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Kurzstrecke |
Tagesspiegel Checkpoint vom Freitag, 17.07.2020 | Vormittags Regen, nachmittags etwas freundlicher, aber auch da sind Schauer möglich bei max. 22°C. | ||
+ Liegt Berlin in 50 Jahren an der Ostsee? + Urteil aus Bayern weckt neue Zweifel am Mietendeckel + HTW Berlin steht vor Komplettumzug nach Oberschöneweide + |
von Lorenz Maroldt |
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Guten Morgen, Angela Merkel wird heute 66 – und zum Geburtstag schenkte ihr Wolfgang Schäuble den Skalp von Friedrich Merz. Per Interview mit der „Zeit“ ließ er die Welt wissen, dass er seinen bisherigen Nachfolge-Favoriten fallen lässt und nun auf Jens Spahn setzt: „Er hat den Willen zur Macht.“ Und Spahn? Der will „zuversichtlich nach vorne schauen statt schwermütig zurück“. Und das tun wir jetzt auch. | |||||
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„Berlin 2070“ – das klingt gewaltig, vor allem: gewaltig weit weg. 50 Jahre städtebaulich in die Zukunft schauen in einer Zeit, in der kaum jemand den Verlauf der nächsten fünf Jahre vorherzusagen vermag? In der Pragmatismus regiert – und sich täglich korrigiert? Der Berliner Architekten- und Ingenieurverein (AIV) hat es dennoch gewagt und einen Ideenwettbewerb ausgelobt – gestern wurden die prämierten Entwürfe vorgestellt (einen Bericht finden Sie hier). Hätte ich teilgenommen, läge mein Berlin 2070 an der Ostsee (Klimawandel, steigender Meeresspiegel) und wäre umgeben von einer Mauer: dem antiaquatischen Schutzwall. Aber ich bin ja nicht vom Fach (und täusche mich da gerne). | |||||
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15 Jahre war ich selbst Mitglied im Kuratorium der HTW – und schaue immer noch gerne hin, wie sie sich entwickelt. Heute z.B. beginnt eine digitale Ausstellung auf den Social-Media-Kanälen des Fachbereiches Gestaltung und Kultur (Instagram und Facebook: @htw.werkschau und Werkschau HTW Berlin). Zwei Tage lang veröffentlichen die Studierenden des Teams von Dekanin Katrin Hinz und der Künstlerin Johanna Keimeyer im Halbstundentakt Arbeiten und Projektergebnisse, zudem werden mit einer T-Shirt-Aktion Spenden für Sea-Watch gesammelt. | |||||
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Es brodelt wieder unterm Mietendeckel – das bayerische Verfassungsgericht entschied gestern in einem Verfahren über die Zulässigkeit eines Volksentscheids: Die Auffassung (die auch der Berliner Senat vertritt), dass Ländern hier eine Regelungskompetenz zusteht, vermochte „unter keinem Aspekt zu überzeugen“. Nun liegt Berlin weitab von der Weißwurstgrenze und hat ein eigenes Verfassungsgericht – aber das will der Senat, Nachricht Nr. 2 zum Thema, überspringen und die Sache gleich in Karlsruhe klären lassen: Die Anwälte des Landes Berlin beantragten, das Verfahren in Berlin auszusetzen – der Senat setzt alles auf eine Karte. | |||||
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Es gibt Fragen, auf die hat selbst die Senatskanzlei (!) keine richtige Antwort – wie die nach der Einstufungslogik „systemrelevanter Berufe“ (zu denen auch der Journalismus gehört). Widerspruchsfrei ist die Corona-Krise eben leider nicht zu (bürger)meistern. Eine Checkpoint-Leserin (laut Verordnung nicht systemrelevant), die an der mangelnden Kita-Versorgung verzweifelte, wiederholte ihre Fragen dazu auf der Facebook-Seite des Regierenden („wann sind unsere Kinder relevant genug, um für eine Betreuung eingestuft zu werden?“) so oft, bis sie gesperrt wurde (Begründung: Spam). Klar, dass sie das auch nicht wirklich überzeugte. Senatssprecherin Kathi Seefeld hat sich für uns die Mühe gemacht, die gesamte Kommunikation zwischen der Leserin und dem Roten Rathaus bis zur Sperrung zu recherchieren. Die Antworten der Senatskanzlei waren freundlich („… uns ist bewusst, dass die derzeitige Situation für Kinder und Eltern eine Zumutung darstellt“), aber warum „einige Kinder wichtiger als andere sind“ (Frage der Checkpoint-Leserin), ließ sich so nicht klären. Die Systemrelevanz-Frage (berufsbezogen) werden wir noch versuchen zu lösen, interessant ist aber schon mal folgende Social-Media-Statistik aus der Senatskanzlei (Kanäle: Twitter, Facebook, Instagram und YouTube): Kommentare während der Corona-Krise, die durch das Social-Media-Team gemanagt wurden (gerundet): März: 20.000 April: 14.000 Mai: 9.000 Juni: 7.000 Persönliche Nachrichten auf Facebook, die zeitnah beantwortet wurden: März: 1099 April: 689 Mai: 551 Juni: 371. Außerdem teilt die Senatskanzlei mit: „Sperrungen sind in der Regel temporär und werden wieder zurückgenommen, sofern die Netiquette beachtet wird.“ Es kommentiert Epidemie-Experte Albert Camus („Die Pest“): „Es gibt keine Freiheit ohne gegenseitiges Verständnis.“ | |||||
