Das TOUR Tech-Briefing zur 3. Etappe der Tour de France 2025 |
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Wer geht auf der 3. Etappe auf die Windkante?, Fotograf: picture alliance / Roth |
Vom 5. Juli bis zum 27. Juli messen sich die besten Radsportler der Welt bei der Tour de France. Über Sieg und Niederlage auf den Straßen Frankreichs entscheiden dabei nicht nur die Beine, sondern auch das Material. Das TOUR Tech-Briefing zur 3. Etappe. |
Tour de France 2025 - 3. Etappe: Valenciennes - Dunkerque | 178,3 Kilometer | 800 Höhenmeter |
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Das Höhenprofil der 3. Etappe, Fotograf: A.S.O. |
Das Ende der dritten Etappe ist wie gemacht für den Massensprint: topfeben, fast gerade bis auf einen leichten Rechtsbogen gut 200 Meter vor dem Ziel, sechs Meter breit. Ein richtiger Massensprint wird es aber wohl nicht, denn 32 Kilometer vor dem Ziel steht die Côte de Cassel (2,3 km, 3,8 %) den Sprintern im Weg. Gut möglich, dass sich hier das Feld in Gruppen zerlegt und es zum Sprint eines reduzierten Feldes kommt. In der Anfahrt Richtung Ziel könnte auch der Wind eine Rolle spielen, denn es geht Richtung Meer. |
Weht starker Wind, kann ein motiviertes Team ein Windkantenrennen initiieren. Die Fahrer staffeln sich dabei über die Straßenbreite, um den größtmöglichen Windschatten zu genießen. Schlüssel zum Erfolg der Windstaffel aber ist der Wille, kollektiv Vollgas zu fahren. Der Mann an der Spitze muss voll hinlangen, also 600 Watt oder mehr in der kurzen Führung treten, um im Wind Tempo 50 oder mehr zu fahren. |
Verfolger haben nur dann eine Chance, wenn sie sich auch als Staffel organisieren – und genauso hinlangen. In einer zusammengewürfelten Gruppe ist die Motivation aber meist nicht so hoch, wie in einem Team, das geschlossen agiert. Und der Platz für eine Staffel ist begrenzt. Eine große Gruppe zerfällt daher meist in mehrere Staffeln. |
Material für die Windkante |
Was bedeutet das für die Materialwahl am heutigen Tag? Aeroräder sind gesetzt, Aero-Accessoires auch. Die Rennfahrer tragen einteilige Rennanzüge, Aero-Helme, manche sogar Zeitfahrhelme. Aero-Socken, maximal halbwadenlang, wie es das Reglement vorschreibt, enge Handschuhe, vielleicht sogar Aero-Überschuhe. Jedes der Details für sich macht keinen Riesenunterschied. Die Summe der Details aber schon. Dass das Tempo heute so hoch ist, liegt auch daran, dass die Fahrer viel windschnittiger unterwegs sind als zu Zeiten der Flattertrikots und breiter Lenker. |
Wer mit der Windkante rechnet, kann im Detail aber noch mehr machen. Insbesondere die Vorderräder spielen dann eine wichtige Rolle, denn sie sind die Segel des Rennrads. Sie können bei Seitenwind im Extremfall sogar Vortrieb erzeugen, zudem sind sie für das Handling entscheidend. Wieviel Winddruck in der Lenkung zu spüren ist und wie vorhersehbar die Kräfte sind, liegt an der Form der Felge und dem Zusammenspiel von Felge und Reifen. |
Funktioniert die Paarung gut, ist das Fahrverhalten weniger zappelig. Der Conti-Aero-Reifen 111 hat ein spezielles Profil, das dafür sorgt, dass die Strömung länger am Reifen anliegt und weniger Druckschwankungen zu spüren sind. TOUR hat den Reifen mit verschiedenen Laufrädern getestet und konnte bestätigen, was der Hersteller verspricht: Der Fahrwiderstand sinkt und das Handling verbessert sich. Mit dem Aeroreifen fährt sich das Rad bei böigem Wind stabiler. |
Ein Team, das die Windkante bewusst plant, hat auf der Materialseite daher Stellschrauben, das Maximum aus der Situation herauszuholen. |
Unsere heutige Simulation dreht sich um die Frage, wieviel Zeit die Aero-Boliden auf flachen, schnellen Abschnitten gegenüber konventionellen Rädern herausfahren. Wir wählen dazu das zehn Kilometer lange, flache Segment, in der Anfahrt auf das heutige Ziel. |
Zahl des Tages: 23 Sekunden |
Ein Leichtrad ohne besondere aerodynamische Attribute lässt auf zehn Kilometern im Finale 23 Sekunden liegen. Wer heute etwas vorhat und nicht über die Motorreserven eines Tadej Pogačar verfügt, wird daher aus rationaler Sicht heute wieder alles tun, umso windschnittig wie möglich am Start der Etappe zu stehen. |
Das (fast) gesamte Feld im Überblick* |
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Fotograf: Robert Kühnen |
Die Simulation von zehn flachen Kilometern bietet keine Überraschungen: Im flachen Terrain haben Aero-Räder den Reifen vorne. 23 Sekunden büßt das langsamste Rad auf zehn Kilometer ein. |
*) Die Berechnungen beruhen auf den von TOUR in Labor und Windkanal getesteten Rädern. Die Maschinen bei der Tour de France können in Details davon abweichen. Auch Last-Minute-Prototypen konnten wir natürlich noch nicht untersuchen. Hintergründe zur Simulation. |
Unser Experte |
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Fotograf: Robert Kühnen |
Robert Kühnen ist studierter Maschinenbauer, schreibt für TOUR über Technik- und Trainingsthemen und entwickelt Prüfmethoden. Die Simulationsrechnungen verfeinert Robert seit Jahren, sie werden auch von Profi-Teams genutzt. |
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