Plus: Eine Schmerzpatientin erzählt aus ihrem Alltag
szmtag
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Illustration: Chiara Brazzale
Guten Tag, 

ich hoffe, Sie verzeihen mir – aber ich muss hier mal angeben. Weil ich immer noch so stolz bin, dass ich es geschafft habe. Nein, ich bin keinen Marathon gelaufen, habe nicht die Alpen mit dem Fahrrad überquert und auch nicht zehn Minuten im eiskalten Wasser der Isar ausgeharrt. Ich habe unsere Espressomaschine repariert! Und Sie funktioniert wieder! Beziehungsweise noch.

Dabei hatten wir nur noch wenig Hoffnung, als wir entdeckten, dass sich am Gehäuse hinter der Wasserauffangschale großflächig und über mehrere Schichten Rost ausgebreitet hatte. Weil wir das hübsche Teil – italienisches Fabrikat natürlich, wer sonst baut so schön wie rostanfällig zugleich? – zur Hochzeit geschenkt bekommen haben und ich viele gute Erinnerungen damit verbinde, fasste ich einen Entschluss: Ich versuche, das gute Stück zu retten. Mein Mann hob nur die Augenbrauen.

Ich studierte Youtube-Videos, klickte mich durch Siebträgermaschinen-Foren und lernte, dass das Problem bei dem Modell bekannt war. Anschließend fuhr ich in den Baumarkt, besorgte eine Stahlbürste, Stahlwolle, Schleifpapier und Rostschutzlack. Und dann nahm ich all meinen Mut zusammen und fing an, die Maschine auseinanderzubauen. Ich erspare Ihnen den ganzen Reparaturprozess – bis zu dem Punkt, an dem ich die Maschine zwei Tage später wieder zusammensetzte (am Ende war nur eine Schraube übrig!). Bevor ich den Stecker wieder in die Steckdose steckte, war ich etwa so aufgeregt wie vor der Führerscheinprüfung. Als das grüne Licht aufleuchtete und ich mir drei Minuten später einen heißen Espresso mit Crema rauslassen konnte, fühlte mich mich mindestens so gut wie in dem Moment, als der Prüfer zu mir sagte: »Joa, Frau Peschke, anfahren am Berg üben Sie noch ein bisschen, ne, aber sonst sag ich: Herzlichen Glückwunsch zum Führerschein!«. 

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich immer wieder vergesse, wie gut es tut, wenn man etwas mit seinen eigenen Händen schafft. Wenn man bastelt, tüftelt, baut, von mir aus auch pfuscht – und dann etwas völlig Neues vor einem steht. Oder, wie in meinem Fall, etwas Altes, das eigentlich dem Schrott geweiht war und nun zu neuem Leben erwacht ist. Selbermachen ist einfach extrem befriedigend, gerade, wenn man nicht Fachmann oder -frau ist und sich alle Schritte sorgfältig erarbeiten muss.

Jemand, der diese Erfahrung auch gemacht und deswegen sogar seinen Job gewechselt hat, ist James Otter. Der Engländer ist eigentlich gelernter Möbeldesigner, doch vor ein paar Jahren gründete er eine Firma, mit der er handgemachte Surfbretter aus Holz herstellt. Otter gibt mittlerweile Schreiner-Workshops, arbeitet als Redner und hat 2020 das Buch Do make. The power of your own two hands veröffentlicht. Meine Kollegin Dela Kienle hat mit ihm darüber gesprochen, warum so viele Erwachsene das kreative Selbermachen verlernt haben – und weshalb es sich unbedingt lohnt, wieder damit anzufangen: »Man fokussiert sich völlig auf das, was man in den Händen hat. Wer etwas malt, bastelt, näht, töpfert oder schreinert, wird zum Bremsen gezwungen – und das ist ein großartiges Gegengift zu unserem schnelllebigen Alltag.«

Wie man es schafft, endlich mit dem Selbermachen loszulegen, warum man dabei nur gewinnen und nicht scheitern kann und was es mit dem sagenumwobenen Flow auf sich hat, lesen Sie in dem sehr inspirierenden Interview:

»Es gibt uns eine tiefe Befriedigung, etwas zu erschaffen, das es zuvor nicht gab«
Zum Interview
Ich werde mir jetzt einen doppelten Espresso aus unserer Maschine rauslassen. Der schmeckt mir seit meiner Rettungsaktion nämlich fast noch besser als zuvor.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzlich,
Sara Peschke
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(Illustration: Chiara Brazzale)
Haben Sie Anregungen? Oder einen Lifehack, den Sie teilen wollen? Kontaktieren Sie mich unter einfachleben@sz-magazin.de

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