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Bankenbrief

Wichtiges vom 16. September 2019

Das Thema

Studie: US-Banken vergrößern Abstand zu europäischen Wettbewerbern 

Die führenden US-Banken lassen ihre europäischen Wettbewerber beim Gewinn und der Profitabilität weiter hinter sich. Wie eine heute veröffentlichte Auswertung der Beratungsgesellschaft EY ergab, erhöhten die nach Bilanzsumme zehn größten US-Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2019 verglichen zum Vorjahreszeitraum ihren Gesamtgewinn um knapp 1 Prozent auf fast 70 Milliarden Euro. Europas zehn Top-Banken verzeichneten hingegen insgesamt einen Gewinnrückgang: Ihr kumuliertes Konzernergebnis sank um knapp 6 Prozent auf gut 26 Milliarden Euro. Während sieben US-Institute ein Konzernergebnis von mehr als 4 Milliarden Euro auswiesen, gelang dies in Europa nur der britischen HSBC und der französischen BNP Paribas. Das bestverdienende Institut unter den zwanzig analysierten Großbanken war JPMorgan Chase, dessen Konzernergebnis bei 16,6 Milliarden Euro lag. "Die europäischen Banken leiden massiv unter dem historisch niedrigen Zinsniveau in Europa und den Strafzinsen für Einlagen, was die Zinserträge weiter schrumpfen lässt", erläuterte Claus-Peter Wagner, Partner und Leiter der Financial Services Prüfungsabteilung von EY in Europa. Demnach sank die Eigenkapitalrentabilität der US-Banken von 13,4 auf 13 Prozent, während die europäischen Institute einen Rückgang von 7,1 auf 6,4 Prozent verzeichneten. Robert Melnyk, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY, erwartet eine Verschärfung des Sparkurses in der Branche in Europa, denn Wachstumspotenziale seien wegen des Zinstiefs und der sich eintrübenden Konjunktur begrenzt: "Jetzt wird es zunehmend ernst mit dem Stellenabbau und den Filialschließungen." Zudem könnte die anhaltende Gewinnschwäche vieler europäischer Institute die Neuordnung der Branche beschleunigen, ergänzte Wagner: "Der erwartete europaweite Konsolidierungsprozess rückt ein Stück näher."

Meldungen

Johnsons Brexit-Treffen mit Juncker ohne Durchbruch 

Der britische Premierminister Boris Johnson sieht im Brexit-Streit weiter Chancen für einen neuen Deal mit der Europäischen Union (EU). "Ich glaube leidenschaftlich, dass wir das schaffen können", betonte Johnson heute vor seinem Treffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Luxemburg. Er setzte einen Zeitrahmen bis zum EU-Gipfel am 17. Oktober, zwei Wochen vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens zum 31. Oktober. Das Treffen brachte zunächst keine greifbaren Ergebnisse. Juncker erklärte anschließend, es sei an Großbritannien, umsetzbare und mit dem bereits fertigen Austrittsabkommen vereinbare Vorschläge zu unterbreiten: "Solche Vorschläge sind noch nicht gemacht worden." Der europäische Unternehmerverband BusinessEurope warnte vor einem Desaster im Falle eines ungeregelten Brexit und forderte mit Nachdruck, ein solches Szenario auszuschließen.


Helaba kündigt Stellenabbau an

Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wird im Zuge ihres Sparkurses Stellen abbauen. Ein spürbarer Personalabbau ließe sich nicht vermeiden, sagte Vorstandsvorsitzende Herbert Hans Grüntker in Frankfurt. Seit Mai läuft das Programm "Scope" mit dem Ziel, den Kostenanstieg zu bremsen. Betroffen von dem Stellenabbau wäre die Kernbank, die rund 2.600 Vollzeitkräfte beschäftigt. Im Konzern insgesamt arbeiten knapp 6.100 Menschen. In einem ersten Schritt wurde die Anzahl der bisher etwa 40 Bereiche, also der Organisationseinheiten unterhalb der Vorstandsebene, mehr als halbiert. Vertrieb und Produkt werden zusammengeführt. "Wir werden dabei nicht auf der Ebene der Bereiche stehen bleiben, sondern in den kommenden Monaten auch die weiteren Führungsebenen straffen. Dies wird in der weiteren Folge auch die Mitarbeiterebene betreffen", betonte der Helaba-Chef.


Athen will IWF-Kredite vorzeitig tilgen

Athen will einen Teil seiner Schulden beim Internationalen Währungsfonds (IWF) frühzeitig tilgen. Der griechische Finanzminister Christos Staikouras unterzeichnete heute einen entsprechenden Antrag an den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und die Eurogruppe. "Unser Land gewinnt damit an Glaubwürdigkeit und Selbstvertrauen", erklärte Staikouras. Das Verfahren könnte mehrere Wochen dauern, weil auch die Parlamente einiger Euro-Länder – darunter der Bundestag – die Aktion genehmigen müssen, hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen. Es gehe dabei um IWF-Kredite in Höhe von 2,9 Milliarden Euro.


