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#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 326 - Montag, 10. September 2018

Daniel Küblböck, Köthen, ein offener Brief an Angela Merkel, die OB-Wahl in Meißen und die Parlamentswahl in Schweden

 

Guten Morgen! Netflix, Amazon Prime, Eurosport Player, Spotify, Readly. Seit Sonntag teste ich nun auch noch DAZN. Frankreich-Niederlande hat mich interessiert, die Champions League startet und die vielen internationalen Ligen sind auch ein Argument. Ob ich nach dem Gratis-Monat Abonnent werde, weiß ich noch nicht. Klar ist aber: So wenig Gratis-Mentalität im Internet wie 2018 war noch nie.

 

#trending // News & Themen

 

Ohne den Toten von Köthen wäre ein ganz anderes Thema das prägende des Sonntags geworden: Daniel Küblböck. Der Sänger und frühere "DSDS"-Kandidat ist verschwunden. Problem: Zuletzt hielt er sich als Reisender auf einem Kreuzfahrtschiff auf. Und von dort ist er vor der Küste Kanadas offenbar von Bord gesprungen. 16 Artikel zum Thema schafften den Sprung in die Top 100 nach Social-Media-Interaktionen, allen voran die von Focus Online (14.700), Spiegel Online (9.300), Bild (7.600), der Abendzeitung (6.400) und Promiflash (6.400).

Doch es gab den Toten von Köthen. Und so schafften es noch mehr Köthen-Artikel als Küblböck-Artikel unter die nach Facebook- und Twitter-Interaktionen erfolgreichsten journalistischen Texte des Tages. Ganz vorn finden sich die von Springers Welt (49.400 Interaktionen) und Bild (32.400). Auch wenn die Hintergründe des Todes längst noch nicht geklärt sind - Stand Mitternacht ist ein 22-Jähriger an akutem Herzversagen gestorben, nachdem er einen gewaltsamen Streit mit zwei Afghanen, 18 und 20, hatte. Gegen die wird nun offenbar wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt. Gegen einen der beiden laufe zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung und des räuberischen Diebstahls.

Für die üblichen Kreise stand schon lang vor Ermittlungsergebnissen und Recherchen fest, was passiert ist. Zu den Facebook- und Twitter-Accounts, die die Welt- und Bild-Artikel innerhalb von ein bis zwei Stunden nach oben hievten, gehörte alles von AfD bis NPD, von "Lügenpresse" bis Lutz Bachmann. Und natürlich gab es später auch Verschwörungstheorien wegen des akuten Herzversagens des Opfers.

#trending // Social Media

 

Mehr Facebook-Likes (über 7.000) als alle Politiker-Posts des Wochenendes erreichte ein Beitrag des Künstlers Michel Abdollahi. In einem sehr lesenswerten offenen Brief an Angela Merkel und die Bundesregierung schreibt der im Iran geborene und seit 1986 in Hamburg lebende Abdollahi u.a. Sätze wie: "Der Bundesinnenminister macht uns Menschen mit Migrationshintergrund zum generellen Problem. Er nennt uns die Mutter aller Probleme. Er schlägt den 19,7 Millionen Bürger*innen, deren Eltern mal aus einem anderen Land hierher gekommen sind, ins Gesicht. Er schlägt diesen hart arbeitenden Menschen, die sich zu Millionen nahtlos in die Gesellschaft integriert haben, ihre Steuern zahlen und ihren Anteil zum Erfolg Deutschlands beitragen, ins Gesicht. All den Putzfrauen*männern und Taxifahrern*innen, all den einfachen Arbeitern*innen, den Pflegekräften, den Menschen, die in diesem Land die Drecksarbeit übernehmen, genauso wie den Rechtsanwälten*innen, Ärzten*innen und Ingenieuren*innen, den Menschen in Wissenschaft und Forschung, Universitätsprofessor*innen, Bundestagsabgeordneten, Künstler*innen und Journalisten*innen ins Gesicht. Er schlägt ihnen und ihren Kindern ins Gesicht. Er macht sie alle zum Problem. Ich bin aber kein Problem. Und ich lasse es mir auch nicht einreden."

Und Sätze wie: "Frau Bundeskanzlerin, wissen Sie, wir wollten nicht hierher kommen. Ich hatte ein schönes Haus in Teheran, mit Spielsachen und Kinderbüchern. Mit meinen Freunden und meiner Familie. Meine Eltern hatten Arbeit, wir waren glücklich. Wir wollten nicht nach Deutschland kommen, um hier im Asylantenheim zu leben, um keine Arbeits- und keine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Um jeden Tag Angst zu haben, wieder weggeschickt zu werden. Meine Familie wollte ihr Land nicht verlassen, sie wollte hier nicht die Klos putzen und Taxi fahren. Sie wollte sich nicht beim Sozialamt anstellen und die Hand aufhalten, sie wollten ihre kleinen Kinder nicht unter großer Gefahr aus dem Land nach Hamburg schicken. Aber als Saddams Bomben uns trafen, haben wir uns dafür entschieden zu gehen. Wir kamen nicht hierher, um Deutschland kaputt zu machen. Wir kamen hierher, weil unsere Heimat kaputt gemacht wurde."

Abdollahi endet mit: "Ich möchte nicht ein zweites Mal meine Heimat verlieren."

