Liebe Frau Do, dieses Osterfest ist anders, besonders. Ich möchte Ihnen zwei Annäherungen empfehlen. Zum einen schreibt unser Kulturchef Lothar Schröder über Segen und Hoffnung in Zeiten der Pandemie. Ausgangspunkt sind die Worte des Papstes, aber der Text ist nicht nur für Katholiken lesenswert. Zum anderen hat sich unser stellvertretender Chefredakteur Horst Thoren mit dem Begriff der Auferstehung beschäftigt. Beide Stücke bieten Einsichten, die Ihnen vielleicht einen guten Weg über die Ostertage weisen. Politisch dreht es sich derzeit vor allem darum, wie es nach Ostern weitergeht. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) plädiert für vorsichtige Lockerungen der geltenden Maßnahmen. Kristina Dunz in Berlin und Maximilian Plück in Düsseldorf haben sich mit seiner Suche nach dem richtigen Weg beschäftigt und dabei unter anderem mit seinem Berater Christoph Schmidt gesprochen. Morgen Abend wendet sich Laschet um 19.55 Uhr mit einer Ansprache im Fernsehen und im Radio an die Menschen. Während er selbst sich mit konkreten Vorschlägen noch zurückhält, äußert sich Schmidt aber schon sehr deutlich: "Nun sollte umgehend eine Phase der wachsamen Normalisierung aufgenommen werden,“ sagt der frühere Chef der Wirtschaftsweisen. Umgehend? Widerspruch ist vorprogrammiert, wenn Laschet als einer von 16 Ministerpräsidenten am Mittwoch mit der Bundeskanzlerin online über das weitere Vorgehen berät. Deren Haltung drückt vermutlich die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ganz gut aus: „Wer zu früh vom Krankenbett aufsteht, erlebt häufig einen noch härteren Rückschlag“, sagt die stellvertretende CDU-Vorsitzende in einem Interview, das unsere stellvertretende Chefredakteurin Eva Quadbeck und Kristina Dunz geführt haben. „Wo man wann das öffentliche Leben hochfahren kann, müssen wir gemeinsam mit den Experten entscheiden." Selbst die besten Experten lernen aber immer wieder Neues über das Virus. Bei einem jungen Mann aus Japan stellte sich heraus, dass es auch ins Gehirn vordringen kann. Was diese alarmierende Erkenntnis bedeutet, hat unser Redakteur Wolfram Goertz, ein promovierter Mediziner, recherchiert. Nun verstehe ich von Medizin wenig, aber Politik und Wirtschaft beschäftigen mich beruflich seit Jahrzehnten. Dass wir eine historische Situation erleben, erscheint mir offensichtlich. Das Nachher wird nicht wie das Vorher sein. Das trifft zum Beispiel auch auf die Innenstädte zu, wie mein Kollege Georg Winters in seinem Essay aus der Reihe unserer "Corona-Einsichten" analysiert. Nun ist es häufig so, dass man die Bedeutung einer Situation überschätzt, wenn man sich noch in ihr befindet. Es lohnt sich also, einen Schritt zurückzutreten. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler versteht sich darauf, Dinge mit Distanz zu betrachten, aber auch er sieht unsere Gesellschaft vor tiefgreifenden Veränderungen. Spannend ist an dem Interview, das Dorothee Krings geführt hat, jedoch auch der positive Grundton. Lassen Sie uns positiv in die Ostertage gehen. Um die zentralen Begriffe aus dem Essay von Lothar Schröder aufzugreifen: Es ist ein Segen, wie wir alle diese Krise gemeinsam zu meistern versuchen, und es gibt allen Anlass für Hoffnung. Ich wünsche Ihnen ein hoffnungs-, fried- und freudvolles Osterfest! Bis Dienstag früh Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |