Sind Aktien derzeit teuer?

Sind Aktien derzeit teuer?
von Sven Weisenhaus

Der DAX wurde heute am kleinen Verfallstag oberhalb von 13.000 Punkten abgerechnet. Damit ging wieder einmal eine Verfallstagsprognose perfekt auf. Da die Kurse bereits seit gestern knapp oberhalb dieser Marke lediglich seitwärts tendieren und sich damit charttechnisch nichts mehr verändert hat, kann ich noch einmal auf das Thema von vorgestern zurückkommen.

Da hatte ich die Frage gestellt, ob schwächeres Gewinnwachstum zum Problem für Aktien werden könnte. Für die US-Indizes hatte ich dies bejaht, weil sie bereits ambitioniert bewertet sind. „…einige würden auch sagen, die Aktien im S&P 500 seien bereits teuer“, schrieb ich dazu. Dazu muss man allerdings die Frage stellen: Teuer im Vergleich wozu?

Im Vergleich zum DAX, der derzeit ein KGV von rund 14 hat, ist der S&P 500 zum Beispiel mit seinem KGV von 18 definitiv teurer - dazu noch einmal die Grafik aus der Börse-Intern vom vergangenen Mittwoch:

KGV der diversen Aktienindizes
(Grafikquelle: DWSactive)

Im Vergleich zum Anleihemarkt hingegen ist selbst der US-Aktienmarkt trotz seiner überdurchschnittlich hohen Bewertung noch relativ billig.

Aktien vs. Anleihen

Um einen Vergleich dieser beiden Anlageklassen vornehmen zu können, braucht man einen Maßstab. Dieser kann die Rendite sein oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Um es sich sehr einfach zu machen, kann man die Aktienmarktrendite mit der Dividendenrendite gleichsetzen. Da aber nicht alle Aktien eine Dividende ausschütten, kann man die Aktienmarktrendite errechnen, indem man das KGV umkehrt (100 / KGV). Bei einem KGV von 10 liegt die Rendite zum Beispiel bei 10 %, bei einem KGV von 20 bei 5 %. Im DAX liegt die Rendite beim aktuellen KGV von 14 also derzeit bei ca. 7,2 %. Beim S&P 500 sind es 5,56 %.

Je höher die Rendite, desto attraktiver logischerweise das Investment. Bei US-Staatsanleihen liegt die Rendite derzeit bei weniger als 2,5 % - dazu noch einmal die Grafik aus der Börse-Intern vom vergangenen Freitag:

Leitzins vs. Staatsanleihen
(Grafikquelle: DWSactive)

Deutsche Bundesanleihen rentieren noch weit niedriger, wie der folgende Chart von DWS Investments zeigt:

Anleiherenditen
(Grafikquelle: DWSactive)

Grundsätzlich rentieren Staatsanleihen derzeit relativ niedrig und in den meisten Fällen wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken (Fed, EZB, BoJ, BoE) weit unterhalb ihres Zehn-Jahres-Durchschnitts. Insofern sind Aktien gegenüber Anleihen noch zu bevorzugen.

Bei Anleiherenditen von 3 % oder 4 % könnte sich das Anlegerinteresse wandeln

Allerdings muss man für die Rendite am Aktienmarkt hohe Kursschwankungen in Kauf nehmen. Daher ist hier ein Bewertungsabschlag gerechtfertigt. Steigen die Zinsen und werfen sichere Staats- und Unternehmensanleihen in Zukunft wieder 3 % oder 4 % ab, könnten die schwankungsärmeren Anleihen für viele Anleger bereits eine sinnvolle Alternative zu Aktien sein.

Reinvestitionen könnten den Weg in den Aktienmarkt finden

Weil die Notenbanken ihren expansiven Pfad aber nur sehr langsam verlassen, wird es noch eine Weile dauern, bis insbesondere Staatsanleihen derartige Renditen abwerfen. Und bis dahin könnte noch viel Geld den Weg in den Aktienmarkt finden. Denn allein von Bundesobligationen waren laut Bundesbank im September Papiere im Wert von 223 Milliarden Euro im Umlauf. Werden diese Anleihen ausgezahlt, stehen viele Anleger vor der Frage, wie sie das Geld erneut rentabel investieren können. Weil die Renditen am Anleihemarkt relativ niedrig sind, könnte dieses Geld zumindest zum Teil den Weg an den Aktienmarkt finden.

Fazit

Es bleibt dabei: Grundsätzlich befinden wir uns in der schönsten aller Börsenwelten. Es gibt kaum ein Argument, welches derzeit gegen Aktien spricht – abgesehen von den schnell und weit gestiegenen Kursen. Es droht daher eine Korrektur. Und genau diese scheinen wir aktuell bereits zu erleben.

Trader müssen also etwas vorsichtiger werden oder können auch mal über (kleine) Short-Positionen nachdenken, vielleicht auch nur als Depotabsicherung. Längerfristig orientierte Anleger sollten sich derweil einfach auf die gegebenenfalls günstigeren Einstiegs- bzw. Nachkaufkurse freuen.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
www.stockstreet.de



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