um die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) steht es derzeit nicht wirklich gut. Immer neue Nachrichten von Finanzproblemen machen die Runde. Dazu steht einer der erfolgreichsten deutschen Sportverbände – zumindest was die vergangenen Olympischen Spiele anbelangt – derzeit mehr oder weniger führungslos da. Als Schulunterricht-Sozialisierter wünschte man sich jemanden, der „Anfang hier“ sagt, die Abteilung hinter sich versammelt und los geht’s. So einfach ist das aber nicht. Die Findungskommission sucht nach einem oder einer Vorsitzenden. Ein Job, bei dem man sich sicherlich nicht nur Freunde macht. Denn es geht nicht um Kosmetik, sondern um Restrukturierung. Kein „weiter so“ wird helfen. Die Zeit der Einschnitte bei der FN wird kommen müssen. Kurzfristig kursierten zwei Namen, die sich das Präsidentenamt zutrauten: Martin Richenhagen und Stefan Unterlandstättner. Der eine ehemaliger Agrar-Industrieller, CEO der AGCO Corporation (u.a. Fendt), der andere Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kreditbank AG (DKB). Zwei klingende Namen, zwei Big Names aus der Wirtschaft, die beide im Sattel erfolgreich waren oder sind. Richenhagen in der Dressur, Unterlandstättner im Parcours. Eigentlich ein Glücksfall für die FN, wenn gleich zwei Hochkaräter aus der Wirtschaft ihre Passion für Pferdesport und -zucht ehrenamtlich einbringen wollen. An wirtschaftlicher Kompetenz scheint ja bei der FN, der Haushalt belegt es, nicht gerade Überfluss zu herrschen. Doch eine Momentaufnahme aus einem Parcours-Video, das Unterlandstättner auf einem Schimmel zeigt, der sich gegen die Hand wehrt, machte die Runde in den Sozialen Medien. Das Bild soll im Zusammenhang mit einer Verweigerung des Pferdes entstanden sein. Videomaterial soll belegen, dass der Reiter das Pferd im direkten Anschluss wieder sicher an den Hilfen hatte, den Hals einmal klopfte und dann das Hindernis anritt und fehlerfrei überwunden hat. Wer auch immer das Foto hochgeladen hat, der wusste, wie Social Media funktioniert. Es gab einen Aufschrei und einen Rückzug. Unterlandstättner sprach von Zuständen wie im US-Wahlkampf und machte klar, nicht mehr für den Präsidentenposten zur Verfügung zu stehen. Sein Trainer und Freund Holger Wulscher, seit 2017 Mitglied des FN-Präsidiums und seit 2021 Aktivensprecher aller Reiterinnen und Reiter, der den DKB-Chef in Spiel gebracht hatte, reagierte geschockt. Er trat von seinem Amt zurück. Damit scheint das Chaos in Warendorf weiterzugehen. Anstatt den wirklich notwendigen Strukturwandel der Reiterzentrale anzugehen, werden im Postengeschacher auf unlautere Art Chancen vertan. Engagierte Pferdesportler verlieren den Spaß. Ein Zustand, den sich die Pferdeszene angesichts der aktuellen Situation nicht leisten kann. Ich wage mal einen Vorschlag, für den ich vielleicht Gelächter ernten werde: Was, wenn zwei ausgewiesene Wirtschaftsgrößen ihre Kompetenzen bündeln würden, um so, ohne nach publicityträchtigen Auftritten zu schielen, gemeinsam den Karren aus dem Dreck zu ziehen? Das wäre doch richtig, #doitride. Hätte doch was! Social Media-Hate schlägt uns Pferdeleuten eh schon ausreichend ins entgegen. Sollten wir uns wirklich dieser Kommunikationsweisen bedienen, anstatt die gemeinsame Sache voranzubringen? |