Liebe Frau Do, die Niederländer, unsere Nachbar im Westen, haben gewählt – und sich in der Krise für Stabilität entschieden. Premier Mark Rutte war zurückgetreten, wird aber wohl weiter regieren. Die liberale VVD hat die Parlamentswahl gewonnen und ist künftig nach ersten Prognosen des TV-Senders NOS mit etwa 23 Prozent der Stimmen und 36 von insgesamt 150 Sitzen mit Abstand stärkste Kraft. Heute beginnt nun die Suche nach einer Koalition. 17 Parteien schafften den Sprung ins Parlament. Womöglich sind fünf nötig, um eine stabile Mehrheit zu erreichen. In Deutschland verfügt die Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD eigentlich über eine stabile Mehrheit, jedenfalls bis zur Bundestagswahl in einem halben Jahr. Dann ist alles offen. Und aktuell ist auch viel Unruhe zu erkennen. Im Zentrum: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Kerstin Münstermann, die Leiterin unserer Berliner Redaktion, widmet ihm eine Analyse: „Der Getriebene.“ Gerade erst galt er noch als möglicher Kanzlerkandidat, jetzt macht ihn das Impfdebakel unmöglich. Solange es mit dem Impfen nicht so richtig klappt, wird erbittert um die Corona-Maßnahmen gestritten, auch und gerade in NRW, dem bevölkerungsreichsten Bundesland und der Heimat von Armin Laschet. Der Streit um die Öffnung der Schulen und Kitas eskaliert, wie Kirsten Bialdiga, Claudia Hauser, Marc Latsch und Alexander Triesch berichten. Und auch sonst herrscht Unklarheit. Eigentlich sollte am kommenden Montag die Außengastronomie öffnen, aber das wird wohl nichts. Städte und Kreise in NRW ringen angesichts steigender Infektionszahlen mit der sogenannten Notbremse, wie Kirsten Bialdiga und Christian Schwerdtfeger recherchiert haben. Auch die heutige Folge des „Aufwacher“-Podcasts widmet sich diesem Thema. Falls Sie trotz alledem wieder etwas mehr Freiheit genießen wollen, könnte der geplante digitale Impfpass der EU helfen. Auch Tests sollen erfasst werden. Reinhard Kowalewsky kritisiert in seinem Leitartikel, dass NRW und der Bund eine Testoffensive versäumt haben. „Jetzt also Tempo“, empfiehlt er. Erquicklich ist das alles nicht. Die Wirtschaftsweisen haben ihre Konjunkturprognose dank des anhaltenden Lockdowns nach unten korrigiert. Warum das so ist und was daraus folgt, beschreibt Antje Höning in ihrem Leitartikel. Heute wird das mit Spannung erwartete Gutachten zum Missbrauchskomplex des Kölner Erzbistums von Rainer Maria Kardinal Woelki veröffentlicht. Der weltliche Experte ist Johannes-Wilhelm Rörig, unabhängiger Missbrauchsbeauftragter der Bundesregierung. Nach seiner Einschätzung wird auch danach „längst nicht alles in Ordnung sein“, sagt er in einem Interview, das Lothar Schröder geführt hat. Es sind düstere Themen heute. So kann ich nur hoffen, dass bei Ihnen alles in Ordnung ist. Starten Sie gut in den Tag. Oder, wie der Niederländer sagen würde: De mazzel! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |