#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 113 - Donnerstag, 7. September 2017

Alice Weidels billige Tricks, 1.FC-Köln-Fans, "Netflix is a Joke", Holger Czukay und Irma

 

Guten Morgen! Ja. Man sollte Alice Weidels Skandal-Auftritt bzw. -Abgang im ZDF eigentlich nicht weiter beachten. Aber was soll man tun, wenn die Politikerin im Anschluss Journalisten wie Marietta Slomka oder gleich das gesamte ZDF mit miesen Methoden an den Pranger stellt? Totschweigen? Nein! Ich bitte Sie daher, heute insbesondere die Rubrik "#trending // Wahljahr 2017" zu beachten.

 

#trending // News & Themen

 

Zwei kleinere Medien haben es am Mittwoch weit nach oben in den Social-Media-News-Charts geschafft: die Fürther Nachrichten und ein Blog namens Fussballmafia.de. Die Fürther Nachrichten berichteten am Morgen auf ihrer Website nordbayern.de über eine sterbenskranke Patientin aus dem Fürther Klinikum, deren Herzenswunsch, ein letztes Mal ihr Pferd zu streicheln, erfüllt wurde, indem die Stute zum Krankenhaus gebracht wurde. Der Artikel sammelte im Verlauf des Tages über 15.500 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein. Bild ging einige Stunden später auch mit der Story online und sorgte mit 23.500 Likes & Co. sogar für die erfolgreichste journalistische Geschichte des Tages.

Die Website Fussballmafia.de, eigentlich eine Sammlung mit Links zu Shops, in denen der gewöhnliche Fußball-Ultra Bengalos, Shirts oder Jacken mit integrierter Sturmhaube kaufen kann, berichtete in ihrer News-Sektion darüber, dass womöglich eine fünfstellige Zahl an FC-Köln-Fans in der kommenden Woche nach London reisen könnte, wo der FC erstmals seit über 25 Jahren in einem europäischen Wettbewerb spielt. Problem: Es gab offiziell nur 2.900 Karten für den FC. Der Text sammelte im Verlauf des Tages über 6.200 Interaktionen ein.

#trending // Social Media

 

Einer der weltweit erfolgreichsten Tweets des Tages bestand am Mittwoch aus drei Fragezeichen und einem Link. Die drei Fragezeichen hatten dabei nichts mit der Hörspiel-Serie "Die drei ???" zu tun, sondern sollte suggerieren, dass Netflix - von dem Unternehmen stammt der Tweet - keine Ahnung von der verlinkten Story habe. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn Variety berichtet in dem Artikel über eine neue Netflix-Werbe-Kampagne. Der Streaming-Dienst plakatiert in Städten wie New York und Los Angeles derzeit den zweideutigen Satz "Netflix is a Joke." Laut Variety soll die Kampagne kommende Stand-Up-Comedy-Specials bewerben - u.a. mit Jerry Seinfeld. Ein gutes Beispiel dafür, wie man mit guten alten Plakat-Kampagnen virale Erfolge landen kann, denn der "???"-Tweet sammelte mehr als 460.000 Retweets und Likes ein.

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#trending // Wahljahr 2017

 

Alice Weidels Flucht aus der ZDF-Sendung "Wie geht's, Deutschland?" bestimmte am Mittwoch noch zahlreiche Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Auch teilnehmende Politiker äußerten sich. So schrieb Heiko Maas auf Facebook: "Wir sollten uns hüten, auf diese geplante, peinliche Inszenierung hereinzufallen. Es ist ein billiger Trick von Rechtspopulisten, sich als Opfer darzustellen. In Wirklichkeit sind es geistigste Brandstifter. Demokraten debattieren, aber daran hat die AfD keinerlei Interesse." Mehr als 6.800 Likes, Reactions, Shares und Kommentare sind für Maas die besten Zahlen aller Facebook-Posts des bisherigen Jahres. Katja Suding von der FDP ergänzte: "Wenn Frau Weidel keine Kritik aushalten kann, ist sie für den Bundestag nicht geeignet."

Weidel selbst rechtfertigte sich auf Facebook noch einmal, diesmal in einem Zusammenschnitt aus Szenen der ZDF-Sendung. Weidel erneuert ihre Kritik an der Moderatorin Marietta Slomka, "die mich nicht einen Satz hat zu Ende sprechen lassen", um direkt danach einen Ausschnitt mit einem vollständigen Satz von sich zu zeigen. In dem Video wird auch deutlich, wie die AfD Medien in eine Ecke stellt, sie als Lügner darstellt oder mindestens als von der Regierung gekauft. Es geht um die Zahl der tatverdächtigen Zuwanderer im Jahr 2016. 8,6% nennt das ZDF und zitiert damit die offizielle "Polizeiliche Kriminalstatistik" (PKS). Dort steht sie im Jahrbuch Band 3 auf Seite 13 in der Tabelle "Tatverdächtige bei Straftaten insgesamt ohne ausländerrechtliche Verstöße". Unter "ausländerrechtlichen Verstößen" versteht man u.a. die unerlaubte Einreise oder den unerlaubten Aufenthalt. Logisch, dass insbesondere hier Zuwanderer stark vertreten sind. In den Statistiken werden diese Verstöße in der Regel gesondert ausgewiesen bzw. heraus gerechnet, das tat auch das ZDF.

In Weidels Video gibt es an dieser Stelle eine Umblende und einen Zoom auf eine ganz andere Zahl: 40,4%! Der billige Trick der AfD-Frau: Sie zeigt einfach die Gesamtzahl der "nichtdeutschen Tatverdächtigen" (zu finden ebenfalls auf Seite 13 des oben verlinkten Dokuments). Weidel rechnet also nicht nur Verstöße gegen das Ausländerrecht hinein (die für Deutsche nun wirklich keine Gefahr für Leib und Leben sind), sondern sie zählt auch noch sämtliche anderen Ausländer hinzu, die keine Zuwanderer sind. Also z.B. auch alle Tatverdächtigen aus EU-Ländern. Schaut man nämlich auf die Liste der nichtdeutschen Tatverdächtigen nach Staatsangehörigkeit (Seite 122 im erwähnten Dokument), so finden sich (ohne ausländerrechtliche Verstöße) die Türkei und EU-Länder wie Rumänien und Polen ganz vorn. Kann natürlich sein, dass die AfD auch EU-Ausländer aus Deutschland ausweisen will, doch mit der Zahl der "tatverdächtigen Zuwanderer" haben die 40,4% nun wirklich gar nichts zu tun.

Weidels Kommentar nach dem Zeigen der 8,6% und der 40,4%: "So sieht Journalismus bei einem TV-Sender aus, bei dem die Bundesregierung offensichtlich nicht nur die Moderatoren bestimmen kann, sondern viel mehr". Nein, Frau Weidel. So wie Ihr Video sehen billiger Populismus, Angstmacherei, unsachliche Medien-Beschimpfung und übelster Wahlkampf auf dem Rücken Hilfsbedürftiger aus.

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#trending // Entertainment

 

Der Tod einer Musik-Legende hat dem Express einen großen Social-Media-Erfolg beschert. Holger Czukay, Bassist bei der visionären Band Can, starb in den vergangenen Tagen im Can-Studio, das er zu seiner Wohnung umgebaut hatte. Der Express war offensichtlich eins der ersten Medien, die Czukays Tod meldeten - fast 13.000 Reaktionen bei Facebook und Twitter waren das Ergebnis.

#trending // Worldwide

 

Die Angst vor dem Hurricane Irma ist auch in den sozialen Netzwerken zu spüren. Zahlreiche Posts und Artikel mit Warnungen vor dem Sturm sammelten Hunderttausende Reaktionen ein. Am stärksten sehen die Zahlen des NBC-Meteorologen Jason Dunning aus Süd-Florida aus, also genau der Region, die Irma in den USA am stärksten treffen könnte. Sein Bild, auf dem er zeigt, dass der Sturm fast so groß ist wie ganz Florida, wurde allein über 209.000 mal geteilt. Hinzu kamen über 50.000 Likes, Reactions und Kommentare. Ein TV-Sender aus St. Louis, also einer ganz anderen Region der USA, zeigte auf Facebook, dass bereits die beiden nächsten Stürme, Jose und Katia auf dem Weg sind - und kam damit auf ähnlich spektakuläre 184.000 Shares, sowie 43.000 andere Interaktionen.

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#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "'Flüchtlinge sind bei uns unerwünscht!': AfD will Alice Weidel aus Partei ausschließen" (47.400 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "'Flüchtlinge sind bei uns unerwünscht!': AfD will Alice Weidel aus Partei ausschließen" (2.100 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Der Spiegel - "Sieben Jahre"

Google-Suchbegriff: Sarah Knappik (50.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Der Minister (109.500 Abrufe)

Youtube-Video: Breaking Disaster - "Hurricane Irma incredible effects in Sint Maarten | Sept 6, 2017"

Song (Spotify): Axwell Λ Ingrosso - "More Than You Know" (315.300 Stream-Abrufe aus Deutschland am Dienstag)

Musik (Amazon): Casper - "Lang lebe der Tod (Limited Edition)" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Guardians of the Galaxy 2" (Blu-ray)

Game (Amazon): "FIFA 18 - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): Patrick Esume - "Believe the Hype!" (Taschenbuch)

#trending // Feedback und Teilen

 

Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


Was finden Sie gut an #trending? Was schlecht? Was fehlt Ihnen? Schreiben Sie mir!


Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


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