die AfD hat in Hamburg 7,5 Prozent der Stimmen bei der Bürgerschaftswahl geholt. Das ist gemessen an den bundesweiten Zahlen ein erträgliches Ergebnis für die Stadt. Zu dieser Überzeugung könnte man zumindest gelangen. Ich bin da anderer Meinung. Übersetzt bedeuten die 7,5 Prozent nämlich auch: Zehntausende Hamburgerinnen und Hamburger haben ihre Stimmen einer Partei gegeben, die in Teilen rechtsextrem ist, mit dem Wunsch nach „Remigration“ Wahlkampf macht und Fruchtgummi-Flugzeuge, die Abschiebeflüge symbolisieren sollen, an Kinder verteilt und im hauseigenen Onlineshop vertreibt. Dirk Nockemann hat in Bergedorf 22.692 Stimmen bekommen. Und ob wir wollen oder nicht, der Wahlerfolg der AfD bei der Bundestagswahl und die monatelangen Debatten um Begrenzung von Migration, die wichtige Themen wie Mieten oder Klimaschutz überlagerten, verändern auch das Leben bei uns in Hamburg. Direkt zu spüren bekommen es die Menschen, die eine Migrationsgeschichte haben. Es ist der Richter mit einem persischen Namen, der von einem Mann in seinem Auto attackiert wird und sich Sprüche anhören muss, ob man in seinem Land wohl so Auto fährt. Eine schwarze Frau, die in der Behörde arbeitet und gefragt wird, ob sie „hier die Klos putzt“. Der Ton ist vergiftet. Er ist menschenverachtend. Die Hemmschwelle sinkt – auch für körperliche Angriffe. Meine Kollegen Leweke Brinkama und Daniel Dörffler haben drei Menschen getroffen, die in jüngster Zeit Opfer von rassistisch motivierten Übergriffen wurden. Ich lege Ihnen dringend ans Herz, die Geschichte zu lesen. Die Menschen, die ihren Rassismus bisher in ihren eigenen vier Wänden geäußert haben, fühlen sich wieder stark. Sie wollen einschüchtern und Angst verbreiten. Sie tun dies in aller Öffentlichkeit. In den U- und S-Bahnen, im Supermarkt, an belebten Orten. Wer sich einmischt, wird ebenfalls bedroht. Die überwiegende Mehrheit der Hamburger hat mit den Kreuzen am 2. März gezeigt, dass sie das nicht will. Sie sind es, die die Botschaft der Toleranz nicht nur in den Wahlkabinen senden dürfen. Rassismus darf in dieser liberalen Stadt keinen Platz haben. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche. Und allen, die heute in den Urlaub fliegen wollten, gute Nerven! Julian König Ressortleiter Lokales julian.koenig@mopo.de | |
Die WochenMOPO – jeden Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt! Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
🟥 Rassistische Attacken in S-Bahn und Supermarkt: „Der Hass ist normal geworden” 📦 1000 Stellen in Gefahr: Alarm bei Otto 👍👎 Die Gewinner und Verlierer der Hamburg-Wahl 🧩 Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag ⚽ 20 Seiten Sport: HSV-Trainer im Duell mit dem Lehrmeister 🎨 20 Seiten Plan7: Prachtstücke im Barlach-Haus & die besten Kultur-Events der Woche | | |
⚓ Hamburg und der Norden 🛳 | |
1. „Wir saßen schon am Gate, als unser Flug gestrichen wurde“ | |
Kein Check-In-Schalter ist besetzt, kein Gepäckband läuft, kein Sicherheitspersonal steht an der Kontrolle. Die ungewohnte Stille am Hamburger Flughafen wird von einer Durchsage unterbrochen: „Sehr geehrte Fluggäste, mit Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass wegen eines sofortigen, unangekündigten Streiks keine Flieger mehr starten“, hallt es durch Terminal 1. Für die Urlauber war das gestern ein Desaster. Auch heute wird gestreikt. Wie die Gewerkschaft den Streik begründet. | |
2. Neue Schule bekommt spezielle Zonen für Elterntaxis | |
Die Stadt betreibt viel Aufklärung, damit Eltern ihre Kinder nicht mit dem Auto zum Unterricht bringen. Trotzdem sind Elterntaxis Alltag vor vielen Schulen und damit auch eine Gefahr für Kinder. Der Bezirk Altona startet jetzt ein ungewöhnliches Pilotprojekt am Neubau der Schule Struenseestraße. Aber ob Eltern das auch wirklich nutzen? Es hat nämlich einen Haken. | |
3. Ärger mit Wohngigant Heimstaden | |
Kein Anschluss unter dieser Nummer: Zum neuen Jahr hat der Wohnungskonzern Heimstaden fast alle Telefonnummern und E-Mail-Adressen für die Kunden abgestellt. Die Bewohner der Immobilien werden stattdessen genötigt, sich auf einer Online-Plattform anzumelden und hier auch sensible Daten preiszugeben, wenn sie möglicherweise fehlerhafte Abrechnungen infrage stellen wollen. Das sorgt für Empörung. | |
4. Gezerre um die Leerstands-Meile von Eppendorf | |
