Sind kurzfristige Chartanalysen rund um die US-Wahlen nützlich?
Sind kurzfristige Chartanalysen rund um die US-Wahlen nützlich? von Sven Weisenhaus Torsten Ewert ist gestern bereits auf seine ausführliche Analyse eingegangen, die er für die Leser des Geldanlage-Briefs zu den Präsidentschaftswahlen in den USA erstellt hat. Dabei geht es nicht nur um das Präsidentenamt, sondern es werden auch Teile beider Kammern des US-Kongresses neu gewählt. „Und das ist politisch bedeutsam!“, schreibt Torsten. Zahlreiche Auswirkungen durch die US-Wahl Denn das Wahlergebnis kann Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg haben, auf den Welthandel (Stichwort: Zölle), vor allem aber natürlich in mehrfacher Hinsicht auf die weitere Entwicklung der USA. Kurzfristig stellt sich die Frage, wie eindeutig das Wahlergebnis ausfällt und ob es von den Kontrahenten anerkannt wird. Langfristig wird das Wahlergebnis entscheidend für die Wirtschafts-, Haushalts-, Geld- und Sozialpolitik der USA sein. In dieser Hinsicht haben die Parteien teilweise sehr unterschiedliche Vorstellungen. Dementsprechend könnten die Auswirkungen auf die Börsenkurse ausfallen. Im Falle eines knappen Wahlausgangs könnte es zu zahlreichen Wechseln der Kursrichtung kommen, wenn das Wahlergebnis mit fortschreitender Auszählung angepasst wird. Und steht das Ergebnis fest, wird dieses zu entsprechenden Positionierungen der Langfrist-Investoren kommen. Welche Szenarien sind denkbar? Vor diesem Hintergrund ist es gerade jetzt – also bevor das Wahlergebnis feststeht – noch wichtig zu wissen, wie das Wahlsystem in den USA funktioniert. Und man sollte sich klar machen, welche unterschiedlichen Wahlergebnisse denkbar sind und wie sich diese auf die Börsenkurse auswirken können. Denn wie eingangs bereits geschrieben, kommt es nicht nur darauf an, ob Harris oder Trump die Wahl gewinnt. Es kommt auch darauf an, ob die Demokraten oder die Republikaner eine Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus erhalten. Dadurch sind verschiedene Konstellationen denkbar. Auf diese geht Torsten Ewert in seiner Analyse ausführlich ein. Gibt es klare Wahlgewinner und Wahlverlierer? Und er zeigt auch auf, ob es an der Börse mögliche Investments gibt, die bei einem bestimmten Szenario bzw. Wahlergebnis unbedingt in ein Depot gehören. Dabei räumt er auch mit einem Mythos auf. Ich kann Ihnen daher die 17-seitige Monatsausgabe des Geldanlage-Briefs wärmstens ans Herz legen, die Sie bereits im Online-Archiv nachlesen können, wenn Sie sich jetzt hier zum 30-tägigen Probeabo des Geldanlage-Briefs anmelden. Denn sie beleuchtet die US-Wahl aus allen möglichen Blickwinkeln. Sind kurzfristige Analysen dieser Tage nutzlos? Ich persönlich bin der Ansicht, dass man sich im Umfeld der heutigen Wahl weitestgehend in Zurückhaltung üben sollte, wie es die Märkte mehrheitlich auch derzeit tun. Damit schließe ich mich Torsten Ewerts Meinung an. Denn aus seiner Sicht macht es derzeit auch keinen Sinn, die kurzfristigen Kursentwicklungen charttechnisch zu analysieren. Denn kommt es in den kommenden Tagen erwartungsgemäß zu stärkeren Kursausschlägen, sind diese Analysen ohnehin hinfällig. Daher sollte man das Wahlergebnis abwarten und lediglich zuschauen, wie die Märkte darauf reagieren. Sobald sich die Kurse auf neuen Niveaus eingependelt haben bzw. sich durch die Kursentwicklungen klare Trends abzeichnen, kann man auf diese mit neuen Positionen setzen. Bullishes Elliott-Wellen-Szenario beim Dow Jones hinfällig Dabei hatte es jüngst bei den Aktienindizes in den USA interessante Signale im kurzfristigen Bereich