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RTL/n-tv-Chefin Tanit Koch hat den 999 „exotischen Verspätungsgründen“ auf Flughäfen einen weiteren hinzugefügt – sie berichtete gestern per Twitter live aus einer Eurowings-Maschine (Tegels Liebling): „Der Gurt der Flugbegleiterin schließt nicht. Deshalb kein Abflug möglich.“ Dummerweise war das Flugzeug schon auf dem Rollfeld, da dürfen Techniker nicht zusteigen. Also rollte der Pilot zurück. Neues Problem: Unten an der Treppe stehen ein Bodendienstleister und ein Techniker. Um die Treppe ans Flugzeug zu rücken, werden aber zwei Bodendienstleister gebraucht. Tanit Koch: „Und jetzt bitte nicht denken, dass der Techniker der zweite Mann sein könnte…“ Unterdessen wird oben weiter am Gurt gewerkelt, plötzlich die Erfolgsmeldung: „Gurt repariert!“. Doch das war’s immer noch nicht: „Die Treppe ist noch da. Aber alle Männer weg.“ Irgendwann hat sich dann doch noch jemand erbarmt. | |||||
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Der Streit um „Onkel Toms Hütte“ bewegt Berlin: umbenennen - oder nicht? Auch wenn der Ursprung der Berliner Ortsbezeichnung nicht ganz klar ist, feststeht: Alles geht auf den gleichnamigen,1852 veröffentlichten Roman von Harriet Beecher Stowe zurück. Ein widersprüchliches Werk: antirassistisch, aber voller rassistischer Klischees – und mit einem umstrittenen Protagonisten. Hat sich Onkel Tom „entmenschlicht“, um vor seinem Sklavenhalter nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden, wie Moses Pölking meint (er startete die Petition zur Umbenennung)? Oder hat die Autorin ihn „humanisiert“, wie der Kulturhistoriker Wolfgang Kaschuba sagt? Wir möchten darüber mit Ihnen ins Gespräch kommen – auf der Grundlage des Buchs. Lassen Sie uns das kurze Werk von Harriet Beecher Stowe bis Ende der kommenden Woche gemeinsam lesen (nochmals oder erstmals) und dann darüber diskutieren: digital, aber auch live. Unser Vorschlag: Sie schicken uns Ihre Eindrücke und Rezensionen, wir organisieren den Austausch. Und dann schauen wir mal, wohin uns das führt (demnächst machen ja die Schulen wieder auf, da könnte das auch ein Thema sein). Alles klar? Und wie immer: an checkpoint@tagesspiegel.de. Übrigens: „Onkel Toms Hütte“ gibt es als E-Book für 1 Euro, und auch in der gedruckten Fassung kostet es nur wenig mehr. | |||||
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Eine traurige Nachricht kam gestern früh aus Kladow: Der Berliner Jesuitenpater Johannes Siebner ist mit nur 58 Jahren im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe verstorben. Siebner, oberster Jesuit in Mitteleuropa, war mit Pater Klaus Mertes an der Aufklärung und Aufarbeitung des Missbrauchsskandals u.a. am Canisius-Kolleg beteiligt. Als Sohn von Margit Siebner, der Tochter eines jüdischen Buchhändlers, deren Geschichte vielfach erzählt worden ist, und des Tempelhofer CDU-Stadtrates Klemens Siebner, wuchs Johannes Siebner in Lichtenrade auf. Sein Abitur machte er am Canisius-Kolleg. Anfang des Jahres war bei ihm ein Tumor festgestellt worden. Seine Mutter, 1928 geboren, konnte ihn vor wenigen Tagen noch einmal im Heim besuchen. | |||||
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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Die zweite beendet heute Paul Bokowski (die vorherigen Parts lesen Sie hier). Matroschka von Paul Bokowski, Axel Jürs, Miriam Leich und Karl Pfaff Ich war gerade dabei mich aus dem Bett zu kämpfen, als es an meiner Tür klopfte… In einem flotten Rhythmus dämmerte es von der Tür. Dann aber kam ein Hämmern aus der Wand, es klopfte in der Heizung, unter dem Parkett, selbst die Zimmerpflanzen hüpften mit jedem Schlag in eine neue Formation, als mit einem Krachen ein Brocken meiner Zimmerdecke ausgehebelt wurde. Stuck und Putz rieselten hernieder. Wecker, Hund und Bücher aber wurden, wie durch einen Unterdruck, hinaufgesogen. Dann aber ward es still. Langsam zog ich mir die Daunendecke vom Kopf. Drei Meter über mir schoben sich Gesichter über den bröckeligen Rand des Loches. „Unterm Pflaster liegt der Strand und schläft!“, jubilierte der schneeweiße Alt-68er. „Ick hab’ hia noch zwee Kindl und’n Flutschi“, schob die alte Wirtin hinterher. „Ich hab’ um Viere Schluss, aber keine Fisimatenten, ich bin ein anständiges Mädchen“, sagte der braungegerbte Kolonnenführer. Dann senkte sich die Baggerschaufel durch das Loch, glitt über mich hernieder und schwebte wie in Zeitlupe, Millimeter nur, über den Snooze-Button meines Weckers. Wie auf Kommando klingelte er, ich riss die Augen auf, fuhr hoch, in die unversehrte Stille meines Schlafzimmers hinein. 06:34 Uhr. „So ein Quatsch“, dachte ich. „Ich hab’ doch keinen Hund.“ Hier geht es kommende Woche mit der nächsten Geschichte weiter – dann mit Hatice Akyün. | |||||
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