Dorothee Bär, Klaus Ernst und Hugo Müller-Vogg im Gespräch mit Alexander Marguier
 
 
 
 
 
 
 
Liebe Leserinnen und Leser,
 

der Philosoph Slavoj Žižek hat mit seinem Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse für Aufregung gesorgt. Für viele war die gestrige Rede von Žižek eine Zumutung. Dabei hat der Philosoph nur seinen Job gemacht: Er hat die Welt inklusive des Nahost-Konflikts von zwei Seiten aus betrachtet. Das reicht heute schon, um sich wüste Vorwürfe einzufangen.

 

Žižek sei der Philosoph der roten Tinte, so charkterisiert ihn mein Kollege Ralf Hanselle. Was er damit meint, wissen auf Anhieb nur die Kenner alter Ostblock-Witze, die mit der Notwendigkeit des Lügens ihre Späße trieben: Wo für gewöhnlich Wahrheit und Lüge nicht mehr zu erkennen oder ununterscheidbar geworden sind und wo selbst der größte Wiederspruch noch unter einem hübschen Blauschimmer verdeckt wird, da macht Žižek alle Spannungen, Nuancen, ja alle offenkundigen Differenzen unmissverständlich sichtbar.

 

Der Konflikt in jenem Land, das in der Bibel das gelobte genannt wird, betrifft längst nicht mehr nur die dort Lebenden. Die antisemitischen Gewalttaten arabischer Migranten in Deutschland auf jüdische Einrichtungen und die teilweise auch gewalttätigen Demonstrationen hierzulande zeigen, wie fragil der innere Frieden in unserer Einwanderungsgesellschaft ist. Die „Staatsraison“ der Israel-Freundschaft, die der Kanzler jetzt erneut in Israel beschwor, wird im eigenen Land immer schwerer durchzusetzen.

 

Illusiorisch ist es aber auch zu glauben, die Unterstützer der hamas-Terrorismus in Deutschland und überall sonst würden sich freidlich zurückhalten, wenn nur Israel sich der Forderung nach mehr Zurückhaltung beuge. Denn das kann es erstens nicht tun, ohne sich selbst zu gefährden. Und zweitens: Unabhängig davon, wie Israel sich verhält - die Hamas wird es für ihre Propaganda ausschlachten, schreibt mein Kollege Ingo Way, der erst kurz vor den Terrortaten selbst im betroffenen Städtchen Sderot in Israel war, in dem die Terroristen zahlreiche Zivilisten ermordeten.

 

Dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser von ihrer Doppelrolle in Berlin und Wiesbaden überfordert ist, kann längst niemanden mehr überraschen. Nun hat sie wichtige Termine in Berlin abgesagt, weil „die furchtbaren Ereignisse in Israel und deren Auswirkungen auf Deutschland“ sie angeblich besonders fordern. In Wirklichkeit führte sie Koalitionsgespräche in Hessen. Die Frau, die ihre eigenen Beamten so hanebüchen belügt, ist die falsche in diesem Amt, schreibt mein Kollege Daniel Gräber.

 

Protektionismus und America first. Das galt bislang als Inbegriff des Trumpismus. Doch sein Gegner und Nachfolger Joe Biden lässt ganz ähnliches verkünden. Es nicht weniger als eine wirtschaftspolitische Kehrtwende nach 75 Jahren, die der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan im April als eine künftige Biden-Doktrin vorstellte. In einem Gastbeitrag erklärt Joachim Lang, was das für die Architektur der globalen Wirtschaftsordnung bedeutet. Für Europa und vor allem Deutschland jedenfalls erwartet er: schwere Zeiten.

 

Ihr Ferdinand Knauß, Redakteur

 
 
 
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Zizek denkt aus zwei Richtungen /dpa
 
Slavoj Žižek auf der Frankfurter Buchmesse
 
Paria der Positivgesellschaft
 
VON RALF HANSELLE
 
 
Für viele war die gestrige Rede von Slavoj Žižek auf der Frankfurter Buchmesse eine Zumutung. Dabei hat der Philosoph nur seinen Job gemacht: Er hat die Welt von zwei Seiten aus betrachtet. Und dabei hat er den vielleicht ersten wahren Satz seit Tagen gefunden.
 
 
 
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Antijüdische Ausschreitungen
 
Egal, was Israel tut ...
 
VON INGO WAY
 
 
Es ist ein Irrtum zu glauben, Ausschreitungen von Hamas-Anhängern in Deutschland würden nachlassen, würde sich Israel nur der Forderung nach mehr Zurückhaltung beugen. Denn das kann es erstens nicht tun, ohne sich selbst zu gefährden. Und zweitens: Unabhängig davon, wie Israel sich verhält - die Hamas wird es für ihre Propaganda ausschlachten.
 
 
 
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Reaktionen auf Hamas-Terror
 
Das destabilisierbare Deutschland
 
VON FERDINAND KNAUSS
 
 
Die teilweise antisemitischen Reaktionen arabischer Migranten in Deutschland auf den Hamas-Terror zeigen, wie fragil der innere Frieden in unserer Einwanderungsgesellschaft ist. Die „Staatsraison“ der Israel-Freundschaft wird immer schwerer durchzusetzen.
 
 
 
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Innenministerin belügt Polizisten
 
Nancy Faeser ist die falsche Frau im Amt
 
VON DANIEL GRÄBER
 
 
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat wichtige Termine in Berlin abgesagt, weil „die furchtbaren Ereignisse in Israel und deren Auswirkungen auf Deutschland“ sie angeblich besonders fordern. In Wirklichkeit führte sie Koalitionsgespräche in Hessen.
 
 
 
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Wirtschaftspolitische Kehrtwende der USA
 
Was „Bidenomics“ für Deutschland und Europa bedeuten
 
VON JOACHIM LANG
 
 
Mit seiner Rede im April erklärte der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan mehr als 75 Jahre amerikanischer Wirtschaftspolitik für beendet und erläuterte die Eckpfeiler einer künftigen Biden-Doktrin. Doch wie verändert das die Architektur der globalen Wirtschaftsordnung? 
 
 
 
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Cicero Ausgabe 10_2023
 
 
 
 
Karikatur
 
Hoffnung für den Prügelknaben
 
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