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Vom 29. Juni bis zum 21. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage auf den Straßen Frankreichs entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 2. Etappe. |
Tour de France 2024 - 2. Etappe: Cesenatico - Bologna | 199,2 Kilometer |
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Das Höhenprofil der 2. Etappe, Fotograf: A.S.O. |
Die zweite Etappe beginnt brettflach. Ab Kilometer 76 warten aber einige knackige Rampen auf die Fahrer – Anstiege der dritten und vierten Kategorie. Im Prinzip ist das Puncheur-Terrain. Fahrer, die für ein paar Minuten richtig draufhalten können, haben die besten Chancen, sich abzusetzen. Reine Sprinter werden das Finale hingegen nicht mögen, da zum Schluss zweimal der Anstieg zur Basilika von San Luca zu bewältigen ist, ein biestiger Hügel, in der Spitze bis zu 19 Prozent steil. |
In der Anfahrt auf diese Rampen ist aerodynamisches Material im Vorteil, soviel ist klar. Aber wie schaut es an der Cote de San Luca aus, wo vermutlich die Vorentscheidung aus einer mehr oder minder großen Gruppe fällt? |
Welche Auswirkungen hat das Material auf die Fahrzeiten an dieser entscheidenden Steigung? Die Antwort darauf liefert unsere Simulation. Wir lassen die Fahrer virtuell in den Anstieg rein- und dann in einem Rutsch raufknallen und betrachten dabei fein aufgelöst die Auswirkungen auf die Fahrzeiten in den einzelnen Abschnitten der Steigung. |
Zahl des Tages: 5 Sekunden |
Mit dem schwersten Rad im Feld verliert ein Fahrer fünf Sekunden an der Cote de San Luca verglichen mit einem Rad, das das Mindestgewicht von 6,8 kg besitzt. Fünf Sekunden bedeuten rund 30 Meter Rückstand am Ende der Steigung. |
Das (fast) gesamte Feld im Überblick* |
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Fotograf: Robert Kühnen |
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation. |
Die Simulation zeigt, dass sich Räder nahe am Mindestgewicht an der Spitze der berechneten Fahrzeiten an der Cote de San Luca ballen - was wenig überraschend ist. Überraschend ist eher, dass die Zeitdifferenzen nicht größer sind. Aber die Steigung lässt zweimal etwas nach und die Geschwindigkeit bergauf erreicht zeitweise über 30 km/h, sodass selbst an dieser steilen Klippe aerodynamische Kräfte wirken. |
Geringe Unterschiede an der Spitze |
Das schnellste Rad in diesem Szenario ist das Specialized Tarmac SL8, mit vier Zehntel Vorsprung vor dem Giant Propel Advanced SL. Das minimal leichtere Giant TCR fährt aufgrund schwächerer Aerodynamik auf den dritten Rang in unserer Berg-Simulation. |
Von der Kuppe bis zum Zielstrich sind noch 12,6 Kilometer zu bewältigen, überwiegend bergab und flach, mit zwei kleinen Wellen als Gegenanstiegen. Ein Vorsprung von wenigen Sekunden, wie ihn optimale Radtechnik gewähren kann, wird angesichts der Distanz nicht reichen, sich Verfolger vom Leib zu halten. Die Technik ist also höchstens das Zünglein an der Waage, die Beine sind entscheidend. |
Neben der Motorleistung wird die Aerodynamik auch im weiteren Verlauf des Rennens wieder der wichtigste Faktor sein. Sollte es zu einem Gruppensprint kommen, gilt das Gleiche, und die Aerokarte wird weiterhin den Ausschlag geben. |
Um es zusammenzufassen: Wer um den Etappensieg mitfahren will, braucht ein Rad, das mit 6,8 kg so leicht wie erlaubt und dennoch so aerodynamisch geformt wie möglich ist. |
Unser Experte |
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Fotograf: Robert Kühnen |
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt. |
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