#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 116 - Dienstag, 12. September 2017

Birgit Schrowanges Haare, der Hurricane-Hai, ein Ablenkungsmanöver der AfD, "Fifty Shades Freed" und 9/11

 

Guten Morgen! Haben Sie "Ein Mann, eine Wahl!" gesehen? Die ProSieben-Polit-Sendung mit Klaas Heufer-Umlauf? Ich war sehr gespannt und bin nach den 60 Minuten ziemlich enttäuscht. Die Sendung ist grandios produziert - mit tollen Bildern, starker Musik, sehr modern. Aber: Die Inhalte sind leider langweilig. Heufer-Umlauf stellt auch keine sensationell anderen Fragen an die Politiker als die zahlreichen anderen Wahl-Sendungen. Schon gar keine, die explizit für die junge ProSieben-Zielgruppe spannend wären. Schade. Eine vertane Chance.

 

#trending // News & Themen

 

Die grauen Haare von Birgit Schrowange waren am Montag das Thema Nummer 1 in den sozialen Netzwerken. Allein der Artikel von Promiflash zum Thema sammelte 51.300 Likes, Reactions, Shares und Kommentare bei Facebook und Twitter ein - viermal so viele wie der zweitstärkste journalistische Artikel des Tages - die Bild-Story "Der Fall Maria L. (19) vor Gericht: Nach seiner Tat kiffte Hussein K. erstmal".

Die Geschichte hinter der Schrowange-Geschichte ist dabei durchaus interessant, denn es handelt sich letztlich nur um Werbung für die neue RTL-Show "This Time Next Year", die gestern abend um 21.15 Uhr zum ersten Mal zu sehen war. Inhalt: Jemand setzt sich ein Ziel, das er in einem Jahr erreichen will. RTL begleitet ihn und die Show findet dann nach diesem einem Jahr statt und zeigt, ob die Person ihr Ziel erreicht hat. In der Auftaktfolge ging es u.a. um Birgit Schrowange, die sich das Ziel setzte: "Heute in einem Jahr werde ich mit grauen Haaren Extra moderieren!".

Um die Sendung zu promoten, hat RTL offenbar das Pressefoto mit Schrowanges grauen Haaren vorab an die Bild gegeben. Die machte die neue Frisur sogar zur Print-Titel-Geschichte. Problem: Als Print-Artikel landeten die grauen Haare online hinter der Bezahlschranke. Da es sich bei dem Foto aber wie gesagt nicht um exklusives Material handelte, sondern um ein normales Pressefoto, konnten es auch alle anderen Medien zeigen. Folge: Der gesamte Social-Buzz ging an Bild vorbei. Die Bezahlschranken-Story kam nur auf 250 Interaktionen bei Facebook und Twitter, lag damit zum Thema Schrowange in etwa auf Platz 30 aller Artikel.

Meilenweit davor lag vor allem Promiflash mit den 51.300 Interaktionen. Die führten dazu, dass die Boulevard-Website eine weitere Story hinterher schoss - mit zwei (!) Fan-Kommentaren, die man von Schrowanges Facebook-Seite zitierte. Die wiederum erreichte 10.000 Likes & Co. Außerdem erfolgreich: RTL Next (8.500 Interaktionen), n-tv (8.400), stern.de (4.700) und viele mehr. Wenn Bild am Montagmorgen ein paar Zeitungen mehr wegen Schrowange verkauft hat, werden ihr die fehlenden Social-Media-Interaktionen aber herzlich egal gewesen sein.

#trending // Social Media

 

Er ist eines der berühmtesten Memes des Internets: der Hurricane-Hai. Wann immer es einen Sturm oder ein Hochwasser gibt, postet ein Spaßvogel ein Foto von einem Hai, der angeblich genau dort lag schwamm. Erst kürzlich, als es Wasser-Fluten in Hannover gab, wurde der Hai im Hauptbahnhof "gesichtet" - auch beim Hurricane Harvey. Und natürlich finden sich nun auch in Texas zahlreiche Haie, die im Zuge des Hurricanes Irma ins Landesinnere gespült oder geblasen wurden. Ein "Twitter Moment" zeigt weitere Fotos des Hais. und der Twitter-Nutzer Lord Single Malt bringt es auf den Punkt: "This shark has been in every major hurricane and flood for 5 years. How does he not have a job as a field reporter?"

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#trending // Wahljahr 2017

 

Die Journalistin Dagmar Rosenfeld hat im August 2011 den damaligen FDP-Generalsekretär und jetzigen Parteichef Christian Lindner geheiratet. Das ist kein Geheimnis, damals berichteten alle großen Medien über die Hochzeit. Eine simple Suche bei Google fördert auf der ersten Ergebnisseite Treffer von Bild, Süddeutscher Zeitung, stern, Spiegel Online, Welt, Focus, F.A.Z. bis hin zum Handelsblatt zu Tage.