5. Theater in Harburg brennt | |
Großeinsatz in Harburgs Gruseltheater: An der Buxtehuder Straße (B73) ist gestern ein Feuer ausgebrochen. Das „Miskatonic Theater“, das erst vor einem halben Jahr eröffnet hat, stand in Flammen. Vier Personen wurden verletzt. | |
Adornos Erben: Buchvorstellung und Diskussion mit Jörg Später Theodor W. Adorno ist der geistige Vater der Studentenbewegung und der Neuen Linken von 1968, deren Erbe bis heute wirkt und sich in einer liberalen, aufgeklärten Gesellschaft zeigt, die den Kapitalismus bändigen will. Zu einem Zeitpunkt, wo gesellschaftlicher Fortschritt gestoppt werden soll, kann es nützlich sein, sich bei der Buchvorstellung im ROTEN SALON HAMBURG über die Denkschule der „Kritischen Theorie“ einen Überblick zu verschaffen – zum besseren Verständnis der heutigen Zeit. | | |
Verfahren wurden in Hamburg wegen beschädigter Plakate für die Bundestags- und Bürgerschaftswahl eingeleitet. Das umfasse alle Fälle in diesem Jahr, bei denen in Zusammenhang mit den Wahlen beschädigte Wahl- und Veranstaltungsplakate politischer Organisationen erfasst worden seien, sagte ein Sprecher der Polizei. | |
6. Diese Zahlen sprechen für einen HSV-Aufstieg! | |
Der Jubel nach dem Abpfiff war nicht noch gar nicht vollständig verklungen, da machte Adam Karabec eine simple Rechnung auf. „Wenn wir jetzt jedes Spiel gewinnen, werden wir aufsteigen“, erklärte der Tscheche nach dem 4:1 gegen Fortuna Düsseldorf im Hochgefühl des Sieges. Und auch wenn vermutlich nicht davon auszugehen ist, dass der HSV wirklich alle verbleibenden neun Saison-Partien für sich entscheiden wird, sind die Anhänger bereits in Aufstiegs-Laune. Zurecht, wie zahlreiche Daten und Fakten belegen. | |
7. Wie geht es mit Eggestein weiter? | |
Er scharrte mit den Hufen, stand an der Seitenlinie und wollte unbedingt aufs Feld. Um für Entlastung zu sorgen und vielleicht sogar noch für einen späten Sieg des FC St. Pauli in Wolfsburg. Johannes Eggestein musste sich so lange gedulden wie in dieser Saison noch nie, ehe er doch noch in letzter Minute den Rasen betreten durfte. Bleibt es dabei? | |
🇩🇪 Deutschland und die Welt 🌍 | |
8. Merz plant Nuklear-Pakt mit Frankreich und Großbritannien | |
CDU-Chef Friedrich Merz plädiert dafür, in der nuklearen Abschreckung in Europa gemeinsam stärker zu werden. Der Unions-Kanzlerkandidat sagt im Deutschlandfunk, dazu müsse aus seiner Sicht mit Frankreich und Großbritannien über nukleare Teilhabe gesprochen werden. Aber ist das realistisch? Alle Infos finden Sie bei uns im Liveblog. | |
9. US-Wissenschaftler protestieren gegen Trump | |
Tausende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in den USA haben gegen die Sparpolitik der Trump-Regierung in der Forschung demonstriert. In Washington, New York und anderen Städten protestierten sie gegen Kürzungen in ihren Forschungsetats, Stellenstreichungen und Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Proteste standen unter dem Motto „Stand up for Science“. | |
🎸 Kultur und Stadtleben 🎬 | |
10. Hier bringen Kunstwerke die Wände zum Tanzen | |
Ein Schloss sucht man in der Schloßstraße vergeblich – das steht ein paar Schritte weiter auf der anderen Seite des Hafens. Der Besuch am Harburger Binnenhafen lohnt sich aber trotzdem gleich mehrfach: wegen der historischen Häuser und wegen der besonderen Kunstwerke, die es hier zu sehen gibt. | |
Kultur-Tipp für Montag: Hamburg verneigt sich vor Hannelore Hoger | |
Sie war Theaterstar, spielte in Kino-Hits wie Helmut Dietls „Rossini“. Doch für die meisten Menschen war sie vor allem „Bella Block“ – in der Rolle der raubeinig-herzlichen ZDF-Ermittlerin wurde Hannelore Hoger von einem Millionenpublikum geliebt. Am 21. Dezember ist die Schauspielerin im Alter von 85 Jahren in Hamburg gestorben. Jetzt sagen Weggefährten, Freundinnen und Freunde im St. Pauli-Theater gemeinsam „Tschüß Hannelore“. St. Pauli-Theater: 10.3., 19.30 Uhr, Eintritt frei, freie Platzwahl, st-pauli-theater.de Dieser Tipp kommt aus Plan7, der Kultur- und Veranstaltungsbeilage in der aktuellen WochenMOPO (jeden Freitag neu am Kiosk, hier im günstigen Kennenlern-Abo). Plan7 – das sind 28 Seiten voll mit Kultur und Inspiration für Ihre Freizeit: Kultur-Tipps für jeden Tag der Woche, Tipps für Gastro-Fans und für Hamburg- und Umland-Entdecker. | | |