Das TOUR Tech-Briefing zur 11. Etappe der Tour de France 2024 |
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Auf der 11. Etappe könnten sich Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard das nächste Duell liefern, Fotograf: Getty Images/Bernard Papon |
Vom 29. Juni bis zum 21. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage auf den Straßen Frankreichs entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 11. Etappe. |
Tour de France 2024 - 11. Etappe: Evaux-les-Bains - Le Lioran | 211 Kilometer |
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Das Höhenprofil der 11. Etappe, Fotograf: A.S.O. |
4350 Höhenmeter hält die 11. Etappe der Tour de France 2024 für die Fahrer im Zentralmassiv bereit. Es geht nervös über kleine Straßen und die Schwierigkeit steigt zum Ende hin an. Auf dem Papier ist das eine Etappe für Ausreißer, die gut über kurze, steile Berge kommen. Aber auch im Gesamtklassement ist Bewegung denkbar. Schon der erste von vier Bergen im Finale, der Col de Neronne, weist im Schnitt eine Steigung von 9,1 Prozent über 3,8 Kilometer auf. Das langt, um das Feld zu zerlegen und Favoriten unter Druck zu setzen. Zumal ein starkes Team ähnlich wie auf der Galibier-Etappe schon in der Anfahrt auf diese Steigung einigen Schaden anrichten kann. Der Puy Mary Pas de Peyrol wird nach hinten raus sogar richtig garstig, mit Steigungen bis 14 Prozent. |
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Im Finale der 11. Etappe lauern fiese Klippen mit bis zu 14 Prozent Steigung, Fotograf: A.S.O. |
In unserer Simulation interessieren wir uns für die Frage, welchen Unterschied das Material auf den letzten 46 Kilometern macht. Wir gehen dabei davon aus, dass das Finale über diese Distanz voll gefahren wird. |
Zahl des Tages: 1:09 Minuten |
Unter den genannten Voraussetzungen nimmt das schnellste Rad dem langsamsten 1:09 Minuten ab. Ganz hinten fährt wieder ein Leichtrad mit schlechter Aerodynamik, das Cervelo R5. |
Räder mit einem guten Kompromiss aus Aerodynamik und Gewicht fahren in unserer Simulation vorne. Die schnellste Gesamtfahrzeit berechnen wir für das Canyon Aeroad – allerdings fällt es, weil es das Mindestgewicht von 6,8 kg überschreitet, in den sehr steilen Abschnitten über 9 Prozent um 1-2 Sekunden pro Kilometer zurück. Wer hier eine ultimative Attacke mitgehen will, sollte so leicht wie möglich sein. |
Welches Rad besser ist, hängt daher auch vom erwarteten Verlauf ab. Ein Solist, der gleichmäßig fahren kann, ist mit unserer Rangliste gut beraten. Ein Klassementfahrer, der bei der Attacke das Hinterrad halten will, also defensiv eingestellt ist, sollte möglichst leicht sein, könnte also motiviert sein, zu einem Leichtrad zu greifen. Ein Klassementfahrer, der attackiert, zieht hingegen auch aus der Aerodynamik bergauf und in den flacheren Abschnitten einen Gewinn. |
Es wird daher spannend sein zu beobachten, ob Jonas Vingegaard wie bisher dem schnellen S5 den Vorzug gibt oder mit dem leichteren R5 antritt. Nimmt er letzteres, darf er flach und bergab nicht den Windschatten verlieren, wenn er am Rad bleiben will. Am steilsten Stück des Peyrol verliert Vingegaard mit dem S5 rechnerisch zwei Sekunden pro Kilometer gegenüber dem R5 (sofern das Gewicht wirklich bei 7,6 kg liegt, wie in unserer Liste; möglicherweise ist es leichter). |
Tadej Pogacar muss sich mal wieder keinen Kopf machen. Er hat nur ein Rad zur Wahl. Allenfalls die Laufradhöhe könnte er anpassen. Aber dafür sind die Steilstücke auf der 11. Etappe der Tour de France 2024 nach unserer Einschätzung nicht lang genug. Wir tippen darauf, dass er standardmäßig die Enve 4.5-Laufräder fährt. |
Auch Primoz Roglic und Remco Evenepoel müssen nicht groß nachdenken, beide fahren mit dem Specialized Tarmac SL8 ein Rad, das das Mindestgewicht erreicht und bergab auch zu den schnelleren Rädern gehört. |
Das (fast) gesamte Feld im Überblick* |
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Fotograf: Robert Kühnen |
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation. |
Tabelle: Im Finale der Bergetappe setzen sich die Räder durch, die einen guten Kompromiss aus Aerodynamik und Gewicht bieten. |
Unser Experte |
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Fotograf: Robert Kühnen |
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt. |
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