| Liebe Frau Do, es waren erschreckende Bilder, die uns gestern am späten Abend aus der US-Hauptstadt Washington erreichten. Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump stürmten das Kapitol. Die Sitzung des Kongresses zur Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden wurde zwischenzeitlich unterbrochen. Eine Frau wurde angeschossen und erlag später ihren Verletzungen, drei weitere Menschen starben laut Behörden durch medizinische Notfälle. Der US-Bundesstaat Virginia schickte die Nationalgarde. In der Nacht setzte der Kongress seine Sitzung schließlich fort. In unserem Newsblog bringen wir Sie auf den neuesten Stand. Abgeordnete der Demokraten sprachen von einem „Putschversuch“, auch von den Republikanern gab es deutliche Worte. Weitere Reaktionen haben wir hier gesammelt. Trump hatte im Vorfeld des Kapitol-Sturms die Stimmung weiter angefacht – und zeigte später sogar Verständnis für die Vorfälle. Der Kurznachrichtendienst Twitter griff daraufhin hart durch und sperrte Trumps Konto, Facebook zog nach. Die politischen Folgen dieser beispiellosen Eskalation sind noch nicht abzusehen. Für Martin Bewerunge ist jedoch jetzt schon klar: Es war der schlimmste Tag für Amerika seit den Anschlägen von 9/11. Warum, erklärt er in seinem Kommentar. Blicken wir nach Deutschland. Bund und Länder werden nicht müde zu betonen, dass die Schulen so schnell wie irgend möglich wieder öffnen müssen. Doch nach den Ferien bleiben sie ab Montag in NRW erstmal zu. Nur eine Notbetreuung in den unteren Klassen findet statt, ansonsten müssen die Kinder und Jugendlichen zu Hause bleiben und dort lernen. Wie umfassend es den Lehrern gelingt, den Unterricht digital anzubieten, wird sich zeigen. In ihrem Leitartikel kritisiert Kirsten Bialdiga, dass der Nachwuchs nun ausbadet, was in der Erwachsenenwelt schiefgelaufen ist. Die Kolumne von Dorothee Krings über Solidarität passt dazu. Denn je besser wir alle uns an die Regeln halten, desto früher können die Schulen zu regulärem Unterricht zurückkehren.
Am Montag bleiben die Schulen also zu – aber der Inhaber eines Krefelder Kosmetikstudios ruft bundesweit dazu auf, Läden trotz der bestehenden Verbote zu öffnen. Das Motto lautet „Wir machen auf“, unterstützt wird er von der „Querdenker“-Szene. Viktor Marinov stellt Ihnen den Mann und seine Kampagne vor, allerdings ohne mit ihm selbst gesprochen zu haben. Der Kosmetiker ließ sich persönlich nicht erreichen, hat sich aber über ein selbst aufgezeichnetes Video-Interview und Telegram verbreitet. Dass wir darüber berichten, soll keine Billigung darstellen – ich persönlich finde die Aktion daneben und das Bußgeld von 25.000 Euro, auf das sich die Teilnehmer einstellen müssen, völlig angemessen.
Seit drei Wochen gilt der zweite Lockdown, der jetzt verschärft wird. Begründet wird das auch mit der Sorge, die in England aufgetretene, besonders ansteckende Mutation des Virus könne sich in Deutschland ausbreiten. In den jüngsten Beschlüssen von Bund und Ländern wird es eindringlich erwähnt. Regina Hartleb hat in ihrer Analyse die wichtigsten Fakten über die neue Corona-Variante zusammengetragen. Auch nach den Beschlüssen blieben zunächst viele Fragen offen, die Birgit Marschall und Kerstin Münstermann beantworten, zum Beispiel: Wie soll die 15-Kilometer-Regel funktionieren? Wie will die Bundesregierung für mehr Impfstoff sorgen?
Jetzt wurde ein weiterer Impfstoff in Europa zugelassen, nämlich der des US-Unternehmens Moderna. Florian Rinke stellt Ihnen das Unternehmen vor, für das der gebürtige Libanese Noubar Afeyan eine entscheidende Rolle spielte. 1975 floh er mit seinen Eltern nach Kanada, studierte, promovierte am renommierten MIT in Boston und fing dann an, Biotechnologiefirmen zu gründen und zu finanzieren. Als Start-up-Gründer schaffe man aus dem Nichts Werte, und die dürfe man dann behalten, sagte der erfolgreiche Unternehmer einmal. „Es wird eine ganze Reihe von Problemen geben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen – deren Lösungen sehr wertvoll sein werden.“ Ich wünsche Ihnen einen wertvollen Tag.
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Fiese Plage
