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#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 389 - Donnerstag, 20. Dezember 2018

Claas Relotius, Verbot von Einweg-Plastik, Macaulay Culkin und Google, Alexander Gerst und seine Enkel

 

Guten Morgen! Selten erreicht ein Medien-Thema eine so große (Social Media)-Öffentlichkeit wie die Enthüllungen in einiger Sache, die der Spiegel am Mittwoch veröffentlichte. Die Enthüllungen, die eigentlich nur Verlierer haben: ein Medium, dessen Kontrollinstanzen nicht funktionierten, einen jungen Mann mit viel Talent, der seine Karriere wegschmiss, die gesamte Medienszene, die aus gewissen Richtungen wieder den üblichen Vorwürfen ausgesetzt ist - und nicht zuletzt die Leser, denen (wieder) ein Stück Sicherheit beim Lesen journalistischer Stücke abhanden geht.

#trending // News & Themen

 

Gleich sechs journalistische Artikel aus dem deutschsprachigen Raum haben am Mittwoch mehr als 20.000 Likes, Reactions, Shares und Kommentare bei Facebook und Twitter erreicht - eine klar überdurchschnittliche Zahl. Ganz vorn: Focus Online mit "Fahrverbote wegen Feinstaub - Erster SPD-Politiker fordert Aus für Benzinfahrzeuge" und 48.800 Interaktionen. Dahinter folgt der große Aufreger der Medienbranche: Spiegel Onlines "Manipulation durch Reporter: SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen" mit 37.700 Reaktionen. Bild erreichte mit "Kein Wort von Weihnachten - Die peinliche Weihnachtskarte aus dem Kanzleramt" 29.000 Likes & Co., mit "Nach zehn Jahren Beziehung - Helene Fischer und Florian Silbereisen: Liebes-Aus!" 26.500. Spiegel Online folgt mit "Einweggeschirr, Trinkhalme und Co.: EU einigt sich auf Verbot für Wegwerfprodukte aus Plastik" und 22.800 Interaktionen vor der Welt mit "Baerbock fordert schnellere Abschiebung krimineller Asylbewerber" und 20.300.

Bleiben wir noch beim Thema Claas Relotius, dem Reporter, der dem Spiegel offenbar jahrelang erfundene Stories untergejubelt hat. Die 37.700 Social-Media-Interaktionen für Ullrich Fichtners "Rekonstruktion in eigener Sache" auf Spiegel Online sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie groß die Resonanz auf die Enthüllungen war. Unter den 37.700 Interaktionen finden sich allein 14.200 Likes und Shares auf Twitter - eine hierzulande selten erreichte Zahl, die auch wieder einmal zeigt, wie massiv Twitter in Deutschland von Journalisten genutzt wird. Neben dem Spiegel-Artikel erreichten auch zahlreiche andere Medien tausende Social-Media-Interaktionen mit dem Thema. An der Spitze: tagesschau.de mit 2.400 Reaktionen, MEEDIA mit 2.300 und die Frankfurter Allgemeine ebenfalls mit 2.300.

#trending // Social Media

 

Auffällig im Fall Relotius ist nach meinen Beobachtungen die Tatsache, dass sehr unterschiedliche Aspekte diskutiert werden, eine Auseinandersetzung mit der Geschichte auf vielen Ebenen stattfindet. Schaut man auf die Tweets und Posts mit den meisten Reaktionen, so finden sich dort vier Hauptgruppen: Beiträge, die sich mit dem Fall selbst und mit seinem Protagonisten auseinandersetzen, solche, die das System mit zahlreichen Journalistenpreisen hinterfragen, die genau solche Reportagen bevorzugen, wie sie Claas Relotius geschrieben hat, Gags und Scherze zum Thema, sowie Posts, die den Fall für politische Zwecke ausnutzen.

Unter Journalisten war der Aspekt Preise vielleicht der mit den meisten Diskussionsbeiträgen. So kam F.A.Z.-Redakteur Reinhard Bingener mit "Der Fall #relotius sagt auch etwas über einen Journalismus aus, in dem sogenannte 'Geschichten' als Leitwährung gelten. Die Wirklichkeit liebt es nicht, sich als 'Geschichte' zu präsentieren, dafür ist sie nämlich meist viel zu banal. Ist aber offenbar schwer zu akzeptieren" auf 1.000 Likes und Retweets, Philipp Mattheis von der WiWo war erfolgreich mit seinem Tweet "Weniger Preise, Auszeichnungen, Starkult und gegenseitige Eierschaukelei - würde dem Journalismus ganz gut tun" und Verena Mayer von der SZ erreichte viel Aufmerksamkeit mit dem Tweet "Der Fall Relotius bedeutet hoffentlich auch das Ende dieses seltsamen Reporter-Geniekults in unserer Branche. Die guten und relevanten Geschichten sind meistens die Arbeit von Teams und Netzwerken."

