Selenskyj und die Macht der Bilder
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Rheinische Post

Morgenausgabe

Stimme
des Westens

Moritz Döbler

08. März 2022

Liebe Frau Do,

befinden wir uns schon im Dritten Weltkrieg, haben es aber noch nicht gemerkt? Vielleicht klingt die Frage für Sie absurd, erschreckend oder beides. Aber am 1. September 1939 war den wenigsten klar, dass mit dem deutschen Überfall auf Polen ein neuer Weltkrieg begonnen haben könnte. Und heute? Auf die eingangs gestellte Frage kann ich keine Antwort geben. Aber je länger der russische Vernichtungsfeldzug in der Ukraine dauert, desto mehr schwindet die Hoffnung, dass sich Wladimir Putin damit begnügen könnte. Dabei schwingt schon in dieser Hoffnung Zynismus mit, denn sie lässt das Leid der Menschen in der Ukraine außer Acht. Aber jetzt zum aktuellen Stand in der Ukraine.

Heute wichtig:

Kämpfe: Die Lage der Bevölkerung in umkämpften Städten spitzt sich weiter zu. Am Dienstag soll es einen neuen Anlauf für Fluchtkorridore unter anderem aus Kiew und der belagerten Hafenstadt Mariupol geben. Die Angriffe und Kämpfe gingen 13 Tage nach dem russischen Einmarsch weiter. Ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag lesen Sie hier.

Gas: Russland hat erstmals offen mit einem Gas-Lieferstopp durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gedroht. Außerdem warnte der stellvertretende Ministerpräsident Russlands, Alexander Nowak,  vor den „katastrophalen Folgen“ eines Embargos für russisches Öl und Gas durch den Westen.

Waffen: Die Unterstützung westlicher Staaten für die Ukraine läuft auf Hochtouren. Täglich landet mehr als ein Dutzend Transportflugzeuge in der Nähe des Kriegsgebietes. Doch am Beitrag Deutschlands gibt es Zweifel. Handelt es sich dabei um Schrottwaffen aus der DDR? Gregor Mayntz ist der Frage nachgegangen.

Streik: Tausende Kita-Beschäftigte in NRW wollen heute - am Internationalen Frauentag - vorübergehend die Arbeit niederlegen. Doch der heutige Warnstreik im Tarifstreit für die Sozial- und Erziehungsberufe dürfte nur der Anfang eines langwierigen Arbeitskampfes sein. Sina Zehrfeld hat die Details.

Meinung am Morgen:

Selenskyj: Der ukrainische Präsident nutzt die Medien im Kampf gegen die Invasoren geschickt. Helmut Michelis schreibt in seiner Analyse über den Krieg jenseits des Schlachtfelds.

Flucht: Wladimir Putins Krieg ist nicht allein einer mit Waffen, sondern auch mit Menschen, schreibt Hagen Strauß in seinem Leitartikel. „Wer Städte dem Erdboden gleichmacht, wer vertreibt, will woanders destabilisieren. Das ist Putins Ziel.“

Kirche: Auch nach dem Überfall auf die Ukraine lässt das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche keine Distanz zum russischen Präsidenten erkennen. Tatsächlich teilen beide das Gefühl, dem Westen moralisch überlegen zu sein, schreibt Martin Bewerunge in seiner Analyse.

So gesehen:

Überlegenheitsgefühle haben Männer über weite Teile der Geschichte hemmungslos ausgelebt, ob nun als Kriegsherr, Politiker, Unternehmer oder Ehemann. Heute wird der Internationale Frauentag begangen, der diesem Drang seit über 100 Jahren Einhalt gebieten soll. Den 8. März als Datum legte übrigens eine Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau fest. Aber lassen Sie sich angesichts der aktuellen Weltlage von diesem Ursprung nicht irritieren. Die Gleichberechtigung von Frau und Mann gehört zu einer freien, frohen Gesellschaft, und wir alle können diesem Ideal jeden Tag ein Stück näher kommen. Bis morgen!

Herzlich,

Ihr

Moritz Döbler

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RP Online


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