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Stefan Gilsbach
Lokalredakteur Radevormwald
29. Juni 2024
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen aus einer Hand – das erwartet Sie in diesem Newsletter. Und das sind unsere Themen:
Es ist nicht überraschend, dass die Verkehrssituation auf der Telegrafenstraße einmal mehr zum Thema wird in Gesprächen an der „Mobilen Redaktion“ der Bergischen Morgenpost, die beim Feierabendmarkt vertreten war . „Zu viel Verkehr fließt hier durch“, heißt es. „Es wird geparkt, wo es gar nicht erlaubt ist. Deshalb ist oftmals für Linienbusse so wenig Platz, dass sie gar nicht durchkommen“, lautet eine andere Beobachtung. Und: „Hier wird viel zu schnell gefahren – das gilt für die Carl-Leverkus-Straße aber genauso.“ Unmutsäußerungen, die im Rathaus und in der Politik seit Jahren bestens bekannt sind.
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Wir in der an der Telegrafenstraße beheimateten Morgenpost-Redaktion müssen noch nicht mal aus dem Fenster schauen, wenn Verkehrsteilnehmer mit ihren Autos in zweiter Reihe halten oder losfahren und nicht damit rechnen, dass andere deutlich schneller unterwegs sind als eigentlich erlaubt. Es gibt Tage, an denen mindestens ein Dutzend Hupen ertönen. Und das sind keine Fußballfans in Feierlaune oder Mitglieder einer Hochzeitsgesellschaft im Autokorso.
Wer zu Stoßzeiten an Werktagen die Telegrafenstraße befährt und hier nichts zu erledigen hat, hat hier auch nichts zu suchen. Die Alternative über den Brückenweg bedeutet nicht nur entspannteres Fahren, sondern auch später Vorfahrt im Kreuzungsbereich Eich / Kölner Straße – wenn nicht gerade die Fußgängerampel Rot zeigt.
Das wilde Halten auf der linken Straßenseite und Teilen des Gehwegs ist der Stadt ohnehin ein Dorn im Auge, weil es unnötige Kosten verursacht. Das Pflaster wird durch das Befahren gelockert und muss regelmäßig instandgesetzt werden. Da hilft nur eine Gegenfinanzierung durch Kontrollen.
Die gute Nachricht der Woche hatte eine schlechte „im Schlepptau“: Das Hückeswagener Schloss kann, wohl ab Jahresbeginn, zu einem Treffpunkt umgebaut werden, weil der Lenkungsausschuss der Regionale 2025 den entscheidenden A-Stempel erteilt hat. Heißt: Die Finanzierung ist gesichert, die endgültigen Planungen können starten. Bis Ende 2027 müssen die Arbeiten beendet sein. Was Hückeswagen dann aber definitiv nicht mehr haben wird, ist ein Heimatmuseum im rechten Schlossflügel. Das ist dort seit gut sechs Jahrzehnten beheimatet und seit Jahresbeginn geschlossen. Geöffnet werden soll es dort nicht mehr, weil dieser Bereich des Schlosses zu einer großen Event-Location wird. Mit Sicherheit wird die schön werden, weil die Zwischendecke, auf der der (seit Jahren nicht mehr genutzte, weil ebenfalls gesperrte) Ratssaal verschwinden wird. Aber fürs Museum ist dann kein Platz mehr.
So gut die Pläne der Verwaltung für das Schloss auch sind, so schlecht sind sie für die Zukunft des Heimatmuseums. Denn die sehen vor, dass einige Exponate auf den Fluren und in einigen Räumen des Hückeswagener Wahrzeichens ausgestellt werden sollen, der Rest aber ins Depot kommen wird. Dort werden diese Exponate der Hückeswagener Geschichte auf Jahre hinaus verschwinden – wenn nicht für immer.
Das ist der falsche Ansatz. Der richtige ist der, den die FDP mit der Bildung eines gemeinnützigen Trägervereins anstrebt. Gehört doch die Hückeswagener Geschichte in die Öffentlichkeit und nicht in ein Lager ! Einige Ausstellungsstücke im umgebauten Schloss zu präsentieren, ist durchaus akzeptabel, weil es vornehmlich als Treffpunkt dienen soll und die Exponate somit von vielen Menschen gesehen werden würden. Aber der Rest muss woanders in der Stadt ausgestellt werden. Es ist Zeit, auf die Suche nach einem passenden Gebäude zu gehen.
Es war zu erwarten, dass auch am Radevormwalder Krankenhaus die aktuellen Reformpläne nicht spurlos vorbeigehen würden. Nun droht also das Aus des Endoprothetik-Zentrums. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, dies für eine seltsame Entscheidung zu halten. Mir kommen, obwohl ich medizinischer Laie bin, gleich zwei in den Sinn: Das Radevormwalder Krankenhaus ist unter anderem für seine Geriatrie bekannt. Und die Endoprothetik hat vor allem mit dem Verschleiß von Gelenken zu tun. Das trifft nun einmal hauptsächlich Menschen in vorgerückten Jahren. Würde dieses Angebot tatsächlich wegfallen, dann würde ein Fachbereich fehlen, der eigentlich das Thema Altersmedizin ideal ergänzt. Und dann ein zweiter, ganz praktischer Grund: Wer kaputte Gelenke hat, ist logischerweise weniger mobil. Wenn der Weg zur Behandlung plötzlich viel weiter ist, belastet man diese kranken Menschen zusätzlich.
Vor diesem Hintergrund ist es begreiflich, dass sich jetzt Sana-Klinik, die örtliche Ärzteschaft und die Stadt zusammentun, um diese Entwicklung zu verhindern . Die gemeinsame Erklärung ist ein Signal, dass man im Rahmen des Verfahren, das ja noch nicht abgeschlossen ist, alles daransetzen wird, die Endoprothetik und auch die Wirbelsäulen-OPs in der Stadt zu halten.
Nun könnte ein Kritiker natürlich einwenden, mit dem Sankt-Florians-Prinzip ließe sich die Krankenhausreform, die ja auch vernünftige Maßnahmen umfasst – etwa die Reform der Fallpauschalen – nicht umsetzen. Natürlich sieht man es nirgendwo gern, wenn die örtliche Klinik Abstriche macht. Es ist zu erwarten, dass allerorten Beschwerden laut werden. Irgendwo werden Einschnitte gemacht werden müssen.
Im Fall von Radevormwald scheinen mir die Bedenken aber berechtigt. Denn ob es eine gute Idee ist, gerade in einer Stadt mit überdurchschnittlich vielen älteren Menschen und in einem ländlichen Landkreis ein solches Zentrum zu schließen, darüber lässt sich streiten. Dass es langfristig nicht leicht sein wird, die ärztliche Versorgung im Kreis auf dem gewohnten Level zu halten, auch das ist seit Längerem bekannt.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen
Ihr
Stefan Gilsbach
Mail an die Lokalredaktion senden
PS: Wie schaffen wir die Energiewende? So! Antworten gibt’s in der ersten Staffel unseres Podcasts Zukunftsorte. Überall, wo es Podcasts gibt!
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