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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Donnerstag, 13.07.2023 | vorwiegend sonnig, 16 bis 26°C. | ||
+ Fünf Checkpoint-Tipps für die schöne Ferientage in Berlin mit Kind + Berliner Senat will Bürger mit Werbeagentur für Neubau begeistern + „Parteischädigend!“: Jetzt greift die Berliner CDU beim Dauerstreit der JU ein + |
von Julius Betschka |
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Guten Morgen, die Welt macht schwermütig genug, bei uns beginnt der Tag deshalb mit Hildegard Knef: „Ferienzeit, Löwezeit, August, nichts für mich, diese lahme, lähmende Ferienzeit“ sang Berlins schönste Stimme 1971. Man spürt die Sommerhitze, die auf Knef zu lasten schien. Es ist sommers seither nicht kühler geworden, aber wie irrte Knef: Lähmend ist gerade Berlin doch jetzt mitnichten; wenn die ganze Stadt sich auf den Gehweg verlagert; wenn bis abends Kinder im Hinterhof toben; wenn sich selbst das deutsche Grau der Fassaden im Abendlicht mediterran einfärbt. Besser zum Sommergefühl passt doch dies: „Berlin, Dein Gesicht hat Sommersprossen!“ Das ist auch ein Lied von Hildegard Knef. Wie recht sie diesmal hatte. | |||
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Und…wann strahlen die Sommersprossen schöner als heute, am allerersten Ferientag? Falls Sie nicht sofort in den Urlaub abheben, haben wir hier fünf Checkpoint-Sommertipps für Sie, Ihre Kinder, Enkel, Neffen oder Patenkinder versammelt: + Badeexpress: Ab heute bringt Sie die BVG-Bäderbuslinie 312 vom S-Bahnhof Nikolassee direkt zum Strandbad Wannsee. Von 9 bis 20 Uhr fährt die Linie alle 10 Minuten. Eine Übersicht über die Wasserqualität aller Berliner Badestellen finden Sie hier. Badehosen einpacken… und nischt wie raus! + Zukunftsforscher: In der Ferienwerkstatt des Futuriums können Kinder von zehn bis 14 Jahren vom 19. bis 21. Juli erforschen, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte. 3D-Drucker machen die Zukunft greifbar. Tickets gibt’s hier. + Vorschulzeit: Mit Kind und Kinderwagen können Eltern immer mittwochs um 11 ins Kinderwagenkino im „Babylon Berlin“. Im Autokino für Eltern parken die Wagen im Kino, Babys können auf mitgebrachten Decken krabbeln, die Lautstärke ist gedimmt. Tickets gibt’s hier. + Dinosauriersuche: Im Tierpark sind (seit einer Weile schon) die Dinos los! An verschiedenen Stellen im Park wurden lebensgroße Dinosaurierfiguren, nun ja, versteckt. Wer alle findet… hat sich mindestens ein großes Eis verdient. Berlins wildestes Ferienerlebnis. + Schreiberei: Checkpoint-Autorinnen (m/w/d) der Zukunft gesucht! Wer dafür schon mal üben will, kann sich in der offenen Creative-Writing Gruppe (ab 12 Jahren) in der Lichtenberger Anna-Seghers-Bibliothek anmelden. Viele weitere Angebote, wie einen Workshop zum Roboterbau, finden Sie hier. | |||
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Nein, einen Freibadbesuch haben wir nicht ins Ferienprogramm aufgenommen. Zurzeit können die Berliner Bäderbetriebe offenbar nicht für die Sicherheit aller garantieren. Das legt ein Brandbrief des Personals nahe, über den mein Kollege Alexander Fröhlich berichtet. Es beklagt darin eine „eklatante Unterbesetzung“ und Gewalt von Badegästen. Die Mitarbeiter hätten schlicht keine Zeit, Strafanzeigen zu erstatten oder Hausverbote zu kontrollieren. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) berief noch gestern einen Krisengipfel ein, die Bäderbetriebe kündigten striktere Besucherobergrenzen an und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagt: „Wir werden nicht dulden, dass die Freibäder zu rechtsfreien Räumen werden.“ Wegner schränkte aber ein: „Ich werde nicht jedes Bad mit mehreren Hundertschaften überwachen.“ Eine würde mutmaßlich reichen. | |||
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Bauen, Bauen, Bauen – das ist als Slogan für mehr Wohnungsbau natürlich längst verbrannt. Generell zu teuer, nicht mietensenkend, irgendwie immobillienhaiig, nervig. Die Argumente gegen das Bauen sind vielfältig und doch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Neubau bei einem Leerstand nahe Null irgendwie notwendig sein könnte. Doch Neubau vor der eigenen Nase? Da hört’s dann wirklich auf! Da opponieren selbst CDU- und SPD-Bezirkspolitiker gegen Nachverdichtung im Kiez, obwohl Ober-Baumeister Wegner aus dem Roten Rathaus ja nach mehr Wohnungen („So viele wie möglich“) ruft, wo es nur geht. Doch, halt! Diese Widerstände möchte der Senat jetzt bekämpfen und zwar mit „integrierten Kommunikationsmaßnahmen zur Akzeptanz des Neubaus“, so steht es etwas versteckt im gestern veröffentlichten „Monitoringbericht des Bündnisses für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“. Eine Kommunikationsagentur wurde schon gefunden und ab Herbst dieses Jahres dürfen wir uns auf schlaue Sprüchlein im Internet und an Häuserwänden freuen. Wir haben wie immer auch ein paar Ideen: Wie wäre es etwa mit: „Den Neubau in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!