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Tagesspiegel Checkpoint vom Mittwoch, 27.04.2022 | Sonnig, später zunehmend wolkig bei max. 17°C. | ||
+ Laute Bauarbeiten am Raum der Stille (am Tag gegen den Lärm) + Viele Freizeitchöre sind in der Pandemie verstummt + Warum ein neues Hertha-Stadion richtig ist + |
von Robert Ide |
Guten Morgen, es ist bereits der 63. Tag des brutalen Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine. Hier die wichtigsten Einschätzungen zum Tage und die aktuellen Entwicklungen aus der Nacht: +++ Der wieder bis zum fast letzten Moment zögernde Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der Völker- und Menschenrechtsverletzungen von Russland und des Drucks innerhalb seiner Koalition, durch die internationalen Partner und auch die nationale Opposition nun doch das veranlasst, was er vorher noch als Auslöser für einen „Dritten Weltkrieg“ dargestellt hatte: die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Nach der Munition für die Flugabwehrpanzer sucht Ukraines Botschafter Andrij Melnyk allerdings noch. Deutschlands Führungsrolle in Europa bleibt weiterhin undefiniert. +++ Auf einen von den USA initiierten Militärtreffen auf der Luftwaffenbasis Ramstein haben mehr als 30 Staaten die weitere Waffenhilfe für die sich verteidigende Ukraine koordiniert. Der demokratische Westen stellt sich offenbar auf einen langen Krieg ein. +++ António Guterres hat bei weiteren vergeblichen Friedensbemühungen den Krieg als „völkerrechtswidrige Invasion Russlands“ bezeichnet. Dass er Moskau dennoch als freier Mensch verlassen durfte, hatte nur einen Grund: Er ist Generalsekretär der Vereinten Nationen. +++ Die Angriffe Russlands im Süden und Osten der Ukraine gingen mit unveränderter Härte weiter. Humanitäre Korridore für die Zivilbevölkerung in bombardierten Städten scheiterten deshalb erneut. +++ Russische Separatisten haben offenbar Anschläge in der Region Transnistrien verübt, um die an die Ukraine grenzende Republik Moldau zu destabilisieren. Zudem stellt der russische Staatskonzern Gazprom die Gaslieferungen an Polen (das sie sowieso kündigen wollte) und Bulgarien umgehend ein. Die Angst vor Russlands Imperialismus treibt derweil Finnland und Schweden zügig in die Nato. Ein Kriegsziel Moskaus geht nicht auf: die Spaltung der freien Welt. Alle aktuellen Entwicklungen können Sie rund um die Uhr hier im Tagesspiegel-Blog verfolgen. Das Wichtigste dabei bleibt: Empathie und Hilfe für die viel zu vielen unschuldigen Opfer dieses mörderischen Krieges mitten in Europa. | |||||
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Schuld an sich selbst ist weiterhin ein Mann, der ein respektabler Altkanzler hätte werden können, wenn er nicht noch immer Putins Kriegskasse mit seinem oligarchenhaften Lobbyismus ölen würde. Lesen wir dazu den treffenden Kommentar von Micky Beisenherz (via „Stern“) über Gerhard Schröder: „Es ist die eigene Vita, die den sonst so hartleibigen Basta-Gerd weich werden lässt. Und so wurde schlussendlich der vermutlich schlimmste Tyrann des Planeten zum Romeo des anerkennungsfreudigen Cohiba-Kanzlers, der im Kriegsverbrecher zuvorderst nur den Freund sieht, der ihm im Lebensweg so ähnelt. Dass er längst zu dessen Filialleiter in Deutschland verkommen ist, wird vom Renitentner geflissentlich ausgeblendet.“ | |||||
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Zu den Waffen – „all'arme“! Aus diesem italienischen Weckruf für das Militär ist im 15. Jahrhundert das deutsche Wort Alarm entstanden – und daraus wiederum das Wort Lärm. Ein krachender Begriff für Geräusche, die durch lauter laute Laute auf die Umwelt störend, belastend oder gesundheitsschädigend wirken. Um endlich mal Ruhe zu finden, findet heute der internationale „Tag gegen Lärm“ statt. Eine gute Gelegenheit, mal wieder in den Raum der Stille im Brandenburger Tor einzukehren, in dem man sich inmitten der Mitte Berlins leise mit sich selbst verstecken kann. Laut Selbstbeschreibung soll Berlins stilles Örtchen auch „eine ständige Aufforderung zu Geschwisterlichkeit und Toleranz unter den Menschen, zwischen den Nationalitäten und Weltanschauungen sein“. Ein Verweilen für den Frieden. Nun aber diese Alarmmeldung: „Wegen umfangreicher Bauarbeiten am Brandenburger Tor muss der Raum der Stille derzeit geschlossen bleiben.“ Kann Berlin das überhaupt: leise sein? | |||||
