Kandare? Aber nicht schon in Klasse L! So hat der niederländische Sportverband entschieden (Start is 1. April 2024). Die Prüfungen in den Niederlanden sind nicht ganz mit denen in Deutschland zu vergleichen. In niederländischen Z1-Prüfungen, in denen beispielsweise Außengalopp, einfache Galoppwechsel und Traversalen sowie versammelter Schritt gefordert sind, soll das Reiten in Versammlung geübt und abgefragt werden – auf Trense. In der nächst höheren Kategorie besteht dann Wahlfreiheit. Wer möchte, greift zur Kandare. Zwischen Kandarenbefürwortern und denen, die Stange und Unterlegtrense strikt ablehnen, herrscht beinahe ein Weltanschauungskrieg in Deutschland. Interessant dabei: Einigkeit herrscht darüber, dass man mit der Kandare, nun ja, „intensiver“ einwirken kann. Die Interpretationen aber gehen auseinander. Die Pro-Kandare-Abteilung spricht von „verfeinerter Hilfengebung“, die Gegner vom genauen Gegenteil. In der Leistungsprüfungsordnung (LPO) 2024 ist eine Dressurreiterprüfung Klasse S vorgesehen. Prinzipiell eine gute Idee! Aber der Gedanke dahinter lässt einen nicht nur den Kopf schütteln, er zeigt auch, wie richtig der Ansatz der Niederländer ist. Mit den S-Dressurreiterprüfungen Klasse S soll nämlich tatsächlich die Kandarenreife (desjenigen im Sattel) abgefragt werden. Eine größere Steilvorlage für alle, die der Kandare kritisch gegenüberstehen, kann man sich beinahe nicht vorstellen. Denn es heißt doch nichts anderes als dass man problemlos Erfolge auf M-Niveau sammeln kann – die braucht es ja, um S reiten zu dürfen – ohne mit der Kandare ordentlich umgehen zu können. Und damit auch ordentlich mit dem Pferdemaul. Das sollte zum Nachdenken anregen. Ohne die Kandare zu verteufeln, wohl aber die, die unsachgemäß und gedankenlos mit dieser Zäumung umgehen. Eine schöne Woche wünscht, |