Wirecard baut Kooperation mit chinesischem Kreditkartenanbieter aus

Der Zahlungsdienstleister Wirecard will sein Geschäft in China über eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem chinesischen Kreditkartenriesen UnionPay ankurbeln. Eine neue Vereinbarung beinhalte eine stärkere Abwicklung von Zahlungen mit UnionPay-Karten weltweit sowie die Entwicklung gemeinsamer digitaler Zahlungsdienste, teilte der Dax-Konzern heute in Aschheim mit. UnionPay ist den Angaben zufolge der weltweit größte Kartenaussteller mit 7,6 Milliarden Karten. In der ersten Phase der neuen Partnerschaft sollen Projekte in Asien-Pazifik, Europa und den USA gestartet werden, wo die beiden Unternehmen bereits seit mehreren Jahren zusammenarbeiten.


China sieht Risiken für eigene Wachstumsziele

Der Handelskrieg mit den USA erschwert es China, seine ursprünglichen Wachstumsziele einzuhalten. "Es ist eine ziemlich schwere Aufgabe für eine so große Volkswirtschaft wie China, schnelle Wachstumsraten von mehr als 6 Prozent vor dem Hintergrund der ungewissen internationalen Situation zu wahren", sagte Premier Li Keqiang heute. Peking plant für dieses Jahr ein Wachstum von 6 bis 6,5 Prozent. Im zweiten Quartal fiel das Wachstum Chinas bereits auf 6,2 Prozent. Neue Daten, die das Statistikamt heute veröffentlichte, zeigen zudem eine schwache Entwicklung in der Industrieproduktion, im Einzelhandelsumsatz und bei den Investitionen in Sachanlagen.

Die Köpfe

Ex-Deutsche-Bank-Chef Cryan wird Verwaltungsratschef bei Man Group

Der frühere Deutsche-Bank-Chef John Cryan wird ab Januar 2020 den Verwaltungsrat der britischen Man Group leiten. Wie der weltgrößte börsennotierte Hedgefonds heute in London mitteilte, wird Cryan Nachfolger von Ian Livingston, der Ende 2019 seinen Posten als Chairman abgeben wird. Cryan sitzt bereits seit Anfang 2015 im Man-Group-Verwaltungsrat.


Trump erneuert wegen Ölpreisanstieg Kritik an US-Notenbank 

US-Präsident Donald Trump hat die Federal Reserve (Fed) wegen der jüngsten Preissprünge am Ölmarkt erneut zu einer Zinssenkung aufgefordert. Es brauche eine "große" Senkung des Leitzinses und weitere Schritte, um die Wirtschaft anzukurbeln, twitterte Trump heute. Trump bezeichnete die Notenbank und deren Chef Jerome Powell erneut als "ahnungslos". 


Scholz: "Sehr klare Ansage" an Banken gegen Strafzinsen für Sparer

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat sich erneut deutlich gegen Minuszinsen für Kleinsparer positioniert. "Ich habe den Bankvorständen sehr klar gesagt, dass ich glaube, dass es ein ziemlich schlechter Einfall wäre, jetzt für Millionen Sparerinnen und Sparer mit Negativzinsen zu arbeiten", sagte Scholz in einem heute veröffentlichten Interview. Im Übrigen würden die meisten Verträge, die heute existierten, dies gar nicht zulassen. "Ich finde, dass wir miteinander dafür Sorge tragen sollten, dass die Sparerinnen und Sparer fair behandelt werden." 

Der Tweet des Tages

Was brauchen wir für eine nachhaltige Finanzwirtschaft? Welche Wechselwirkungen zwischen Real- und Finanzwirtschaft müssen für #sustainablefinance berücksichtigt werden? Darüber diskutieren wir in unserem Workshop mit Vertretern von @chemieverband @HSBC_DE @Der_BDI @BNPParibas

Am Freitag meistgeklickt

Wie Sie Denglisch-Fehler vermeiden

"Are you doing homeoffice tomorrow?" Wer das einen englischen Kollegen fragt, offenbart vor allem, dass er der Sprache nicht wirklich mächtig ist. Richtig wäre: "Are you working from home tomorrow?" Die "WirtschaftsWoche" hat die zehn typischen Fehler der Deutschen im Business-Englisch aufgelistet. Wenn Sie herausfinden wollen, ob Sie die auch machen, klicken Sie hier:

Was morgen wichtig wird

In Mannheim veröffentlicht das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Konjunkturerwartungen für September. – In Frankfurt lädt die DekaBank zu einem Immobiliensymposium. – In Straßburg stimmt das EU-Parlament über die Kandidatur von Christine Lagarde für den Posten als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. – In London verhandelt der Supreme Court über Klagen gegen die von Premierminister Boris Johnson auferlegte Zwangspause des britischen Parlaments. – In Washington beginnt die Tagung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) (bis 18.09.).

Der Nachschlag

So fechten Sie ein schlechtes Arbeitszeugnis an

Wer seinen Job kündigt, hat das Anrecht auf ein Arbeitszeugnis. Enthält dieses aber Fehler oder allzu negative Bewertungen, können Mitarbeiter auf Korrekturen pochen. "Bei Streitigkeiten geht es meist um einzelne Formulierungen", erklärte Fachanwältin Nathalie Oberthür. Sie rät Beschäftigten in solchen Fällen, sich zunächst schriftlich an ihren Arbeitgeber zu wenden und um eine Neufassung zu bitten. Was Sie sonst noch tun können, wenn Sie unzufrieden mit Ihrer Bewertung sind, lesen Sie hier:

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