#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 230 - Mittwoch, 14. März 2018

Das generische Maskulinum, die erfolgreichsten deutschen Medien auf Instagram, immer noch Jens Spahn, "Phantastische Tierwesen" und Rex Tillerson

 

Guten Morgen! "Tageszeitungen will doch keiner mehr lesen". "Alle lesen doch Journalismus nur noch auf dem Smartphone", sagen sie. "Totes Holz" ist unpraktisch, Vergangenheit, nicht mehr zeitgemäß. Und dann möchte man der lokalen Tageszeitung mal wieder eine Chance geben, schließt ein Probe-Abo ab und an zwei der ersten drei Tage wird die Zeitung geklaut. Lesen wollen die Menschen Zeitungen also offenbar doch noch. Nur bezahlen wollen sie nicht.

 

#trending // News & Themen

 

Das generische Maskulinum war das Thema des Tages in den sozialen Netzwerken. Diskriminiert es Frauen, wenn allgemein von "Autofahrern", "Politikern", "Sportlern" oder "Studenten" gesprochen wird, also nur in der männlichen Form, auch wenn Männer und Frauen gemeint sind? Der Bundesgerichtshof hat am Dienstag das Ersuchen einer Sparkassen-Kundin abgelehnt, die in Formularen nicht als "Kunde", sondern als "Kundin" angesprochen werden wollte. Das generische Maskulinum sei demnach weder ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht noch ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz, so das Gericht.

Zahlreiche Artikel journalistischer Medien zum Thema sammelten bei Facebook und Twitter jeweils tausende Likes, Shares und Kommentare ein. Spiegel Online landete mit seinem Text bei 14.500 Interaktionen und damit auf Rang 2 der deutschsprachigen journalistischen Artikel. Die Süddeutsche Zeitung sammelte 5.000 Likes & Co. ein, Bild 4.600. Die Meinungen sowohl in den Kommentarspalten auf Facebook, als auch in Tweets zeigen: Eine echte Diskussion über das Thema findet kaum statt. Je nach Medium gibt es in den Facebook-Kommentaren die üblichen fundamentalen Meinungsunterschiede: Zwischen "Sehr schade. Sprache als Schlüssel zur Gleichberechtigung, genau so ist es. Und wieder ein Schritt in die verkehrte Richtung" und "Irgendwo geht Feminismus ja doch zu weit.. Wie kann man die Gerichte mit so einem Quatsch belasten? Unglaublich" gibt es hier kaum einen Kompromiss. Das generische Maskulinum wird das Land also weiter beschäftigen.

#trending // Social Media

 

Wie können Medien Erfolg bei Instagram haben? Eine Frage, die viele beschäftigt, die aber insbesondere in Deutschland bisher nur wenige für sich beantworten konnten. Insbesondere journalistische Marken tun sich meist extrem schwer. Bild zum Beispiel sammelte in den vergangenen vier Wochen auf seinem Haupt-Account ganze 127.500 Likes und Kommentare mit seinen Instagram-Posts ein, obwohl man rund 5 pro Tag absetzt. Spiegel Online veröffentlicht nur rund einen Post pro Tag und kam damit in den jüngsten 30 Tagen auf 32.000 Interaktionen, Focus Online, ohnehin nie sonderlich aktiv auf Instagram, hat zuletzt am 6. Februar etwas gepostet.

Wie man mit dem Verbreiten tagesaktueller journalistischer Inhalte viel viel erfolgreicher auf Instagram sein kann, zeigt interessanterweise der kicker. Sagenhafte 4,66 Mio. Likes und Kommentare sammelte das Sportmagazin in den vergangenen 30 Tagen. Ein Erfolgsgeheimnis ist natürlich das Thema Fußball, das auf Instagram nicht zuletzt wegen der vielen Fußballer-Accounts ohnehin extrem beliebt ist. Doch damit könnte z.B. auch Bild punkten. Was nicht passiert. Der Haupt-Erfolgsfaktor des kickers dürfte das konsequente Setzen auf Journalismus sein. Man postet nicht einfach nur irgendein Zitat und schreibt pseudo-interessiert dazu "Was denkt ihr?", sondern vermittelt Informationen. Am Dienstag zum Beispiel postete man den Rausschmiss von Steffi Jones als Trainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ebenso wie die Elf des Tages vom Bundesliga-Wochenende, ein Foto vom Trainingsauftakt des neuen HSV-Trainers und Spielergebnisse aus der Champions League bis hin zum 15:0 der Frauen-Mannschaft des FC Bayern München im DFB-Pokal gegen den 1. FC Saarbrücken - inklusive der Torschützen bzw. -Schützinnen.

