über Schweigegeld. Sie wollen so erfolgreich sein wie Donald Trump, der gerade in New York einem eingeschworenen Publikum erzählt, wie er es fertigbrachte, dass kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten 2016 keine dummen Geschichten über ihn in Umlauf gebracht wurden.

Schweigen will jetzt auch die AfD. Also kein totales Schweigen. SA-Sprüche sollen auch in Zukunft möglich sein. Bettgeflüster ihrer Leute mit Putin oder Xi wäre allerdings unpassend. Auf keinen Fall soll Vorkämpfer Maximilian Krah vor der Europawahl ins Plaudern geraten. So hat AfD-Chefin Alice Weidel bei einem unbekannten Spender um ein paar Euro gebeten. Das Geld könnte Krah vielleicht in Minsk oder Teheran übergeben werden. Um in Zukunft sämtliche Diktatoren-Lieblinge in den eigenen Reihen zum Schweigen zu bringen, plant die Partei, so verlautete während eines geheimen Treffens in Potsdam, die Umsiedlung aller unsicheren Mitglieder nach Nordkorea.

Schweigen ist das große Ding. Im Finanzministerium bastelt man an einem Sondervermögen Schweigegeld. Sollte ein Regierungsmitglied laut über neue Sozialprojekte und/oder die Aufhebung der Schuldenbremse nachdenken wollen, erfolgt nach einem entsprechenden roten oder grünen Alarm die automatische Überweisung. Eine bezahlte Medien-Omartá kann sich Frau Meloni vorstellen. So will sie Journalisten zur freiwilligen Selbstzensur anregen. Wer trotz aller Scheine irgendetwas Mieses zu Mussolini berichten will, wird dann a la Corleone zum Schweigen gebracht.     

Auch die Clan-Bosse des FC Bayern würden sich Ruhe etwas kosten lassen. Gegen die Mikrofon-Manie von Thomas Müller wollen sie zwar nicht vorgehen, weitere verbale Grätschen des Paten vom Tegernsee gilt es allerdings vor den wichtigen Spielen zum Saisonende mit allen Mitteln zu verhindern. Um sich bei Uli Hoeneß fürs Klappehalten wirklich großzügig bedanken zu können, wäre Max Eberl bereit, auf sämtlich Transfers zu verzichten und Ralf Rangnick zu bitten, für ein Jahr ohne Gehalt zu trainieren. Die Schweigegeld-Offensive gilt aber vereinsintern als fragwürdig. An der Säbener Straße macht bereits das böse Wort die Runde, Hoeneß sei unbezahlbar. Der habe so viele Millionen wie der Rummenigge Rolex-Uhren. Als der Schatzmeister des FC Bayern dann noch darauf hinwies, dass der Verein die Summe wohl auch ans Finanzamt zahlen müsse, weil der gelernte Stürmer Hoeneß ja als extrem defensiver Steuerzahler bekannt sei, fehlten dem Vorstand die Worte. Berichtete zumindest Lothar Matthäus. Der niemals eine Information über den FC Bayern für sich behalten würde. Für kein Schweigegeld der Welt.

Herzlich grüßt

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Markus Krischer,
stellvertretender Chefredakteur FOCUS Magazin

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