Nachrichten, Geschichten, Unterhaltendes, von der SZ-Redaktion für Sie zusammengestellt
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19. Oktober 2024
SZ am Wochenende
Die wichtigsten Nachrichten, die besten Geschichten
Hendrik Munsberg
Koordinator Wochenende
Guten Tag,
ob die Lektüre der Süddeutschen Zeitung anregend ist, können nur Sie als Leserinnen und Leser beurteilen. Was mir immer wieder auffällt: Zu den Vorzügen einer überregionalen Tageszeitung wie der SZ gehören zweifellos ihre Auslandskorrespondenten. Das sind jene Kolleginnen und Kollegen, deren Einordnungen und Erklärungen besonders in diesen Zeiten gefragt sind, wenn irgendwo in der Welt wieder Wichtiges passiert. Die mit ihren Geschichten aber auch ohne tagesaktuellen Anlass erhellende Perspektiven aufzeigen.

In seiner aktuellen Reportage gelingt das Raphael Geiger, der aus dem quirligen Istanbul für die SZ berichtet. Er erklärt im Aufmacher des Gesellschaftsteils, warum junge Menschen in der krisengeschüttelten Türkei so viel mehr Lust auf Zukunft haben als die gleichaltrigen Deutschen. Und was das damit zu tun hat, wie jung oder wie alt die Bevölkerung eines Landes ist.

Geiger ist 34. Also jung oder alt? „In Deutschland“, so schreibt er, fehlen ihm damit „noch zehn Jahre zum Durchschnitt“, in der Türkei dagegen gehöre er „bald zur älteren Minderheit“. Solange er in Deutschland gelebt habe, so Geiger, wurde „ich das Gefühl nicht los, dass dieses Land für eine andere Generation gemacht war – eine, der naturgemäß das Erreichte wichtig war, vielleicht wichtiger als das, was noch kommen könnte“. 

Wahr ist, dass bei uns unablässig über Rentenfragen, Krankenhausreformen und Probleme der Pflegeversicherung gestritten wird. Und viel seltener über Dinge, die junge Menschen weiterbringen würden. Den für ihn wichtigsten Unterschied beschreibt Kollege Geiger so: „Anders als im Westen ist Jungsein in der Türkei nicht nur ein ästhetisches Ideal. Hier haben die Jungen auch Einfluss. Weil sie viele sind.“ (SZ Plus)

Apropos jung. Was halten Sie davon, wenn Eltern ihren Kindern heute vorschreiben, wie viel Zeit am Tag sie mit ihrem Smartphone verbringen dürfen? Als ich zur Grundschule ging, ahnte niemand, dass es irgendwann Mobiltelefone geben würde. Trotzdem hielt meine Mutter es schon damals für geboten, meinen Medienkonsum einzuschränken. Ich durfte pro Woche nur zwei TV-Sendungen sehen – das waren „Daktari“ und „Flipper“, mit einem Löwen beziehungsweise einem Delfin in der Hauptrolle.

Eine Sonderregelung galt für den Freitagabend: Da durfte ich – zusammen mit meiner im selben Haus wohnenden Großmutter – eine Krimiserie schauen: „Derrick“. So hieß der ermittelnde Oberinspektor, für mich damals ein älterer Mann mit ausgeprägten Tränensäcken, der in irgendwie heiligem Ernst jede Woche zuverlässig heikle Kriminalfälle löste. Meine Oma ließ, wie viele Deutsche, nur höchst ungern eine Folge aus.

Am 20. Oktober 1974 – also vor fünfzig Jahren – löste der von Horst Tappert gespielte Münchner Oberinspektor Stephan Derrick seinen allerersten Fall, die Drehbücher stammen von Herbert Reinecker. 31 Millionen Zuschauer saßen vor ihren TV-Geräten, der Krimi war ein echter „Straßenfeger“. „Derrick“ wurde auch zum deutschen Exportschlager, besonders in Italien.

SZ-Reporter und TV-Experte Holger Gertz hat dieses Jubiläum zum Anlass genommen, für die Seite Drei einen frischen Blick auf „Derrick“ zu werfen. Herausgekommen ist ein hochinteressantes Stück deutscher Kulturgeschichte.

Denn 2013, der Hauptdarsteller war da schon ein paar Jahre tot, wurde bekannt, dass Tappert als 19-Jähriger Mitglied der Waffen-SS gewesen war, was er stets verschwiegen hatte. Und auch „Derrick“-Erfinder Reinecker erwies sich als Mann mit brauner Vorgeschichte. 

Heute, „im Wissen um deren Vergangenheit“, schreibt Gertz, klingen „die Dialoge und Sequenzen, geschrieben von SS-Mann Reinecker, gesprochen von SS-Mann Tappert, anders als damals“. In Wahrheit sei es Autor und Hauptdarsteller immer auch um „eigenes Verstricktsein“ gegangen. (SZ Plus)

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Hendrik Munsberg
Koordinator Wochenende
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