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+ Der Senat teilt die Stadt – in systemrelevant und irrelevant + Öffentliche Bibliotheken bleiben von heute an zu + Hilferufe aus den Oberstufenzentren +
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  Tagesspiegel Checkpoint vom Samstag, 23.01.2021 | Samstag bewölkt bei 2°C und Schneeregen, Sonntag bei 0°C und etwas trockener.  
  + Der Senat teilt die Stadt – in systemrelevant und irrelevant + Öffentliche Bibliotheken bleiben von heute an zu + Hilferufe aus den Oberstufenzentren +  
Lorenz Maroldt
von Lorenz Maroldt
  Guten Morgen,

am Montag eröffnet „Berlins neue Kathedrale des Wissens“ (Hermann Parzinger im Tagespiegel): die Staatsbibliothek Unter den Linden (nach 15 Jahren Sanierung). Eigentlich wäre das ein Feiertag für die Berliner Kultur, aber die hat der Senat zum Weinen in den Übungsraum verbannt (und jetzt schließen auch noch die Bibliotheken – mehr dazu gleich).

183mal taucht das Wort „Kultur“ im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag auf – in der Senatsliste der systemrelevanten Berufe dagegen nur zweimal: bei „Sonderkultur- und Gartenbaubetrieb“ sowie „Aquakultur“. Von Theater, Musik, Malerei, Literatur keine Spur (als hätten Künstler im Lockdown nichts zu tun).

Kultur ist für die öffentliche Selbstverständigung der Stadtgesellschaft lebenswichtig und unentbehrlich“, hatte die Stadtregierung zu Beginn ihrer Amtszeit 2016 postuliert – am Ende reicht es nicht einmal mehr zu einem Berechtigungsschein für die „Notversorgung“ in der Kita.

Den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, lautet ein zentrales Kapitel im Koalitionsvertrag – doch dieses Versprechen zerbröselt in der Krise wie ein zertretenes Knäckebrot. Der Senat teilt Berlin in zwei Hälften: Auf der einen Seite leben und arbeiten diejenigen, die von den Verwaltungen als „systemrelevant“ erstklassifiziert wurden. Versicherungsmakler sind ebenso darunter wie Mitarbeiter von Besamungsstationen und Brütereien, Abgeordnete, Imker, Journalisten und Fischer (Soldaten u.U. übrigens doch auch, CP von gestern). Wer sich auf der 28-seitigen Liste nicht wiederfindet, ist damit amtlich als überflüssig abgestempelt, als nicht wichtig genug – als systemirrelevant. Für sie gibt es keine Liste, aber einige von ihnen sind leicht zu finden: in den Imagebroschüren der Stadtvermarkter. Es sind diejenigen, die der Regierende Bürgermeister bei schönem Wetter stolz herausstellt, wenn er in der Weltgeschichte herumgondelt: Tüftler und Erfinder, Riskierer und Probierer, Künstler, Lebenskünstler und Überlebenskünstler. Sie sind abgemeldet, mindestens bis zur ersten postpandemischen Sonntagsrede.
 
     
 
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  Sich selbst abgemeldet haben die öffentlichen Bibliotheken – nach einer denkwürdigen Vorgeschichte, die im Buch über diese Regierungszeit einen Platz finden wird. Noch im Dezember hatte Kultursenator Klaus Leder dafür plädiert, die Bibliotheken aus sozialen Gründen offen zu halten. Angesichts der bedrohlichen Situation wegen der Virusmutation und der Homeoffice-Appelle riet Lederer aber nach der Corona-Konferenz mit Merkel per Mail den Bezirksstadträten dann doch zu einer Schließung für die kommenden drei Wochen (er selbst ist nur für die ZLB zuständig) – scheiterte damit aber am Mittwoch im Senat: Die Grünen ließen ihn vehement auflaufen. Justizsenator Behrendt argumentierte u.a., die Leute sollen doch ihre ausgeliehenen Bücher zurückgeben können (was zudem seit Jahren bereits kontaktlos geht). Außerdem müssten dann auch die privaten Buchläden dichtgemacht werden.

Am Ende beschloss der Senat: Die Bibliotheken bleiben offen, stellen den Betrieb allerdings um auf Online-Bestellung und Abholung am Tresen. Doch am Freitag erklärten 11 von 12 Bezirken: Das ist organisatorisch und personell nicht zu schaffen – und deshalb bleiben die Bibliotheken jetzt doch geschlossen, und zwar von heute an. Aufrechterhalten wird an einigen Standorten nur ein Notbetrieb, z.B. für Schülerinnen und Schüler.
 