gegeben, die theoretisch wegweisend sein könnten. Der Dow Jones ist zum Beispiel unter das Tief der vermeintlichen Welle 2 (hellgrün im folgenden Chart) vom 8. Oktober bei 41.795,73 Punkten geraten. Dadurch ist das bullishe Elliott-Wellen-Szenario in der skizzierten Form hinfällig. Das hatte sich schon angedeutet. Bereits in der letzten Analyse vor den kurzen Börse-Intern-Herbstferien hatte ich bemängelt, dass die Aufwärtsbewegung des Dow Jones deutlich an Schwung verloren hatte. Und dadurch konnte der Index mit 5 Verlusttagen in Folge die Kursgewinne eines ganzen Monats ausradieren (siehe „Die KI- und „Magnificent 7“-Blase verhindert größere Korrekturen“). Langfristig ist die Aufwärtsbewegung noch intakt Mit der Fortsetzung dieser Bewegung unter das Oktober-Tief hat sich auch das längerfristige Chartbild eingetrübt. Zuvor hatte sich der aktuelle Ausbruchsversuch aus dem Aufwärtstrendkanal als erneutes Fehlsignal entpuppt (siehe rote Ellipse im Chart), wie schon Ende März / Anfang April. Und diese Bullenfalle zieht nun die typischen bearishen Konsequenzen in Form einer starken Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach sich. Dies könnten die Bären für einen weiteren Versuch nutzen, den Aufwärtstrendkanal nachhaltig nach unten zu brechen. Doch bislang führten auch solche Versuche am Ende nur zu Fehlausbrüchen – hier in Form von Bärenfallen. Der Aufwärtstrend des Dow Jones ist daher grundlegend noch intakt. Und dadurch könnten die kurzfristig bearishen Signalen schnell hinfällig werden, wenn der Index mit starken Kursgewinnen auf das Wahlergebnis in den USA reagiert. In diesem Fall war das kurzfristige Auf und Ab womöglich nur eine „unregelmäßige“ ABC-Korrektur innerhalb der Welle 3. Kurzfristig spricht die charttechnische Situation des Dow Jones also dafür, dass es einen erneuten Angriff auf die untere Linie des Aufwärtstrendkanals gibt. Aus dem längerfristigen Chartbild ergibt sich aber zugleich die Möglichkeit, dass der Index zeitnah schon wieder nach oben läuft. Die Reaktion der Anleger auf das Wahlergebnis dürfte das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen. Unsicherheitsformation beim Nasdaq 100 Ähnlich unklar ist die Lage beim Nasdaq 100. Auch hier hat sich ein Ausbruchsversuch als Bullenfalle entpuppt (siehe rote Ellipsen im folgenden Chart). Und auch hier rutschten die Kurse anschließend unter vorangegangene (Korrektur-)Tiefs. Damit erscheint das Chartbild kurzfristig bearish. Genau wie der Dow Jones, zeigt auch der Nasdaq 100 durch die jüngsten Kursverluste im langfristigen Chart ebenfalls erste bearishe Signale. Denn mit dem Kursrutsch vom 31. Oktober wurden zugleich der kurzfristige und der langfristige Aufwärtstrendkanal sowie eine wichtige Aufwärtstrendlinie gebrochen. Über Letzteres hatte gestern auch Torsten Ewert berichtet. Doch man kann die kurzfristige Kursentwicklung noch als Unsicherheitsformation in Form einer Trompete betrachten (blaue Linien im folgenden Chart). Und bei dieser Seitwärtsformation ist die weitere Kursrichtung völlig offen. Es kommt darauf an, in welche Richtung die Kurse ausbrechen. Und so könnte auch hier das US-Wahlergebnis das Pendel in beide Richtungen ausschlagen lassen. Quittieren die Anleger den Wahlausgang mit steigenden Kursen, sind die gebrochenen Linien schnell zurückerobert (was aktuell auch schon der Fall ist) und die bearishen Signale somit hinfällig. Bei einem neuen kurzfristigen Tief würde das Pendel hingegen zugunsten der Bären ausschlagen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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