Das TOUR Tech-Briefing zur 14. Etappe der Tour de France 2024
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Auf der ersten Pyrenäenetappe werden sich Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard wohl wieder duellieren, Fotograf: picture alliance / Roth / SCA
Vom 29. Juni bis zum 21. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage auf den Straßen Frankreichs entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 14. Etappe.
Tour de France 2024 - 14. Etappe: Pau - Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet | 151,9 Kilometer
Das Höhenprofil der 14. Etappe, Fotograf: A.S.O.
Das Höhenprofil der 14. Etappe, Fotograf: A.S.O.
Auf in die Berge: 4000 Höhenmeter sind auf der ersten Etappe in den Pyrenäen zu überwinden. Als Erstes im Profil steht der majestätische Tourmalet, ein Berg der höchsten Kategorie, gefolgt von einem Anstieg der zweiten Kategorie und schließlich dem schwierigen Schlussanstieg, der gleich zu Beginn mit Steigungen von über 10 Prozent sehr steil ist. Der Schlussanstieg hat eine durchschnittliche Steigung von 7,9 Prozent auf 10,6 Kilometern.
Welchen Verlauf wird die Etappe nehmen? Wird Tadej Pogacar wieder angreifen? Und wenn ja, wo? Wird er die Taktik vom Galibier wiederholen und am Tourmalet angreifen, der gegen Ende am steilsten ist? Oder wird er nun defensiver fahren, nachdem Vingegaard im Zentralmassiv so stark aussah und Pogacars Vorsprung auf der 11. Etappe am eher unscheinbaren Col de Pertus so effektiv neutralisierte?
Vieles spricht dafür, dass Pogacar etwas vorsichtiger agieren wird. Die beiden Superstars werden sich wahrscheinlich gegenseitig beäugen und auf ein Zeichen der Schwäche des anderen warten. Es ist durchaus möglich, dass sie sich gegenseitig neutralisieren, denn der Schlussanstieg ist für eine späte Attacke nicht sehr geeignet, da die Steigung zum Ende hin abnimmt.
Der Schlussanstieg der 14. Etappe, Fotograf: A.S.O.
Der Schlussanstieg der 14. Etappe, Fotograf: A.S.O.
Aber selbst wenn sich die Superstars nur gegenseitig neutralisieren, könnten Ausreißer dem höllischen Tempo der beiden zum Opfer fallen, wenn sie ihr Ausscheidungsrennen über drei Gipfel bestreiten und am Ende um einen weiteren Etappensieg sprinten.
Unsere Simulation dreht sich um den Schlussanstieg. Wer hat das beste Material im Kampf um Gelb und/oder den Etappensieg, wenn der Schlussanstieg im vollen Galopp von unten nach oben genommen wird?
Zahl des Tages: 30 Sekunden
Nach unserer Simulation hat das schnellste Rad am Schlussanstieg einen Vorsprung von 30 Sekunden auf das langsamste. Realistischerweise wird jedoch niemand, der in dieser Etappe ein Wörtchen mitreden will, mit einem 8,3 kg schweren Fahrrad fahren, das in unserer Berechnung an letzter Stelle steht. Andererseits ist selbst der Favorit auf einem nicht sehr schnellen Rad unterwegs, wie die folgende Tabelle zeigt. Wir durften das Rad von Pogacar in diesem Jahr nicht wiegen, aber die 7,45 kg in unserer Liste sind das gewogene Gewicht vom letzten Jahr, und die technischen Daten haben sich nicht geändert. Etwaige Gewichtsunterschiede lassen sich nur durch einen leichteren Rahmen erklären. Die Tatsache, dass wir es nicht wiegen durften, lässt jedoch vermuten, dass das Rad immer noch übergewichtig ist. Das wiederum ist eigentlich erstaunlich: Der beste Rennfahrer des wichtigsten Radrennens der Welt fährt ein Rad, das das Reglement nicht voll ausnutzt. Das ist schwer zu verstehen.
Wir haben eine analytische Antwort auf Jonas Vingegaards tägliches S5- oder R5-Orakel: Das R5 ist am simulierten Schlussanstieg tatsächlich eine Sekunde schneller. Es sei denn, Vingegaard entscheidet sich für eine 1x12-Schaltung wie auf dem Galibier. Mit 300 Gramm weniger Masse und noch besserer Aerodynamik wäre das S5 in diesem Set-up einige Sekunden schneller als das R5.
Das (fast) gesamte Feld im Überblick*
Fotograf: Robert Kühnen
Fotograf: Robert Kühnen
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation.
Tabelle: Die virtuellen Fahrzeiten am Schlussanstieg. Die leichten Räder ballen sich erwartungsgemäß vorne im Ranking. Im flacheren Teil des Berges gibt es Aerodynamik-Effekte, weshalb das Tarmac SL8 mit einem guten Kompromiss aus Gewicht und Aerodynamik in der Gesamtwertung auf den ersten Platz fährt.
Unser Experte
Fotograf: Robert Kühnen
Fotograf: Robert Kühnen
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt.
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Redaktion: redaktion@tour-magazin.de • Leser-Service: abo@delius-klasing.de
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