eine der bizarrsten Begegnungen meines Lebens: Ein großer, kräftiger Mann im Tarnfleck-Anzug bepöbelt auf einem Bahnsteig einen Mann rassistisch. Ich lege ihm nah, damit aufzuhören. Er steigt mit mir in die S-Bahn, setzt sich mir gegenüber, provoziert mich weiter. Alles läuft darauf hinaus, da bin ich sicher, dass er mich schrecklich verdreschen wird. Alles, was ich sage und tue, scheint alles schlimmer zu machen. Bis ich aus einer Eingebung heraus frage: „Warum trägst du eigentlich diese rosa Stoffmütze?“ Er entspannt sich unmittelbar, erzählt, die würde er häkeln (!) und auf Goa-Partys (!) verkaufen. Wie kommt man mit denen ins Gespräch, für die Gewalt die näherliegende Variante ist? Was mir nur mit mehr Glück als Verstand gelang, beherrscht der Ex-Polizist Jens Mollenhauer professionell und souverän. Ihm zuzuhören, wenn er über Hintergründeund Zusammenhänge von Jugendkriminalität spricht, lohnt sehr. Es geht um Mädchen, die ihre Kontrahentin in eine Falle locken und zusammenschlagen. Und um Jungen, vor denen ganze Viertel Angst haben. Oder um Minderjährige, die vor laufender Kamera gedemütigt werden (M+). Mollenhauer hat mit Tätern und Opfern gesprochen und ein Buch darüber geschrieben. +++ Stadtrad in der Krise. Die Entwicklung ist drastisch: In Hamburg werden viel weniger der markanten, roten Leihräder ausgeliehen als noch vor ein paar Jahren. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl im Schnitt um die Hälfte eingebrochen. Woran das liegen könnte – und warum trotzdem noch weitere neue Stationen im Stadtgebiet geplant sind, hat Annalena Barnickel recherchiert. (M+) +++ Wenn die U5 nach Eimsbüttel kommt, dann nimmt der Autoverkehr auf zentralen Strecken im Bezirk deutlich ab. So die Prognose und die Hoffnung der Planer. Vorher müssen viele Straßen im Zuge des Haltestellenbaus massiv aufgerissen werden. Die Grünen im Bezirk sehen das als Chance: Sie träumen von riesigen Bäumen, von Boulevards wie in Paris und Ramblas wie in Spanien. Die Hoheluftchaussee mit Barcelona-Feeling? Klingt irgendwie zu schön, um wahr zu sein. +++ Nach jahrelangem Streit gibt es jetzt eine Finanzspritze für das Tierheim Süderstraße: Der Senat will die Mittel für den Hamburger Tierschutzverein „deutlich erhöhen”. Was dahintersteckt und was der Opposition daran nicht passt. +++ Zuletzt noch eine traurige Nachricht: Hannelore Greve ist tot. Die Hamburger Ehrenbürgerin ist am Montag im Alter von 96 Jahren gestorben. Am Rathaus wurde Trauerbeflaggung angeordnet. „Hannelore Greve und ihr Ehemann Helmut Greve haben sich auf vielfältige Weise um Hamburg verdient gemacht. Sie haben bedeutende Bauwerke, wissenschaftliche Einrichtungen und kulturelle Projekte gefördert“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Vielen Hamburgern sind die Greves als Stifter der Uni-Flügelbauten an der Edmund-Siemers-Allee bekannt. Ich wünsche Ihnen einen schönen Mittwoch! Maik Koltermann chefredaktion@mopo.de |