Die Journalistin Dagmar Rosenfeld hat im August 2011 den damaligen FDP-Generalsekretär und jetzigen Parteichef Christian Lindner geheiratet. Das ist kein Geheimnis, damals berichteten alle großen Medien über die Hochzeit. Eine simple Suche bei Google fördert auf der ersten Ergebnisseite Treffer von Bild, Süddeutscher Zeitung, stern, Spiegel Online, Welt, Focus, F.A.Z. bis hin zum Handelsblatt zu Tage.
Die AfD hält diese Information dennoch für „Fakten“, über „die Leitmedien wohl kaum berichten“ werden. Ebenso die Affäre aus dem Jahr 2000 um den Autoren Tom Kummer, der damals zahlreiche Interviews mit Stars fälschte und damit zur Entlassung der beiden „SZ-Magazin“-Chefredakteure Christian Kämmerling und Ulf Poschardt beitrug. Auch diese Story ging damals durch alle relevanten Medien – und steht z.B. auch ausführlich in der Wikipedia.
Die AfD griff Rosenfeld und Poschardt, heute in der Chefredaktion der Welt tätig, am Montag mit einem Facebook-Post an. Die beiden zweifelhaften Personen würden zusammen mit Christian Lindner hinter der angeblichen E-Mail stecken, die Alice Weidel im Jahr 2013 verfasst haben soll und die die Welt am Sonntag veröffentlicht hat. So die Lesart des Posts. In der Mail, die von Weidel stammen soll, wird die Bundesregierung als „Schweine“ verunglimpft, Nähe zu Verschwörungstheorien der Reichsbürger gezeigt und rassistisches Gedankengut verbreitet. Die Facebook-Fans der AfD klatschen Beifall für das Anti-„Leitmedien“-Post: in Form von 3.000 Likes, Shares und Kommentaren bis Mitternacht.
Wie durchsichtig das Ablenkungsmanöver von der eigentlichen E-Mail-Affäre ist, zeigt allein der letzte Satz: „Und teilen Sie diesen Beitrag, denn über diese Fakten werden die Leitmedien wohl kaum berichten.“ Quod erat demonstrandum.