“ Oder: „Wo Bauen wenig kostet!" Oder: „Halt Stopp! Jetzt baue ich!“ Oder nur für den Ost-Teil der Stadt: „Bau auf, bau auf!" Vielleicht läuft aber auch „Bob der Baumeister" bald als Dauerwerbesendung im Vorabendprogramm des rbb. Das wäre wirklich mal Erziehungsfernsehen. Können die das bauen? Jo, die bauen das! | |||
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Themenwechsel: Wie der feine Unterschied aussieht zwischen Regierung und Opposition? Na, und zwar so: Berlin hat seit Dienstag einen ersten Queerbeauftragten (kommt von der SPD). Die Berliner Grünen, die auf Bundesebene seit 2021 den ersten Queer-Beauftragten (aus ihrer Partei) stellen, finden den Posten in Berlin plötzlich überflüssig: „Berlin hat starke queere Strukturen, die politisch und finanziell weiter ausgebaut werden müssten, anstatt Geld für einen Beauftragten zu investieren, dessen Aufgaben losgelöst von den Bedarfen der Community vorgegeben werden und dessen Notwendigkeit fraglich ist“, schreibt die Grünen-Fraktion nach seiner Ernennung. Sie kritisiert auch, dass Alfonso Pantisano (Ex-Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes) einfach so von der SPD ernannt wurde, statt in einem umfangreichen Beteiligungsprozess aus der Mitte der queeren Community urgewählt zu werden. Moment, wie haben das die Grünen noch auf Bundesebene gemacht? Dort ernannte die Regierungspartei einen der eigenen Bundestagsabgeordneten, Sven Lehmann, für dasselbe Amt. War wohl nur ein Unfall, oder ein Zufall… aber Zufälle gibt's, die gibt's doch gar nicht. | |||
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Die Junge Union (JU) Berlin liegt in Trümmern. Seit Dienstagabend gibt es zwar einen neuen Vorsitzenden. Dieser wird aber von acht von zwölf Kreisvorsitzenden und einem anderen potenziellen Bewerber, dem CDU-Abgeordneten Lucas Schaal, nicht anerkannt. Das sagte Schaal dem Checkpoint am Mittwochabend: „Wir werden rechtliche Schritte vor dem Landesparteigericht einleiten, denn die Versammlung ist an vielen Stellen satzungs- und rechtswidrig verlaufen.“ Es drohen in der JU Zustände, die der Komikergruppe Monty Python helle Freude gemacht hätten: „Wir sind die Junge Union Berlin!“ „Nein, wir sind die Berliner Junge Union!“ „Spalter!!“ – bloß wer spaltet, lässt sich kaum noch sagen. Kaum jemand kann mehr nachvollziehen, worum es im erbitterten Streit zwischen dem Lager des neuen Chefs Harald Burkart (und des Vorgängers Alexander Meyer) auf der einen Seite und Lucas Schaal auf der anderen Seite so wirklich inhaltlich geht. Fakt ist: Beide Seiten arbeiten mit Bedrohungen, Diffamierungen, Rechtsanwälten und Satzungstricks – kurz: Politik zum Abgewöhnen. Nun reicht’s auch dem CDU-Landesverband. Ein hochrangiges Parteimitglied nannte die Nachwuchstruppe in Gänze: „Parteischädigend!“ Ein Parteisprecher sagte dem Checkpoint am Abend: „Der Landesverband hat Hinweise auf schwere Verfahrensfehler bei der Durchführung der JU-Landeskonferenz erhalten, die unverzüglich aufzuklären sind.“ Der bisherige Landesvorstand werde Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. „Anschließend werden die Gremien über den weiteren Umgang mit dem Vorfall beraten.“ Auch der Bundesvorstand der JU soll besorgt sein. Unbeirrt und unversöhnlich zeigen sich die beiden Lager. Der (nur womöglich rechtmäßige) neue Landesvorsitzende Harald Burkart sagte dem Checkpoint: „Unsere rechtlichen Argumente werden in jeder Instanz standhalten. Mir geht es – im Gegensatz zu anderen – um die JU und nicht um eine möglichst steile parteipolitische Karriere für mich selbst.“ Sein Kontrahent Schaal sagt: „Wenn es eine rechtssichere und faire Wahl mit allen berechtigen Delegierten gibt, dann stehe ich gerne, so wie von 8 Kreisverbänden vorgeschlagen, als Vorsitzender der JU Berlin zur Verfügung.“ Oder ist es doch die „Berliner JU“? Fortsetzung folgt. | |||
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