Symbolischer Impfgipfel | Die Nöte der Pflegekräfte | Nord Stream 2 und wir
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Stimme
des Westens

Moritz Döbler

02. Februar 2021

Liebe Frau Do,

bei der Impfkampagne in unserem Land gibt es Nachholbedarf. Daran ändert auch der gestern Abend in Berlin zu Ende gegangene Impfgipfel zunächst einmal nichts. Konkrete, weitreichende Beschlüsse, die dazu geeignet sind, das Impfgeschehen von heute auf morgen zu beschleunigen, hat es nicht gegeben. Was das Treffen gebracht hat und worauf sich die Teilnehmer verständigt haben, haben Ihnen Jana Wolf, Antje Höning und Jan Drebes zusammengefasst. Unser Kollege Gregor Mayntz kann dem Spitzentreffen trotz der eher übersichtlichen Beschlusslage etwas Gutes abgewinnen. Er spricht in seinem Kommentar von einem Lern-Gipfel, dessen eigentlicher Wert darin bestand, dass die Beteiligten von- und übereinander lernen konnten. In der Videoschalte soll es aber nicht nur friedlich zugegangen sein. Einmal soll es sogar richtig gekracht haben. Teilnehmerangaben zufolge soll Söder die zugeschalteten Vertreter der EU-Kommission angefahren haben, als die auf einen reibungslosen Ablauf in Europa verwiesen. Jan Drebes hat sich den gesamten Tag über mit dem Treiben hinter den verschlossenen Türen des Kanzleramts beschäftigt. Seinen Text finden Sie hier.

Fast alles, was Bund und Länder in Sachen Corona beschließen, hat Auswirkungen auf die Pflegekräfte. Für den Berufsverband DBFK zeigt die Pandemie überdeutlich, dass die Krankenversorgung in Deutschland dringend reformiert werden muss. Dessen Präsidentin Christel Bienstein, die früher selbst als Krankenschwester gearbeitet hat, erläutert die aktuelle Lage und ihre Vorstellungen in einem Interview, das Jörg Isringhaus und Horst Thoren geführt haben. Für die Lösung der K-Frage in der Union ist sie allerdings keine Hilfe. In der Corona-Bekämpfung sei es zwischen Markus Söder und Armin Laschet immer hin und her gegangen. In NRW sei es „relativ gut“ und „sehr ernsthaft“ geregelt: „mit dem Blick darauf, ob die Bevölkerung das mittragen kann“. In Bayern gelte „ein strenges Regime“, das aber bei den Menschen nicht immer auf Verständnis stoße. „Ich würde mich da nicht entscheiden wollen.“

Irgendwann muss man sich allerdings entscheiden, das gilt auch für Nord Stream 2. Entweder wird die Ostseepipeline für russisches Gas fertiggestellt oder eben nicht. Die wenig überraschende und fast aggressive Haltung von Altkanzler Gerhard Schröder konnten Sie gerade in dem Interview lesen, das ich mit ihm geführt habe. Zweifellos würde die Pipeline für Deutschland ein Stück mehr Energiesicherheit bedeuten. Doch sowohl die USA als auch Frankreich befürchten, dass Deutschland zu sehr in Abhängigkeit von Wladimir Putin gerät. Die Bedenken unserer beiden wichtigsten Verbündeten müssen wir ebenso ernst nehmen wie die Ängste unserer östlichen Nachbarn vor einem übermächtigen Russland, schreibt Martin Kessler in seiner Analyse über die Interessen Deutschlands in dieser wichtigen Frage.

Übermächtig ist in Myanmar das Militär, die junge Demokratie ist am Ende: Gestern habe ich Ihnen schon von dem Putsch berichtet. Die gewählte Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aun San Suu Kyi wurde festgenommen. Unser Asien-Korrespondent Felix Lill schildert Ihnen die beunruhigenden Hintergründe.

Wenn Sie trotz der schweren Themen bis hierhin durchgehalten haben, bietet Ihnen die „Stimme des Westens“ noch einen Lichtblick. Die Kunstwerke des Briten David Hockney sind Reflexionen über unser Verhältnis zur Natur und zu anderen Menschen. Sie machen Lust auf das Leben. Ein neuer 500-seitiger Bildband fächert das Werk des zweitteuersten lebenden Künstlers auf. „Das ist jetzt, da ein Virus die Welt zu erobern versucht, besonders wichtig: dass man nicht vergisst, wie schön es draußen ist. Und dass es jemanden gibt, der noch einmal zeigt, wie herrlich Natur sein kann und wie toll Menschen sind und Freunde. Und dass man sich schon mal darauf freuen sollte, bald wieder zu schauen und miteinander zu sprechen und zusammen zu sein.“ Diese Schwärmerei stammt von Philipp Holstein, und ein paar Bilder zeigen wir Ihnen auch. Aber viel wichtiger ist, mit dieser Lust auf das Leben in den neuen Tag zu gehen. Viel Spaß dabei!


Herzlich

Ihr

Moritz Döbler

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