Liebe Frau Do, „man darf um nichts in der Welt den Eindruck erwecken, man nütze ein Parteiamt nur, weil man den nächsten Sprung ins nächste Staatsamt machen will. Das wäre fatal.“ So sagte es Annegret Kramp-Karrenbauer bei einer Regionalkonferenz im Wettrennen um den CDU-Vorsitz vor einigen Monaten. Die Saarländerin hatte sich Sympathien in der CDU erworben, weil sie glaubwürdig die Partei nach vorne stellte. Erst als Generalsekretärin, dann als Parteivorsitzende. Am Dienstagabend drängte sie dann aber überraschend doch ins Kabinett, obwohl selbst die Kanzlerin mit Parteifreunden schon über die Alternative Jens Spahn gesprochen hatte. „Sie hat sich einfach selbst eingewechselt“, sagte ein Präsidiumsmitglied gestern Morgen immer noch überrascht. Man kann an der Entscheidung einiges ableiten. AKK mag an persönlicher Glaubwürdigkeit verloren haben, doch ihren Machtanspruch hat sie zementiert. Sie will zeigen, dass sie das schwerste Ressort der Regierung führen kann und „kanzlertauglich“ ist. Der Nebeneffekt: Im Fall eines Rücktritts von Angela Merkel kann Kramp-Karrenbauer als geschäftsführende Regierungschefin auch ohne Bundestagsmandat das Land in einer Minderheitsregierung führen (wenn die SPD die Koalition verlässt) oder eine Neuauflage der Jamaika-Koalition versuchen oder aus einer machtvollen Position heraus Neuwahlen anstreben. All das erscheint vielversprechender, als den ehrgeizigen Jens Spahn international punkten zu lassen. Kristina Dunz hat den Tag nach dem Personalkarussell in Berlin und Brüssel beobachtet und Reaktionen eingefangen. Etwa eineinhalb Jahre haben meine Verhandlungen mit dem russischen Außenministerium gedauert, bis die Zusage für ein Interview mit Sergej Lawrow eintraf. Über die Modalitäten und Themen wurde lange gerungen, es ging hin und her, schließlich sagte er zu im Vorfeld des Petersburger Dialogs, der heute auf dem Petersberg bei Bonn beginnt. Lawrow ist der dienstälteste Außenminister der G-20-Staaten und ein politisch gestählter Hardliner. Putins Kettenhund auf dem internationalen Parkett. Im Interview wirft Lawrow den Nato-Ländern eine aggressive anti-russische Politik vor, an den andauernden Kämpfen in der Ost-Ukraine sei Kiew schuld. Eine Deeskalationsstrategie hat Lawrow nicht wirklich im Gepäck, wenn er heute in Köln/Bonn landet. Trotzdem ist es wichtig, im Dialog zu bleiben und immer auch die andere Sicht zu hören. Im Januar rast ein Mann mit seinem Auto in Alsdorf bei Aachen in einen BMW - vermutlich absichtlich, sein Beifahrer stirbt. Im BMW sitzt ein unbeteiligter Mann namens Gerhard Hagedorn. Er wird nie wieder laufen können. Wie geht es ihm sechs Monate später? Claudia Hauser hat mit ihm gesprochen. Herzlichst Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |