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Bankenbrief

Wichtiges vom 29. September 2020

Das Thema

Öffentliche Schulden wegen Corona-Pandemie auf Rekordniveau

Die Corona-Krise hat die Schulden von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung bei Banken und Privatunternehmen auf einen Höchststand steigen lassen. Die Summe betrug 2,1089 Billionen Euro zum Ende des ersten Halbjahres 2020, wie das Statistische Bundesamt heute in Wiesbaden anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilte. Dies sei der höchste ermittelte Stand in der Statistik seit Umstellung der Berechnungsmethode im Jahr 2010. Der Schuldenberg wuchs demnach im Vergleich zum Jahresende 2019 um rund 11 Prozent oder 210,1 Milliarden Euro. Der Anstieg sei "im Wesentlichen dadurch begründet, dass die öffentlichen Haushalte finanzielle Mittel für Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Krise aufnahmen", erklärte das Bundesamt. Er betraf demnach bis auf die Sozialversicherung alle Ebenen des öffentlichen Gesamthaushalts. Im zweiten Quartal 2020 erhöhten sich die Schulden im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres um knapp 8 Prozent oder 153,5 Milliarden Euro. Nach Angaben von Bundesfinanzminister Olaf Scholz wird Deutschland nach der Corona-Krise eine niedrigere Verschuldung haben als viele andere Staaten vor Ausbruch der Pandemie. Die Schuldenquote im Verhältnis zur Wirtschaftskraft sei in der Finanzkrise 2009 auf über 80 Prozent gestiegen, dieses Mal würden es vermutlich 75 bis 76 Prozent sein, sagte Scholz heute in Berlin. "Das ist ein gutes Zeichen." Der Haushaltsentwurf der großen Koalition für 2021 sieht eine Neuverschuldung von gut 96 Milliarden Euro vor. "Das ist sehr, sehr viel Geld", so der Vizekanzler. Die Hilfsmaßnahmen zur Stützung der Wirtschaft dürften dennoch nicht abrupt enden. Das Bruttoinlandsprodukt wird Scholz zufolge dieses Jahr um 5,8 Prozent einbrechen – in etwa so stark wie in der Finanzkrise.

Meldungen

Brexit: EU und Großbritannien nehmen neuen Anlauf für Handelspakt

Die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union (EU) über einen Handelspakt nach dem Brexit gingen heute in Brüssel in die vorerst letzte Runde. Besonders umstritten sind die Punkte Fischerei sowie die staatlichen Regeln und Subventionen für britische Unternehmen. Europa-Staatsminister Michael Roth betonte in einem offenen Brief an die Briten: "Wir sind fest entschlossen, die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis zu führen." Die bisherigen acht Verhandlungsrunden haben keine greifbaren Ergebnisse gebracht.


Bericht: Neue Durchsuchungen bei Wirecard

Die Staatsanwaltschaft München hat heute einem Medienbericht zufolge erneut die Räumlichkeiten des Zahlungsdienstleisters Wirecard durchsucht. Dabei gehe es offenbar diesmal auch um Geldwäsche, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft wollte sich dazu bislang nicht äußern.


OECD pocht auf bessere Datengrundlage für nachhaltige Anlagen

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD hat eine bessere Vergleichbarkeit nachhaltiger Kapitalanlagen angemahnt. Die unzureichende Datengrundlage erschwere etwa sorgfältige Prüfungen bei deren Kauf und die Ausrichtung auf eine langfristige Wertschöpfung, heißt es in dem heute veröffentlichten "Unternehmens- und Finanzausblick 2020" der OECD. Kapitalanlagen könnten nur dann Verbesserungen bei ökologischen, sozialen und Governance-Aspekten bewirken, wenn die Investoren über die nötigen Instrumente und Informationen verfügten, sagte OECD-Generalsekretär José Ángel Gurría. Priorität solle die Formulierung allgemein anerkannter globaler Grundsätze und Leitlinien für einheitliche, vergleichbare und nachprüfbare Daten haben.


Wirtschaftsstimmung im Euroraum bessert sich

Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im September weiter von ihrem schweren Einbruch in der Corona-Krise erholt. Allerdings hat das Tempo der Erholung abgenommen. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg zum Vormonat um 3,6 Punkte auf 91,1 Zähler, wie die EU-Kommission heute in Brüssel mitteilte. Mit dem Zuwachs hat der Indikator bereits rund 70 Prozent der Verluste wieder wettgemacht, die er auf dem Höhepunkt der Corona-Krise in den Monaten März und April zu verzeichnen hatte. Vor allem bei den Dienstleistern hellte sich die Stimmung deutlich auf. 


Geringere Mehrwertsteuer: Inflation erneut unter der Nullmarke

Die Inflation in Deutschland ist im September erneut gefallen. Die Verbraucherpreise lagen um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt heute anhand vorläufiger Daten mitteilte. Eine negative Jahresinflation hatten die Wiesbadener Statistiker bereits im Juli mit minus 0,1 Prozent errechnet, im August stagnierten die Verbraucherpreise. Die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer hat den Preisauftrieb gedämpft.


NRW.Bank wickelt Schuldschein-Transaktion per Blockchain ab

Das Förderinstitut NRW.Bank hat die Eigenemission eines Schuldscheindarlehens (SSD) vollständig über die Blockchain-basierte Plattform Finledger abgewickelt. Die DekaBank und die DZ Bank waren ebenfalls beteiligt, wie die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen heute mitteilte. Finledger ist ein Gemeinschaftsprojekt von DZ Bank, Deutsche WertpapierService Bank, Helaba und DekaBank. 2019 sei bereits eine erste SSD-Transaktion über Finledger abgewickelt worden. Bei der aktuellen Transaktion handele es sich um die erste Eigenemission eines projektunabhängigen Partners. Thomas Ullrich, Vorstand der DZ Bank, erklärte, Finledger verschlanke die bisherigen Workflows im Bereich der Schuldscheindarlehen um mehr als die Hälfte der Prozessschritte. Eine Blockchain-basierte Echtheitsprüfung der elektronischen Signaturen sei jederzeit möglich.


LBBW ordnet Vermögensverwaltung neu

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) bündelt ihre Vermögensverwaltung und ihr Geschäft mit vermögenden Kunden künftig unter einem Dach. Die LBBW Asset Management und das gehobene Privatkundengeschäft der BW-Bank werden zusammengeführt und von BW-Bank-Vorstand Thomas Rosenfeld geleitet, teilte die Landesbank heute mit. Mit der neuen Struktur will die LBBW höhere Erträge erwirtschaften und Kosten sparen. Zusammengefasst verwalten die beiden Sparten rund 110 Milliarden Euro.


Start-ups bleiben trotz Corona-Krise zuversichtlich

Obwohl die deutschen Start-ups hart von der Corona-Krise getroffen werden, sind sie einer Branchenübersicht zufolge optimistischer als die Gesamtwirtschaft. Drei Viertel der Firmen sehen sich in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, wie aus dem heute veröffentlichten Deutschen Start-up Monitor (DSM) des Bundesverbands Deutsche Start-ups, der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg-Essen hervorgeht. Zugleich planen die Gründer, in den kommenden zwölf Monaten im Schnitt sechs neue Mitarbeiter einzustellen. Als größte Herausforderung bezeichnen knapp 70 Prozent der rund 2.000 Befragten den Vertrieb und die Kundengewinnung.


Thiel beteiligt sich an Krypto-Start-up Bitpanda

Der österreichische Krypto-Händler Bitpanda hat sich in einer neuen Finanzierungsrunde 52 Millionen Dollar (44,6 Millionen Euro) an frischem Kapital besorgt. Wie das Fintech-Start-up heute mitteilte, zählt zu den Investoren auch der Risikofonds Valar Ventures des US-Investors Peter Thiel. Die Höhe der Beteiligung Thiels wurde nicht genannt.

Die Köpfe

Berichte: Stabwechsel bei Goldman-Privatkundenplattform "Marcus"

Harit Talwar, Leiter der digitalen Retailplattform "Marcus" der US-Investmentbank Goldman Sachs, gibt Medienberichten zufolge seinen Posten ab. Der Rücktritt geschehe im Rahmen einer Management-Rotation, berichteten mehrere Medien heute unter Berufung auf Kreise. Omer Ismail, Leiter des US-Privatkundengeschäfts der Bank, werde die Rolle von Talwar übernehmen. Die Bank äußerte sich bislang nicht dazu.


