Ausgabe vom 24.08.2023
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Sorgte NVIDIA nur für ein kurzes Strohfeuer?

Sorgte NVIDIA nur für ein kurzes Strohfeuer?
von Sven Weisenhaus

Mit NVIDIA hat gestern noch ein richtiges „Dickschiff“ der Börsen Geschäftszahlen vorgelegt. Doch damit neigt sich die Bilanzsaison zum vergangenen 2. Quartal 2023 nun dem Ende entgegen. Wie Morningstar berichtet, war das für den DAX bereits am 10. August der Fall, da an diesem Tag die letzten 7 DAX-Konzerne ihre Quartalsberichte vorlegten.

Umsatz- und Gewinnwachstum unterhalb der Inflationsrate

Und Morningstar kommt zu dem Fazit, dass die Berichtssaison für die deutschen Großunternehmen durchwachsen ausfiel. Denn einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY zufolge stieg deren Gesamtumsatz zum Vorjahresquartal nur um 1,1 % auf rund 446,2 Milliarden Euro und der operative Gewinn der Unternehmen um 2,7 % auf 40,5 Milliarden Euro. Zwar wurde beim Umsatz der höchste Wert in einem zweiten Vierteljahr seit Beginn der Auswertung 2014 erzielt, und beim Gewinn der zweithöchste Wert in einem zweiten Quartal, das Wachstum blieb dabei aber unterhalb der Inflationsrate.

Und das 2. Halbjahr 2023 dürfte für die DAX-Konzerne sogar noch schwieriger werden. Das erwartet zumindest der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung Deutschland: „Wachstumsimpulse sind nicht in Sicht.“ Das geringe Umsatzwachstum werde daher nach wie vor von der hohen Inflation mehr als aufgezehrt, „so dass wir es de facto vielfach bereits mit einem Minuswachstum zu tun haben.

Bilanzsaison und aktueller Ausblick taugen nicht für Kursgewinne

Auch für die US-Unternehmen lief es im 2. Quartal 2023 alles andere als berauschend. Die Umsätze der im S&P 500 versammelten Konzerne stiegen im Durchschnitt lediglich um 0,4 %, die Gewinne gaben sogar um -3,4 % nach.


(Quelle: Refinitiv)

Immerhin konnten aber die Umsatzerwartungen von 63 % und die Gewinnerwartungen von 79 % der Unternehmen übertroffen werden. Die tatsächlichen Ergebnisse lagen dabei beim Umsatz um 1,7 % und beim Gewinn um 7,8 % über den Prognosen.


(Quelle: Refinitiv)

Aber das ist nichts Ungewöhnliches mehr, da die Erwartungen regelmäßig vor Beginn der Bilanzsaison nach unten geschraubt werden.


(Quelle: Refinitiv)

Vergleicht man die tatsächliche Gewinnentwicklung (-3,4 %) mit der Erwartung vom Juli (+10,7 %) und Oktober (+5,3 %) des vergangenen Jahres oder dem Januar des laufenden Jahres (-0,3 %), dann wurden diese damaligen Erwartungen deutlich verfehlt.

Aber die Anleger schauen nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft. Und diesbezüglich sehen die Daten von Refinitiv aktuell wie folgt aus:


(Quelle: Refinitiv)

Vergleichen wir diese nun mit der Tabelle aus der Börse-Intern-Ausgabe vom 19. Juli (siehe „Selbst 15 % Gewinnwachstum sind schon eingepreist“):


(Quelle: Refinitiv)

Demnach blicken die Analysten aktuell etwas optimistischer in die Zukunft. Lediglich für das 2. Quartal 2024 wurden die Erwartungen nach unten geschraubt, hier allerdings relativ deutlich. Die Veränderungen sind aber insgesamt recht gering. Sie taugen daher nicht für nennenswerte Kursgewinne. Und sie ändern auch nichts an der nach wie vor relativ hohen Bewertung des US-Marktes.

Heftige Wendekerzen nach erneutem NVIDIA-Hype

Übrigens – so viel kann ich hier verraten: Heute früh war in der Wochenausgabe des Stockstreet-Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“ zu lesen, „dass die aktuelle KI-Euphorie nicht mehr lange anhalten wird. Die Geschäftszahlen von NVIDIA sind nun bekannt, ebenso der Ausblick. Und daher sollten sich die Anleger bald darauf besinnen, dass die starke Geschäftsentwicklung des Unternehmens längst ausreichend im Aktienkurs eingepreist wurde, was auch für die Branchenkollegen gilt“. Und weiter: „… Stattdessen rechne ich mit einer baldigen erneuten Schwäche am Aktienmarkt, da der September vor der Türe steht, der statistisch betrachtet regelmäßig noch schwächer ist als der August.

Nach Versand dieser Ausgabe (7:00 Uhr) starteten die Aktienmärkte mit deutlichen Kursgewinnen in den Tag. Aber mit Eröffnung des offiziellen US-Handels gab der Technologieindex Nasdaq 100 plötzlich deutlich nach. Und das zog im weiteren verlauf auch den Dow Jones mit nach unten, der zunächst noch weiter zugelegt hatte. Hält diese Entwicklung bis Handelsende an, haben es die Anleger mit großen roten Tageskerzen zu tun. Und wenn die Kurse danach morgen weiter nachgeben, so dass die heutigen Wendekerzen bestätigt werden, dürften damit die vorherigen Kurserholungen enden und sich die saisonale Schwäche fortsetzen, inklusive neuer Korrekturtiefs.


Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse 
Ihr 
Sven Weisenhaus 
www.stockstreet.de




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