Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die starke Quartalssaison hat den breiten S&P 500 auf neue Allzeithochs gezogen. Trotz schwierigen Rahmenbedingungen im dritten Quartal konnten die Unternehmen die Gewinne gegenüber dem Vorjahr um 39,1% steigern. 81% konnten dabei die Konsensprognosen für den Gewinn deutlich schlagen. Beim Umsatz überraschten 75% der Unternehmen positiv mit Wachstumsraten von durchschnittlich 17,4%. Für das vierte Quartal liegen die Gewinnschätzungen bei +21,1%. Diese starke operative Verfassung ist ein zusätzlicher Treiber.
Auch der DAX hat im Oktober die Kurve bekommen und neue Allzeithochs markiert. Allerdings läuft er dem S&P 500 spürbar hinterher. Die Berichtssaison neigt sich auch hier dem Ende entgegen, kann aber nicht ganz den Amerikanern folgen. Gleichwohl liefert auch der DAX ein stabiles Bild bei relativ moderater Bewertung. Für 2022 liegt das DAX-KGV gerademal bei 14,7. Die Rückendeckung der EZB dürfte noch für längere Zeit anhalten. Titel wie Siemens oder SAP stachen besonders positiv mit ihren Zahlenwerken hervor. Die Autowerte bieten sogar Discount-Bewertungen. Bis zum Jahresende sollte sich die freundliche Tendenz fortsetzen.
Für Rückenwind sorgt auch die amerikanische NotenbankJerome Powell kündigte den Start der US-Notenbank in den Ausstieg aus den quantitativen Lockerungen an, nahm den Märkten aber gleichzeitig die Angst, dass damit die Unterstützung durch die Geldpolitik insgesamt wegfallen könnte. Gleichzeitig betonten Fed und EZB unisono den vorübergehenden Charakter des gegenwärtigen Teuerungsschubs. In der Folge sanken die Renditen von zehnjährigen US-Treasuries und Bundesanleihen deutlich. Erst die Bekanntgabe der Inflationszahlen für Oktober ließ die Renditen wieder anziehen. 6,2% Inflation lagen erneut weit über den Schätzungen. Es ist die höchste Teuerung immerhin seit dem Jahr 1990. Nicht nur die Energiepreise treiben die Inflation, mittlerweile steigen die Preise in allen Lebensbereichen.
Für November wird ein weiterer Anstieg erwartet, bevor die Inflation im Frühjahr 2022 wieder sinken wird - allerdings nicht auf die tiefen Niveaus vor der Pandemie, was insbesondere Folge einer Neuaufstellung vieler Lieferketten und Produktionsstandorte sein wird. Fakt ist: Die Schulden werden weginflationiert, während die Geldpolitik weiter akkommodierend bleibt. Bei immer negativeren Realzinsen bleibt der Aktienmarkt alternativlos. Etwas störend wirkt die extrem gute Stimmung gemessen am Fear & Greed Index, was aber den traditionell starken Monaten November und Dezember kaum im Wege stehen sollte.
Beste Grüße und einen erfolgreichen Mittwoch,
Ihr
Cliff Michel
Chef-Analyst
Das 100%-DEPOT