Deka-Chefvolkswirt Kater warnt vor längerfristigen EZB-Krisenmaßnahmen 

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft DekaBank, hat vor möglichen Negativfolgen von langfristigen Hilfsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) gewarnt. "Es gilt jetzt darauf zu achten, dass die Volkswirtschaften nicht auf Dauer abhängig werden von diesen Sondermaßnahmen aus der akuten Krisensituation", sagte Kater heute. Die Wirtschaft brauche eine perspektivische Normalisierung. "Nach Beendigung des Corona-Ausnahmezustands, die nach heutiger Sicht schwer abschätzbar ist, muss auch an der Herstellung geldpolitischer und finanzpolitischer Normalität gearbeitet werden." EZB-Chefin Christine Lagarde hatte gestern erklärt, die Erholung im Euroraum vollziehe sich "unvollständig, unsicher und holprig". Falls es nötig werde, sei die Notenbank bereit, ihre Instrumente anzupassen.


Freispruch für Ex-IWF-Direktor Rato wegen Bankia

Der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Rodrigo Rato, ist in einem Strafprozess wegen des Börsengangs der spanischen Großbank Bankia vom Vorwurf des Betrugs der Anleger und der Bilanzfälschung freigesprochen worden. Das gelte auch für die anderen 33 Angeklagten, teilte die Strafkammer des Nationalen Gerichtshofs in Madrid heute mit. Der Börsengang der früheren Krisenbank im Jahr 2011, die später mit staatlichen Milliardenbeträgen vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste, sei von allen damals zuständigen Aufsichtsbehörden genehmigt worden, begründeten die Richter ihr Urteil. Rund 200.000 Kleinanleger hatten nach dem Börsengang der Bank 2011 herbe Verluste erlitten. Damals war Rato Präsident der Bank.

Am Vortag meistgeklickt

So punkten Sie mit digitalen Bewerbungen 

Bewerbungen per E-Mail oder Online-Formular sind mittlerweile gang und gäbe. Bewerber sollten dabei einige Regeln beachten. Laut einer Studie des Branchenverbandes Bitkom legen Unternehmen bei digitalen Bewerbungen besonderen Wert darauf, dass die Unterlagen nicht als einzelne Anhänge, sondern in einem PDF-Dokument komprimiert eingesendet werden. Außerdem sind personalisierte Dateinamen hilfreich, wenn Firmen den Anhang getrennt von der E-Mail mit dem Anschreiben intern weiterleiten. Umfangreiche Dateien sollten Sie auf maximal 5 MB verkleinern. Manche Unternehmen sperren ihr System für besonders große Mails. Weitere Tipps für aussichtsreiche Online-Bewerbungen lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Frankfurt laden die Bundesbank und das International Bankers Forum (IBF) zu einer Konferenz über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Finanzsektor ein. Teilnehmen wollen unter anderen Bundesfinanzminister Olaf Scholz, Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling, der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Felix Hufeld, Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp sowie der Chef der EZB-Bankenaufsicht, Andrea Enria. – Bei der Konferenz "The ECB and its Watchers" diskutieren Notenbanker, Finanzmarktteilnehmer und Wissenschaftler über die Geldpolitik der EZB. Eine Eröffnungsrede will EZB-Präsidentin Christine Lagarde halten. Zu den weiteren Teilnehmern zählen Bundesbank-Chef Jens Weidmann, der Gouverneur der Banque de France, François Villeroy de Galhau sowie der spanische Notenbankchef Pablo Hernández de Cos. – In Brüssel veranstaltet der Single Supervisory Mechanism (SSM) eine virtuelle Diskussion zum Thema "Covid-19 and its Impact on the Financial Sector". – In Berlin veröffentlicht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sein Konjunkturbarometer. – In Luxemburg gibt Eurostat eine Schnellschätzung zur Inflation im Euroraum für September bekannt.

Der Nachschlag

So setzen Sie sich virtuell gut in Szene

Netzwerken im Büro oder auf Konferenzen ist relativ einfach. Wesentlich schwieriger ist es, Kunden, Geschäftspartner oder Kollegen per Videokonferenz zu überzeugen. Die wichtigste Regel, um virtuell Sympathiepunkte zu sammeln, lautet: Lächeln. Gemeinsamkeiten im Gespräch festzustellen, kann ebenfalls helfen, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende zu festigen. Zudem sollten Sie sich auf Online-Treffen ebenso gründlich vorbereiten wie auf persönliche. Sammeln Sie Ideen für ein Brainstorming und wählen Sie einen virtuellen Hintergrund, der zum Motto des Treffens passt. Weitere Tipps, wie Sie virtuell gut ankommen, lesen Sie hier:

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