Liebe Leserinnen und Leser,
 

für die Parteien des linken Spektrums war die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ein äußerst ernüchterndes Ereignis: Zusammengerechnet kommen SPD, Linkspartei und Grüne dort auf gerade einmal gut 25 Prozent. Natürlich ist das ländlich geprägte Bundesland kein politisches Abbild der gesamten Republik. Aber zumindest Die Linke und die Sozialdemokraten befinden sich schon seit Jahren in einem stetigen Abwärtstrend. Dabei hatten die SPD-Vorsitzenden zu ihrem Amtsantritt vor anderthalb Jahren noch versprochen, den Stimmenanteil ihrer Partei zu verdoppeln. Und auch das neue Linken-Führungsduo konnte dem Debakel in Sachsen-Anhalt nichts entgegensetzen.

Woran liegt das? Meine Kollegen Rainer Balcerowiak und Hugo Müller-Vogg analysieren heute die strukturelle Schwäche von Linkspartei und SPD. Während Die Linke so gespalten wie nie in den Bundestagswahlkampf geht (deren saarländischer Fraktionsvorsitzender Oskar Lafontaine rief jetzt sogar wegen Personalquerelen dazu auf, seine eigene Partei nicht zu wählen), erscheint die SPD derzeit sogar verhältnismäßig geschlossen.

Doch die sozialdemokratische Funktionärselite tritt zunehmend ideologisch auf und positioniert sich immer weiter links. Dieser Kurs brachte der SPD bei der zurückliegenden Bundestagswahl gerade noch 20,5 Prozent ein. Die Traditionspartei hat offenbar die Mitte verloren – aber anstatt Ursachenforschung zu betreiben, kultiviert man dort den Realitätsverlust und schafft sich eine ganz eigene Welt. Es ist ein Trauerspiel, denn dieses Land braucht eigentlich dringend eine pragmatische Sozialdemokratie, um grünen Traumtänzereien jenseits von FDP und Union etwas entgegenzusetzen.

Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur

 
 
 
 
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