die nach dem Rückzug Joe Bidens schnell als Kandidatin inthronisierte amtierende Vizepräsidentin wird von den sie geradezu umjubelnden liberalen Medien dezidiert ethnisch und nach „Gender“ definiert: first woman, first person of color, first Black, first South Asian – und so weiter. Es galt daher als sicher, dass Kamala Harris einen – in der gebräuchlichen Schreibweise mit eher unenglischen Großbuchstaben – „White Man“ zu ihrem running mate machen würde. So waren zuletzt drei weiße Männer im Gespräch: der Senator von Arizona, Mark Kelly (ein Astronaut), sowie die Gouverneure von Pennsylvania, Josh Shapiro, und Minnesota, Tim Walz. Es war Walz, der am Dienstag den Zuschlag erhielt. Walz gilt als ländlicher Progressiver. Doch ob der auf nationaler Ebene wenig bekannte Politiker die politische Mitte wirklich zugunsten der Demokraten mobilisieren kann, ist unklar, schreibt Ronald D. Gerste aus Washington. Das Bundesverfassungsgericht muss vor dem Zugriff von Extremisten geschützt werden. Darin sind sich die Ampelkoalition und die CDU/CSU plötzlich einig – und haben ein Fraktionspapier vorgelegt, das entsprechende Verfassungsänderungen ankündigt. Dieses entpuppt sich bei näherer Betrachtung jedoch vor allem als hysterische Reaktion auf die Wahlumfragen, schreibt der Staatsrechtler Volker Boehme-Neßler. Wir leben in einer Zeit universaler Nivellierungstendenzen. Die Allgegenwart der Medien und die fortschreitende Virtualisierung vieler Bereiche menschlichen Daseins unterstützen diese kulturgeschichtlich bemerkenswerte Entwicklung. Teil dessen ist, dass der Begriff der Elite zunehmend zu einem billigen Feindbild umgedeutet wird. Dominik Pietzcker fragt: Ist das Außerordentliche schon verwerflich? Seit über dreißig Jahren hat der Autor des nächsten Beitrags eine Freundin, die ihn nie langeweilt, in ihrem Urteil unbestechlich ist, aber manchmal auch sehr flatterhaft sein kann. Die Rede ist vom Finanzmarkt. Erst vor kurzem gebärdete sich diese Freundin wieder wie eine hysterische Diva – und exponierte sich in einem weltweiten Börsencrash. Thomas Mayer erklärt, wie er mit den Launen seiner flatterhaften Freundin umgeht. Zum Film der Woche: Hollywoodstar Viggo Mortensen führte bei „The Dead Don’t Hurt“ zum zweiten Mal Regie. In dem soliden Western spielt er einen dänischen Einwanderer, der sich schwer verliebt. Doch Bürgerkrieg, Krankheit und Korruption zerstören das Liebesglück. Ursula Kähler über eine Handvoll Melancholie. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre. Bleiben Sie optimistisch. Ihr Ben Krischke, Leitung Cicero Digital |