Auf sehr viel Aufmerksamkeit stieß auch der Tweet des NOZ-Chefredakteurs Burkhard Ewert: "Ich denke über #Relotius noch nach. Aber kann es sein, dass ihm auch darum geglaubt wurde, da seine Texte vielen ins Weltbild passten? Dass zum Thema also auch die Frage zählt, ob es in Mode gekommen ist, erwünschtes statt reales Geschehen abzubilden? Um Haltung zu zeigen und so?" Die Antwort auf diesen Denkanstoß kennen einige natürlich auch bereits - und versuchen, die Causa Relotius für ihre politischen Zwecke auszunutzen. So twitterte die AfD Heidelberg: "#SPON gibt zu in gigantischem Ausmaß #FakeNews veröffentlicht zu haben. Geschichten, die von vorne bis hinten frei erfunden waren. Der Journalist wurde durch seine Lügen zum preisgekrönten Medienheld der linksgrünen Schickeria", der Generalsekretär der österreichischen Partei FPÖ Harald Vilimsky schrieb auf Facebook u.a.: "Die EU will gegen Fake News vorgehen. Da kann sie gleich mal beim 'Spiegel' anfangen", die "Bürgerbewegung Pro Chemnitz" postete: "DER SPIEGEL: Also doch LÜGENPRESSE". Auch der frühere Spiegel-Schreiber Matthias Matussek äußerte sich auf Facebook: "Der Enthüllungskrimi im Spiegel. Jahrelang hat ein Reporter dort gefälscht und gelogen und wurde mit Reporterpreisen überhäuft. Kollege Juan Moreno, netter Kerl, mit dem ich gut könnte, hat ihn überführt. Aber wird die Lüge denn nicht täglich betrieben, durch Spins, durch Auslassungen, durch ideologische Tendenz?"

Und Claas Relotius? Der Autor löschte im Vorfeld der Enthüllungen sein Twitter-Account und äußerte sich auch sonst nirgends. Zwar musste er in den meisten Tweets und Posts einiges einstecken, doch es gab auch welche, die sich mit seinem Schicksal auseinander setzen. So twitterte Timo Lokoschat, der vor seinem Wechsel zur Bild eine Zeit lang beim Spiegel arbeitete: "Mir tun die Kollegen beim Spiegel leid. Mir tut aber auch Claas #Relotius leid. Ich habe ihn als unglaublich netten, hilfsbereiten und auch bescheidenen Kollegen erlebt. Es muss sehr viel schiefgegangen sein. Ich hoffe, dass er jemanden hat, der jetzt für ihn da ist."

#trending // Politik

 

Das politische Thema mit der größten Social-Media-Aufmerksamkeit war am Mittwoch die Einigung in der EU, Plastik-Artikel wie Einmalgeschirr, Strohhalme und Wattestäbchen zu verbieten. Ziel: Weniger Plastikmüll in der Natur, insbesondere in den Meeren und ein geringerer Ausstoß von Kohlendioxid. Spiegel Online erreichte mit "Einweggeschirr, Trinkhalme und Co.: EU einigt sich auf Verbot für Wegwerfprodukte aus Plastik" 22.800 Interaktionen, das ZDF mit "EU einig über Verbot von Einweg-Plastik" 18.200, die Welt mit "EU einigt sich auf Verbot von Einweg-Plastik" 8.900 und Utopia mit "EU verbietet Einweg-Plastik: Diese Dinge soll es in Zukunft nicht mehr geben" 7.400.

#trending // Entertainment

 

Innerhalb von wenigen Stunden gelang es Google am Mittwoch, mehr als 350.000 Likes, Reactions, Shares und Kommentare auf Facebook zu generieren. Geschehen ist das mit einem sehr amüsanten Werbefilm für den Google Assistant. Zu sehen ist Macaulay Culkin, der in 60 Sekunden einige Szenen aus seinem Welthit "Kevin - allein zu Haus" nachspielt - mit dem Unterschied, dass er diesmal nicht allein zu Haus ist, sondern Gesellschaft vom Google Assistant hat. 6,8 Mio. Video Views kamen in 8 Stunden allein mit dem offiziellen Post auf Facebook zusammen:

#trending // Worldwide

 

Wenn sie diese #trending-Ausgabe lesen, dann ist Astronaut Alexander Gerst hoffentlich unversehrt wieder auf der Erde gelandet. Mit dem Schreiben dieser Zeilen um 2.45 Uhr hatte er sich gerade mit seiner Sojus-Kapsel von der Internationalen Raumstation gelöst und den Heimflug angetreten. Als eine Art Vermächtnis von seinen Flügen rund um die Welt veröffentlichte er am Mittwoch noch ein an Bord der ISS aufgenommenes Video - eine "Nachricht an meine Enkelkinder". In emotionalen Worten verdeutlicht Gerst, wie es um die Erde steht, in welche Richtung die Menschheit umdenken muss, damit unsere Enkel eben auch noch so gut auf dem Planeten leben können wie wir. Mit fast 60.000 Interaktionen war das Video der erfolgreichste deutschsprachige Facebook-Post des gesamten Mittwochs.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "FC Bayern kauft kompletten Düsseldorf-Kader, um in Rückrunde Dortmund schlagen zu können" (66.200 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Spiegel Online - "Manipulation durch Reporter: SPIEGEL legt Betrugsfall im eigenen Haus offen" (14.200 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Der Tagesspiegel - "Schicksalswahl"

Google-Suchbegriff: Helene Fischer (500.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Lidocain (183.500 Abrufe am Dienstag)

Youtube-Video: JP Performance - "JP Performance - Ford Raptor | Neuer Ladeluftkühler!"

Song (Spotify): MERO - "Baller los" (450.300 Stream-Abrufe aus Deutschland am Dienstag)

Musik (Amazon): Herbert Grönemeyer - "Tumult (Ltd. Deluxe)" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "The Equalizer 2" (Blu-ray)

Game (Amazon): "FIFA 19 - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): Michelle Obama - "Becoming: Meine Geschichte" (Gebundene Ausgabe)

#trending // Feedback und Teilen

 

Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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