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Joachim Rüttgen
Lokalredakteur Bergisches Land
02. September 2023
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Den Begriff „Sitzungswochen“ kennen wir aus dem Bundestag. Klar, dort wird ja auch die „große“ Politik gemacht. Aber auch im „kleinen“ Wermelskirchen können die Tagungen der Kommunalpolitik zu ausufernden Terminreigen führen. Solch ein „Sitzungsmarathon“ steht in der kommenden Woche bevor: Es tagen der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr, der Schulausschuss, der Ausschuss für Umwelt und Bau sowie der für Kultur, Freizeit und Tourismus – vier Ausschusssitzungen von Montag bis Donnerstag. Wer jetzt aber denkt, es gebe täglich eine der Sitzungen, sieht seltsame Blüten treiben, denn: Zwei Ausschüsse tagen nahezu gleichzeitig. Zum einen trifft sich der Ausschuss für Umwelt und Bau am Mittwoch, 6. September, um 18 Uhr in Lindlar (!). Der Sinn: Vor der Sitzung wird „metabolon“ besichtigt, um etwas über die Nutzung von Biogas zu lernen. Zum anderen trifft sich am Mittwoch, 6. September, der Schulausschuss. Auch der macht einen Ausflug: Es geht zum Grundschul-Standort in Hünger, denn der Ausschuss will nach und nach alle Wermelskirchener Schulstandorte anschauen. Los geht’s um 16 Uhr, danach wird im Rathaus getagt. Auf der Tagesordnung: Unter anderem das Thema der Zügigkeit der Gesamtschule, bei dem sich Diskussionsbedarf abzeichnet .
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Diskussionsbedarf könnte auch die Terminplanung für die Sitzungen auslösen. Denn: Derartige Terminhäufungen und -überschneidungen zeugen nicht von ausgesprochener Planungsfähigkeit oder -bereitschaft. Sicherlich ist nicht jedes Stadtratsmitglied in jedem Ausschuss, die Schnittmenge bei Terminüberschneidungen nicht riesig. Aber: Jede Fraktion und jedes Ratsmitglied sollten die reelle Chance haben, die Übersicht über das Gesamtgeschehen zu behalten, um nicht zum „Stimmvieh“ zu verkommen.
Was sich da in einem großen Teilbereich der Mul in Hückeswagen abspielt, ist haarsträubend . Dass es da noch keine Verletzte oder gar Tote gegeben hat, mag angesichts der Vielzahl an umgekippten Bäumen, abgebrochenen Ästen und eingeknickten Stämmen wie ein Wunder erscheinen. Zudem kommt die Gefahr eines Waldbrands aufgrund der Vielzahl an ausgetrockneten Fichten, die immer noch dort stehen – sofern es eine langanhaltende Hitzeperiode geben sollte. Eine solche ist selbst in diesen Breitengraden nicht mehr auszuschließen.
Die Krux an der Sache ist: Dem betroffenen Waldbesitzer ist nicht beizukommen. Rein juristisch gesehen kann er in seinem Wald tun und lassen, was er will. Niemand kann ihn dazu verpflichten, seine Bäume abzuholzen: Sie stehen nunmal nicht an einer viel befahrenen Straße, sondern an (Wander-)Wegen, die ihm gehören. Daher sollte sich jeder, der in dieses Waldstück geht, klarmachen, dass er das auf eigene Gefahr tut. Und die ist alles andere als gering!
Auf der anderen Seite ist die Ignoranz des Eigentümers unerträglich. Kontakt aufnehmen: unmöglich, Termine: kurzfristige Absage. Dabei wäre ein Kompromiss doch überhaupt kein Problem: die ersten drei Baumreihen beidseitig der Wege abholzen – dann können die Menschen dort spazieren, radeln, reiten, und der Rest kann zu einem Urwald werden. Davon hätten alle was.
Das war keine leichte Woche für die Menschen in Radevormwald. Und ganz gewiss nicht für Familie, Angehörige und Freunde des 19-jährigen Mannes, der am Sonntagmorgen am Kreisel in der Innenstadt niedergestochen wurde und starb . Eine bleierne Schwere legte sich über die Stadt. Schockstarre. Eine unfassbare Tat. Kaum zu begreifen. Ein erster Tatverdächtiger wurde schnell gefasst. Eltern und Schüler dennoch in Angst, weil ein zweiter Tatverdächtiger auf der Flucht war. Die Gerüchteküche brodelte nicht nur, sie kochte über. Wilde Drohungen, immer wieder nicht zu verifizierende Nachrichten, eine große Unsicherheit machte sich breit . Dann der Dienstagabend. Trauerfeier und Schweigeminute. Die Stimmung war bedrückend, beklemmend. Glücklicherweise blieb es ruhig. Auch, weil die Ermittlungsbehörden gut, schnell und gezielt arbeiten. Noch am Dienstagabend wurde der gesuchte zweite Verdächtige gefasst. Die Mordkommission sollte jetzt in Ruhe ihre Arbeit machen dürfen. Die mutmaßlichen Täter haben angekündigt zu schweigen. Das ist ihr Recht. Die Ermittler sichern weitere Spuren, ermitteln die Hintergründe, wollen sich ein möglichst detailliertes Bild davon machen, warum es zu dieser entsetzlichen Tat gekommen ist. Auch hier bringen wilde Spekulationen über Motive und Tathergang nichts. Vertrauen in die Ermittlungsbehörden ist jetzt ganz wichtig.
Das ist den Anwohnern an der Kohlstraße in Radevormwald nicht zu vermitteln. Da sollen sie für einen Vollausbau ihrer Straße bezahlen, die 60 Jahre nicht ausgebaut wurde. Warum eigentlich nicht? Dass die Stadt nur auf die Unterlagen verweist, die nun mal klar ausdrücken, dass die Straße noch nicht erschlossen sei, reicht da beileibe nicht aus. Wo ist der Fehler im System? Wer hat da vielleicht nicht seine Hausaufgaben gemacht? Fest steht: Dafür dürfen nicht die Bürger herhalten. Das hat auch der Bürgermeister ganz richtig erkannt. Insofern ist die Vorgehensweise, jetzt erst einmal abzuwarten, statt einen Luxus zu finanzieren, den eigentlich niemand haben will, genau richtig. Auch wenn er vielleicht zu kurz gedacht scheint. Eine Lösung muss sicher irgendwann mal her. Aber bitte nicht auf Kosten der Bürger!
Ein schönes Wochenende und eine gute Woche, das wünscht Ihnen
Ihr
Joachim Rüttgen
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