     
 
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Nur 50 Minuten vom Ku'damm entfernt errichtet die Berliner Artprojekt-Gruppe nach den Plänen von Stararchitekt David Chipperfield in einer idyllischen Bucht am Scharmützelsee ein exklusives Wohn-Ensemble mit Privatpark, Spa und Seelage. Im Rahmen des Masterplans sind zudem ein Strandbad und eine Marina vorgesehen.
Hier erfahren Sie mehr…
 
 
 
 
  Apropos Schule: Einen erschütternden Beitrag zum Stillstand der Dinge erstellte gestern die Schulleiterin des Werner-von-Siemens-Gymnasiums per dreiseitigem Verfahrensbrief an das Kollegium und die Eltern (ohne Abi kaum zu verstehen, und mit erst recht nicht). Fazit: Das verwendete Wort „Schulorganisation“ ist dort ein Euphemismus der Extraklasse. Im 12. Jahrgang entscheiden Schüler- und LehrerInnen per Mehrheitsabstimmung über Präsenzunterricht, dann gibt’s aber „Einschränkungen beim saLzH“ (schulisch angeleiteten Lernen zu Hause), weil die Lehrkräfte ja „erst noch den Heimweg bewältigen müssen“. Der „Wandertag“ wird vorverlegt auf den 9.2. und umfunktioniert zu einem Zeugnisabholungsevent. Weitere Hinweise:

Da der Senat die Kolleginnen und Kollegen noch nicht mit Dienstgeräten ausgestattet hat, kann es keine Verpflichtung zur Nutzung von privater Technik geben.“

Bezogen auf die Arbeit mit der Technik in der Schule ist weiterhin anzumerken, dass insbesondere die aktuelle Internet-Anbindung der Schule, die das Bezirksamt bislang nicht in besserer Ausstattung genehmigt hat, ebenfalls zu erheblichen Einschränkungen beiträgt.“

Wie jeder Unterrichtsinhalt und jede Unterrichtsform im regulären Unterricht ist auch das Durchführen einer Videokonferenz eine Entscheidung jedes einzelnen Kollegen und jeder einzelnen Kollegin.“

Es kommentiert Ilja Richter: „Licht aus – Spott an.“
 
     
 
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  Mehrere Hilferufe erreichten die Checkpoint-Redaktion von Schüler:innen an Oberstufenzentren (OSZ): Trotz aller faktischen Einschränkungen und Abstandsaufrufe wurden die Jugendlichen schriftlich und mündlich aufgefordert, ihre Praktika zu absolvieren – andernfalls, so wird ihnen gedroht, könnten sie ihren Abschluss vergessen. Eine absurde Vorstellung: Kitas sind geschlossen, in Pflegeheimen wird Besuch untersagt, Handwerksbetriebe, Banken und Versicherungen schränken drastisch den Kundenverkehr ein – aber die Schüler:innen sollen genau dort arbeiten gehen? Das ist lebensfremd, gefährlich und verantwortungslos.  
     
 
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  Ein kleiner Blick zurück auf die Zeit, als die Welt noch eine andere war (in Ordnung war sie auch da nicht) – hier die offizielle Liste der Ziele von Ausflügen und Klassenreisen der Spandauer Schulen im Jahr 2019, sortiert nach den Angaben des Bezirksamts (insgesamt waren es 384, davon 82 per Flugzeug):

Hoher Fläming, Wandlitz, Schloss Altenhausen, Beelitz, Cuxhaven, Güstrow, Zinnowitz, Prerow, Sylt, Föhr, Eberswalde, Blankenburg, Naumburg, Heidesee, Malchow, Stecklenburg, Österreich, Reetz, Wangerland, Kühlungsborn, Tirol, Thale, Trebendorf, Boitzenburger Land, Ueckermünde, Schönwalde Glien, Trassenheide, Werbellinsee, Groß Köris, Kausnick, Bayern, Warnemünde, Blossin, Oberhof, Schloss Gadow, Greifswald, Falkensee, Paris, Edinburgh, Milow, Lübben, Spanien, Großbritannien, Rügen, Hamburg, London, Italien, Pelzkuhl, Barcelona, Budapest, Brandenburg, Tirol, Wolgast, Pepelow, Südtirol, Malaga, Griechenland, Amsterdam, Krakau, Bath, Brüssel, Nizza, Neuwied, Binz, Spanien, Sächsische Schweiz, Polen, Dranske, Rom, Italien, Braunlage, Kroatien, Stralsund, Heide, Schwanwerder, Genf, Hohegeiß, Bremerhaven, Köln, Frankreich, Lübstorf, Trier, Blossin, Ungarn, Schlaubetal, Hodenhagen, Bonn, Gnewikow, Irland, Prag, Dänemark, Weimar, Magdeburg.

Ach ja, fast vergessen: 17mal lautete das Reiseziel „Berlin“ – da kommt man ja glatt ins Träumen…
 
     
 
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+ Linker Protest beim Baustadtrat der Grünen

+ Die Homeoffice-Zahlen der Polizei

+ Ungewöhnliche Vornamen

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+ Das Berlin-Rätsel
 
     
 
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