Der Plan der Ministerin

Unbemerkt von der Öffentlichkeit plant Agrarministerin Julia Klöckner (CDU), Bienengifte wieder zu erlauben – dabei sind die längst verboten. Um Proteste zu vermeiden, will Klöckner die Sondererlaubnis noch vor Weihnachten durchdrücken. Darum fordern wir mit einem Eil-Appell: Keine Ausnahmen für Bienenkiller, Frau Klöckner!

 

Hallo John Do,

es ist ein giftiges Geschenk, das zwischen Bescherung, Lockdown und Feiertagsplanung unbemerkt bleiben könnte: Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will gefährliche Bienenkiller – sogenannte Neonicotinoide – noch vor Weihnachten wieder erlauben.[1] Sie gehören zu den gefährlichsten Giften in der Landwirtschaft: Schon kleinste Mengen können Insekten lähmen oder sogar töten.[2]

Dabei waren wir schon einmal viel weiter: 2018 hat die EU die Bienengifte verboten – der öffentliche Protest war zu groß. Zehntausende Menschen sind bei den „Wir haben es satt!“-Demos in Berlin auf die Straße gegangen; Campact hat Klöckners öffentliche Auftritte immer wieder mit Protesten begleitet.[2][3] Das Verbot der EU will die Agrarministerin jetzt mit einer zeitlich befristeten Ausnahmegenehmigung umgehen.[1] Ihr leises Verfahren droht, unseren Erfolg zu zerstören – und im Corona-Lärm unterzugehen.

Um das zu verhindern, starten wir einen Eil-Appell: Damit bescheren wir Klöckner eine Öffentlichkeit, die sie nicht gebrauchen kann. Sobald wir 100.000 Unterzeichner*innen sind, machen wir der Ministerin ein Geschenk der anderen Art. Wir überreichen ihr die Unterschriften hübsch verpackt – natürlich noch vor Weihnachten. Wenn Sie bis Freitag mitmachen, kommt auch Ihr Protest bei Julia Klöckner an, John Do. Unterzeichnen Sie jetzt für die Bienen.

2008 trat das Horror-Szenario bereits ein: In Baden-Württemberg gab es ein massives Bienensterben – die Ursache waren Maissamen, behandelt mit einem Neonicotinoid.[4]Das Perfide: Das Gift wird am Samen angebracht, breitet sich dann über die Erde aus – und schadet so den Bienen.[5] Honigbienen verlieren die Orientierung, können ihren Bienenstock nicht wiederfinden und sind ohne ihr Volk verloren.[6] Wildbienenarten bauen aus dem vergifteten Boden ihre Nester – und sind dem Nervengift dauerhaft ausgesetzt.[5]

Nun soll das Bienengift auf vielen Zuckerrübenfeldern wieder zum Einsatz kommen – denn hier grassiert derzeit ein Vergilbungsvirus.[1] Der Plan der Agrarindustrie: Sie will die Zuckerrübensamen für das Frühjahr mit dem eigentlich verbotenen Neonicotinoid Thiamethoxam ummanteln. Dabei gibt es Alternativen: Bio-Landwirt*innen können dank ihrer Fruchtfolge auch ohne Insektengifte Zuckerrüben anbauen.[7]

Für die Äcker in Nordrhein-Westfalen ist die Erlaubnis schon da: Hier dürfen im Frühjahr giftige Rübensamen gepflanzt werden.[8] Auch andere Bundesländer haben Anträge gestellt. Die EU prüft in den nächsten Monaten, ob Klöckners Ausnahmeregelung angemessen ist[9] – doch bis dahin dürfte das Gift zum Einsatz kommen. Noch sind die Bienen in der Winterruhe. Damit es für sie kein böses Erwachen gibt, muss Klöckner die Genehmigung für Nordrhein-Westfalen wieder zurückziehen – und darf keine weitere Ausnahmen zulassen. Unterzeichnen Sie jetzt.

Herzliche Grüße
Friederike Gravenhorst, Campaignerin

PS: Schon im Januar soll die Produktion der vergifteten Zuckerrübensamen beginnen – damit sie danach möglichst schnell zum Einsatz kommen können. Darum will Julia Klöckner die Bienenkiller schon in den nächsten Tagen erlauben. Deshalb müssen auch wir jetzt schnell sein: Unterzeichnen Sie am besten noch heute – für mehr Bienenschutz.

[1]„Notfallzulassung für Neonicotinoide noch in diesem Jahr?“, agrarheute.com, 1. Dezember 2020

[2]„EU-Staaten verbieten schädliche Neonicotinoide“, Süddeutsche Zeitung, 27. April 2018

[3]„'Essen ist politisch' 33.000 fordern mehr Tempo bei Agrar- und Ernährungswende“, Pressemitteilung von Wir haben es satt!, 20. Januar 2018, eingesehen am 15. Dezember 2020

[4]„Abschlussbericht Beizung und Bienenschäden“, Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum Baden Württemberg, 17. Dezember 2008, eingesehen am 15. Dezember 2020

[5]„Neonicotinoide: Gefahr im Boden“, scinexx.de, 28. August 2019

[6]„EFSA: Bienen in Gefahr durch Neonicotinoide“, Deutsche Welle Online, 28. Februar 2018

[7]„Löcherige Pestizidverbote“, taz Online, 14. Dezember 2020

[8]„BVL erlaubt Neonikotinoid für Rüben in NRW“, topagrar online, 14. Dezember 2020

[9]„EFSA kündigt Prüfung der Notfallzulassungen für Neonikotinoide an“, top agrar online, 14. Dezember 2020