#trending // Politik

 

Meißen

Vierstellige Interaktionsraten für Artikel über die Oberbürgermeisterwahl in einer 27.000-Einwohner-Stadt gibt es nicht allzu oft in den sozialen Netzwerken. Am Sonntag schaffte es die Welt mit dem Text "Ein kleines politisches Wunder in Meißen". In der sächsischen Stadt stand nämlich die OB-Wahl an und sorgte gleich auf mehreren Ebenen für überraschende Ergebnisse. So stieg die Wahlbeteiligung beispielsweise von 34% auf 49%. Zweite Überraschung: Der AfD-Kandidat kam trotz der aufgeheizten Stimmung in Sachsen nur auf 13,7%, schied damit aus.

Die größte Überraschung ist aber der Gewinner des ersten Wahlgangs: Der Bürgerrechtler, Theologe und Schriftsteller Frank Richter gewann mit 36,7% vor dem amtierenden CDU-Oberbürgermeister Olaf Raschke. Bekannt geworden war Frank Richter auch als Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, der er von 2009 bis 2017 war. Damals organisierte er Dialogforen zwischen Pegida-Demonstranten und -Gegnern, wurde dafür kritisiert und trat auch in Polit-Talks wie "Günther Jauch" auf. 2018 veröffentlichte er das Buch "Hört endlich zu! Weil Demokratie Auseinandersetzung bedeutet", eine Bestandsaufnahme zur aktuellen politischen Situation in Deutschland. Nun könnte Richter vom Kritiker und Begleiter zum politischen Akteur werden, in zwei Wochen gibt es die Stichwahl in Meißen.

#trending // Entertainment

 

Das Musikvideo des Wochenendes stammt von Kanye West & Lil Pump feat. Adele Givens. Am Freitag veröffentlicht, sammelte "I Love It" allein auf dem YouTube-Account von Lil Pump bereits sagenhafte 33 Mio. Abrufe ein. Auch in Deutschland führt der Clip die YouTube-Trends an. Seine Premiere feierte er übrigens bei einer Award-Show. Aber nicht bei einer von MTV oder irgendeinem Hip-Hop-Medium, sondern bei der der Online-Porno-Plattform PornHub. Nunja.

#trending // Worldwide

 

Die Parlamentswahlen in Schweden haben ein spannendes Ergebnis gebracht: Das Lager um die Sozialdemokraten, die Linken und die Grünen findet sich mit dem liberal-konservativen Lager in einer Pattsituation. Kurz vor Ende der Auszählung lagen beide nur zwei Sitze auseinander. Eine Regierungsbildung innerhalb der beiden Lager ist damit höchstens als Minderheitsregierung möglich, denn die rechten Schwedendemokraten gewannen deutlich hinzu. Allerdings: Mit 17,6% sah das Ergebnis für die Rechts-Populisten längst nicht so spektakulär aus, wie zahlreiche ausländische Medien es im Vorfeld prophezeiten.

Die Umfragen in Schweden hatten Anfang/Mitte Juli die Sozialdemokraten und die Schwedendemokraten tatsächlich so gut wie gleichauf gesehen. Zu diesem Zeitpunkt entstanden in vielen Redaktionen offenbar die Ideen, diesen möglichen Rechtsruck zu thematisieren. Und so habe ich in den vergangenen Tagen zahlreiche Berichte gesehen und Artikel gelesen, die "eine Revolution" vorher sahen. Fast immer kam in diesen Stücken "Bullerbü" vor: Das "auslandsjournal" sah "Das Ende von Bullerbü", der Weltspiegel den "Abschied von Bullerbü" und das Redaktionsnetzwerk Deutschland - das mit der "Revolution" - schrieb noch am Sonntag etwas von "Jenseits von Bullerbü". In allen Berichten hieß es: "die rechten Schwedendemokraten können stärkste Kraft werden".

Problem: Die Umfragen hatten sich längst wieder gedreht, der Trend sprach gegen die Schwedendemokraten. Seit Juli wurde aus einem Gleichstand zwischen Sozial- und Schwedendemokraten wieder ein Vorsprung der Sozialdemkoraten von etwa sechs Punkten. Seit vier Wochen war eigentlich klar, dass die Schwedendemokraten eben nicht mehr "stärkste Kraft" werden können, wenn nicht noch etwas Dramatisches passiert. Bei der Wahl liegen die Sozialdemokraten nun trotz historischem Tief sogar fast elf Punkte vor den Rechten, die nur Platz 3 belegen. Man kann das natürlich trotzdem "Rechtsruck" nennen, doch die Panik, die auch von deutschen Medien in den vergangenen Tagen verbreitet wurde - die ging zum Veröffentlichungszeitpunkt längst an der Realität vorbei.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Welt - "Ein Toter nach Streit zwischen Deutschen und Afghanen" (49.400 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Welt - "Ein Toter nach Streit zwischen Deutschen und Afghanen" (4.000 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - "Teure Geldirrtümer"

Google-Suchbegriff: Daniel Küblböck (2.000.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Mac Miller (164.500 Abrufe am Samstag) [verstorbener Rapper]

Youtube-Video: Lil pump - "Kanye West & Lil Pump ft. Adele Givens - "I Love It" (Official Music Video)"

Song (Spotify): Dynoro - "In My Mind" (562.800 Stream-Abrufe aus Deutschland am Samstag)

Musik (Amazon): Paul McCartney - "Egypt Station" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Avengers: Infinity War" (Blu-ray)

Game (Amazon): "FIFA 19 - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): Kollegah - "Das ist Alpha!: Die 10 Boss-Gebote

" (Gebundene Ausgabe)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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