Die AfD hält diese Information dennoch für „Fakten“, über „die Leitmedien wohl kaum berichten“ werden. Ebenso die Affäre aus dem Jahr 2000 um den Autoren Tom Kummer, der damals zahlreiche Interviews mit Stars fälschte und damit zur Entlassung der beiden „SZ-Magazin“-Chefredakteure Christian Kämmerling und Ulf Poschardt beitrug. Auch diese Story ging damals durch alle relevanten Medien – und steht z.B. auch ausführlich in der Wikipedia.

Die AfD griff Rosenfeld und Poschardt, heute in der Chefredaktion der Welt tätig, am Montag mit einem Facebook-Post an. Die beiden zweifelhaften Personen würden zusammen mit Christian Lindner hinter der angeblichen E-Mail stecken, die Alice Weidel im Jahr 2013 verfasst haben soll und die die Welt am Sonntag veröffentlicht hat. So die Lesart des Posts. In der Mail, die von Weidel stammen soll, wird die Bundesregierung als „Schweine“ verunglimpft, Nähe zu Verschwörungstheorien der Reichsbürger gezeigt und rassistisches Gedankengut verbreitet. Die Facebook-Fans der AfD klatschen Beifall für das Anti-„Leitmedien“-Post: in Form von 3.000 Likes, Shares und Kommentaren bis Mitternacht.

Wie durchsichtig das Ablenkungsmanöver von der eigentlichen E-Mail-Affäre ist, zeigt allein der letzte Satz: „Und teilen Sie diesen Beitrag, denn über diese Fakten werden die Leitmedien wohl kaum berichten.“ Quod erat demonstrandum.

#trending // Entertainment

 

Die Softporno-Saga "Fifty Shades of Grey" geht in den dritten Teil. Am Sonntagabend wurde ein neuer Trailer veröffentlicht - und sorgte wieder für viele orgiastische Reaktionen im Netz. Allein im offiziellen "Fifty Shades"-YouTube-Account erreichte der "Fifty Shades Freed"-Teaser bis Mitternacht fast 3 Mio. Views, dazu kommen mindestens Hunderttausende Abrufe auf zahlreichen weiteren Accounts von Kinomagazinen, etc. Auf Facebook erzielte der Teaser weitere Millionen Views auf vielen Seiten, die offizielle "Fifty Shades"-Page verwies allerdings nur auf YouTube.

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#trending // Worldwide

 

Am Montag jährten sich die New Yorker Terror-Anschläge vom 11. September 2001. Zahlreiche Erinnerungs-Posts sammelten fünf- oder sechsstellige Interaktionszahlen ein. Doch zwischen Posts und Tweets von Donald Trump, Fox News und CNN schob sich ein Facebook-Post des italienischen Facebook-Giganten Fanpage.it. Die Seite hat inzwischen 6,8 Mio. Pagelikes eingesammelt und zeigt nun mit einem 68 Sekunden langen Video exemplarisch, wie Social-Media-Journalismus aussehen kann. In dieser kurzen Zeit werden die Geschehnisse von 9/11 mit eindrucksvollen Fotos und Bewegtbildern erzählt. Über 2 Mio. Video Views kamen in 24 Stunden zusammen, dazu 125.000 Likes, Reactions, Shares und Kommentare.

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#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "Nach Erdogans Reisewarnung: Hotel auf Sylt pleite, weil türkische Badegäste ausbleiben" (68.500 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Spiegel Online - "Ex-Bundestagsfraktion: FDP begleicht seit Jahren Schulden nicht" (1.800 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Reportagen - "27 Jahre Einsamkeit: Im Wald begegnet Christopher Knight nur ein einziges Mal einem Menschen. Er grüsst mit 'Hi!' und geht schweigend weiter"

Google-Suchbegriff: Birgit Schrowange (100.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: 11. September (32.700 Abrufe)

Youtube-Video: Felixba - "90€ iPhone vs. 900€ iPhone: Wie gut sind Fakes?"

Song (Spotify): Axwell Λ Ingrosso - "More Than You Know" (296.100 Stream-Abrufe aus Deutschland am Sonntag)

Musik (Amazon): Kollegah & Farid Bang - "Jung Brutal Gutaussehend 3 (JBG3 Limited Steelbox) Box-Set, Limited Edition" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Guardians of the Galaxy 2" (Blu-ray)

Game (Amazon): "FIFA 18 - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): "Bürgerliches Gesetzbuch BGB" (Taschenbuch)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


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