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Zwei Jahre ihre Stimmen stillgehalten haben nahezu alle Chöre in Berlin. Nun hat der Deutsche Chorverband ein „Jahr der Chöre“ ausgerufen, um in der Pandemie verstummte Lieder neu anzustimmen. Leicht wird das nicht, wie eine Checkpoint-Umfrage bei Ralf Sochaczewsky, Dirigent vom Landesmusikrat, dem Leiter mehrerer Chöre Jan Olberg sowie Paul von einem Amateurchor in Neukölln ergeben hat. Ergebnis unserer Recherche: Für gemeinsam singende, gut klingende Amateure galten in der Pandemie oft strengere Regelungen. Sie probten oft in nicht so gut zu belüftenden Räumen, hatten weniger Geld für Tests; die meisten digitalen Proben scheiterten an der verstimmten Video-Kakophonie. Deshalb fanden zuletzt fast nur noch Profi-Konzerte statt, staatliche Chöre mit fest angestellten Sängerinnen und Sängern kamen mithilfe der Corona-Hilfen besser durch die stille Zeit. Für große Oratorien braucht es allerdings auch freiberufliche Stimmen - von denen haben inzwischen ein Drittel ihren Beruf gewechselt. Viele Freizeitchöre verloren gar so viele Mitglieder, dass sie gar nicht mehr gemeinsam ihre Stimmen anstimmen. Für sie summen wir traurig mit Franz Schubert ein Ständchen: „Leise flehen meine Lieder / Durch die Nacht zu dir; / In den stillen Hain hernieder, / Liebchen, komm zu mir!“ | |||||
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Gerade ist ja in Berlin nicht nur der Himmel blau-weiß. Und im Fußball gibt es immer zwei Halbzeiten. Da wir beim Tagesspiegel und im Checkpoint gerne im Binnenplural schreiben, kommt hier nach dem gestrigen Contra meines Kollegen Julius Betschka gegen ein neues Hertha-Stadion (Text und unentschiedene Umfrage hier) nun von mir ein Pro – mit HaHoHerzlichen Grüßen aus der Ostkurve: Alle Klubs der Bundesliga spielen in modernen Fußballarenen, nicht in ollen Leichathletikschüsseln. Dauermeister BFC Bayern langweilt die Liga längst nicht mehr im Münchner Olympiastadion, in das Zentralstadion in Leipzig wurde die neue Fußballarena geschickt hineingebaut. Und Hertha will eine neue Arena komplett selbst bezahlen, die Infrastruktur am Olympiastadion mit U- und S-Bahn ist bereits vorhanden, der öde Olympiapark wäre endlich etwas belebter, Berlin braucht sowieso mehr moderne Sportstätten. Natürlich sollte jede Stadtentwicklung einen besonders sensiblen Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz haben, für nachhaltigere Stadien kann sich auch im Fußball noch mehr drehen. Aber wird damit das großflächige Gelände versiegelt – auf einem derzeitigen Reitsportfeld? So bringt man die Fans auf jeden Fall zum Rasen. Und was wäre die Alternative? Kann man einer der traditionsreichsten und größten Vereine der Stadt zwangsverpflichten, für immer in einem für einen Fußballklub finanziell und atmosphärisch selten rentablen Stadion zu spielen, nur weil das Land damit nichts anzufangen weiß? Nebenbei kostet das auch jede Saison Punkte, wozu es Studien gibt. Und für die Stadt lockt ein durchaus guter Deal: Dass beide Stadien womöglich zusammen vermarktet werden und Hertha bei großen Spielen weiter im Olympiastadion heimgastiert – so wie der toll aufspielende 1. FC Union zuletzt im Europapokal. Jahrelang hatte der alte Senat gebremst (etwa mit Hinweis auf den Denkmalschutz für von den Nationalsozialisten entworfene Sichtachsen zum Aufmarschplatz Maifeld) und Hertha sich mal wieder kommunikativ selbst verhakt. Nun kommt dank vieler aktiver Fans und des neuen Senats von Franziska Giffey (SPD) neue Bewegung aufs Feld. Und das kann für die Sportmetropole, die Berlin auch ist, nur richtig sein. Denn das gibt es ja nirgendwo sonst: dass einem Traditionsverein der eigene Stadionbau faktisch von der Stadt verunmöglicht wird. Union erlebt das auch gerade mit dem gewünschten Ausbau der Alten Försterei, wo Berlin mit der Verkehrsplanung in Köpenick nicht hinterherkommt. Und in Brandenburg spielen will Hertha nun auch nicht – schon allein, weil alle Sportkommentatoren des Landes den Berliner Sportclub allzu gerne unnötig mit dem Zusatz „Hertha BSC Berlin“ versehen. | |||||
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Jetzt eine wichtige Nachricht, die Sie bitte auch teilen und vielen weiteren Menschen mitteilen sollten: Unser Tagesspiegel-Kollege Kurt Sagatz bangt um das Leben seiner Frau Vera. Sie hat eine seltene Form des Blutkrebses, der akut aktiv geworden ist, und benötigt zum Überleben dringend die Stammzellspende eines genetischen Zwillings. So wie viele andere suchende Patientinnen und Patienten auch. Sie wollen Vera helfen? Registrieren Sie sich für eine Spende bitte hier – und verbreiten Sie den Aufruf von Kurt bitte hier. Danke! | |||||
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