im Prinzip könnte man täglich einen oder gleich mehrere Artikel über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den journalistischen Anspruch mancher Kollegen dort schreiben, der irgendwo zwischen sonderpädagogischer Aufklärungsmission und als Journalismus getarnte PR-Arbeit für den linksgrünen Zeitgeist anzusiedeln ist. Nicht bei allen, selbstverständlich. Aber bei zu vielen, wenn Sie mich fragen. Früher habe ich mich aufgeregt über den Mangel an Meinungspluralismus bei ARD, ZDF und Deutschlandradio. Mittlerweile beobachte ich das ideologische Treiben dort mit einem gewissen Amüsement. Außerdem bekommt man dadurch gute Pointen geliefert für Texte. Eine besonders schöne Pointe hat mein Kollege Ulrich Thiele für Sie recherchiert: Eine NDR-Journalisten schreibt über den Bundeskanzler und verschickt Anfragen zum Cum-Ex-Skandal, in den dieser verwickelt ist. Und jetzt kommt's: Die Kollegin ist mit einem Hamburger SPD-Politiker liiert. Und der wiederum, Trommelwirbel, ist ein enger Freund von Olaf Scholz – und sein ehemaliger Mitbewohner. Wenn das mal kein SPD-Filz beim NDR ist. Apropos Olaf Scholz: An die Formulierung des „Bundeskanzler Olaf Scholz“ hat man sich mittlerweile nach einem Jahr im Amt gewöhnt. Ebenso an seinen Regierungsstil des Durchlavierens. Lesen Sie in der Februar-Ausgabe des Cicero, welche Pläne hinter Scholz' Pokerface stecken. Diese ist ab heute am Kiosk Ihres Vertrauens zu finden. Außerdem beschäftigen wir uns darin unter anderem mit der Berlin-Wahl, Karl Lauterbachs Krankenhausreform und dem permanenten Geschimpfe auf den Neoliberalismus. Letzterer stößt auch bei Vertretern des woken Zeitgeistes auf verlässliche Empörung. Auch über diese Leute könnte man sich eigentlich bestens amüsieren, mit ihren grotesken Sprachregelungen und dem wirren Weltbild. Dieses zu artikulieren reicht der woken Meute aber nicht mehr. Am eigenen Leib erfahren hat das jüngst eine Studentin der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie demonstrierte mit einer Suffragetten-Flagge gegen die Forderung einer „Rosa Liste“ Frauentoiletten für biologische Männer freizugeben – und wurde dafür von Aktivisten angegriffen, verletzt, beraubt und beleidigt. Jens Peter Paul mit den Details. Der ganze Zeitgeist-Firlefanz in Politik und Medien hat übrigens auch massive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Große Unternehmen verlagern ihre Forschungsaktivitäten immer mehr in Länder außerhalb der EU. Ihre Begründung ist eine Ohrfeige für die hiesigen Zustände. Denn das von überbordender Bürokratie und grünem Fundamentalismus geprägte Klima hierzulande ist ihnen zu innovationsfeindlich. Das kann ich gut verstehen. Ludger Wess über ein Grundprinzip des EU-Bürokratismus: Innovation? Nein danke! Vieles von dem, was in diesem Newsletter bisher thematisiert wurde, hat offensichtlich mit einer gewissen Infantilisierung dieser Gesellschaft zu tun. Und die macht nicht einmal vor dem Ukraine-Krieg halt, obwohl all das, was dort geschieht, kein Videospiel ist – sondern schlimmste Kriegsrealität. Jüngstes Beispiel: Die deutsche Außenministerin sagt öffentlich, „wir“ würden im „Krieg gegen Russland“ kämpfen. Dann sollte sie aber die Möglichkeit im Auge behalten, dass „wir“ diesen Krieg auch verlieren könnten. Zumal Russland sich so bald nicht geschlagen geben wird. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier kommentiert. Das beste Mittel gegen zeitgeistige Verirrungen: unser Podcast. Über 50 Folgen können Sie mittlerweile auf cicero.de und allen gängigen Podcast-Plattformen hören; von einem ausführlichen Gespräch mit Ex-Bild-Chef Julian Reichelt (Folge 1) bis zur Abrechnung von Heinz Buschkowsky mit der Berliner Republik (Folge 50). Wie jeden Freitag kommt heute eine weitere Folge dazu (Folge 52). Zu Gast ist der Rechtsanwalt, Journalist und Moderator Butz Peters. Mit Alexander Marguier spricht er über den spektakulären Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe in Dresden und den derzeit laufenden Strafprozess gegen die mutmaßlichen Täter des Remmo-Clans. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leiter Debatte |