Zudem íst der kicker extrem konsequent beim Befüllen von Instagram, verbreitete im Durchschnitt der jüngsten vier Wochen über 16 Posts pro Tag. Halbwegs mit dem kicker mithalten kann unter den deutschen Medien einzig eine andere Sport-Marke: Sky Sport. Auch der Instagram-Ableger des Pay-TV-Anbieters setzt vornehmlich auf tagesaktuellen Journalismus, postet zwischendurch aber immer wieder auch Kurioses oder simple Zitate. Auf 3,06 Mio. Likes und Kommentare kam das deutsche Sky Sport in den vergangenen vier Wochen.

Hier die Top 5 der deutschen Medienmarken auf Instagram nach Interaktionen in den vergangenen 30 Tagen (Stand: 14. März, 0 Uhr / Quelle: meine Recherchen auf Basis von crowdtangle-Daten):
1. kicker / 4,66 Mio. Likes und Kommentare
2. Sky Sport DE / 3,06 Mio.
3. Promiflash / 2,21 Mio.
4. ZDF heute-show / 0,99 Mio.
5. Sport1 / 0,61 Mio.

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#trending // Politik

 

Auch am Dienstag waren Jens Spahns Äußerungen vom Wochenende das politische Gesprächsthema Nummer 1 in den sozialen Netzwerken. Zwei Politikerinnen sorgten mit ihrer erneuten Kritik für die nach Interaktionen erfolgreichsten Facebook-Posts deutscher Politiker und Parteien: Sahra Wagenknecht schrieb u.a.: "Erst im Dezember stimmte Spahn für eine automatische Diätenerhöhung, die – gegen die Stimmen der Linken – im Schnellverfahren durchgewinkt wurde. Ich finde: Wer Arme verhöhnt, aber sich selbst die Taschen füllt, sollte besser kein Minister werden!". Sie sammelte damit 16.500 Likes, Reactions, Shares und Kommentare ein. Dahinter folgt Alice Weidel, die den Fokus direkt wieder auf das AfD-Lieblingsthema lenkte: "Gleichzeitig haben diese die sowieso bereits angespannte Situation für viele Mensch dadurch verschärft, dass sie einem desolaten Sozialsystem innerhalb der letzten 3 Jahre etwa 2 Millionen sogenannte 'Flüchtlinge' hinzugefügt haben, die nun gemeinsam mit den bedürftigen Deutschen um bereits knappe soziale Ressourcen konkurrieren." 13.200 Interaktionen gab es dafür.

Auch das Satire-Blog Der Postillon blieb dem Thema treu: Nachdem am Montag der Text "Mann, der 15.311 Euro im Monat vom Staat bezieht, weiß, dass Hartz-IV-Empfänger nicht hungern müssen" zum Social-Media-Megahit wurde und inzwischen bei 113.500 Interaktionen liegt, legte Der Postillon am Dienstag mit "Selbsttest im Restaurant: Jens Spahn beweist, dass man von 416 Euro Hartz IV locker satt wird" nach und erreichte bis Mitternacht erneut herausragende 81.000 Likes & Co. Journalistisch näherte sich u.a. der Zeit-Online-Ableger ze.tt dem Thema und kam mit "Hartz-IV-Empfängerin fordert Jens Spahn auf, einen Monat von ihrem Einkommen zu leben" auf immerhin 4.900 Interaktionen.

#trending // Entertainment

 

An den riesigen Hype um die "Harry Potter"-Bücher und -Filme kam "Fantastic Beasts and Where To Find Them" ("Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind") Ende 2016 zwar nicht heran, doch weltweit setzte der Film in den Kinos dennoch herausragende 814 Mio. US-Dollar um. Die Fortsetzung, die ebenfalls wieder im "Harry Potter"-Universum spielt, läuft im November dieses Jahres an, als "Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald" bzw. "Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen". Am Dienstag wurde der erste Teaser Trailer veröffentlicht, der u.a. zeigt, dass der neue Film noch näher an Charaktere und Orte aus "Harry Potter" heran rückt. Die erste Million Views auf YouTube war schnell erreicht, auf Facebook wurde er allein auf der Warner-Page bis Mitternacht deutscher Zeit schon 8 Millionen mal abgerufen.

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#trending // Worldwide

 

Der Rausschmiss von Rex Tillerson durch Donald Trump war natürlich ein großes Thema in den sozialen Netzwerken. Doch so groß, wie man erwartet hätte, war es nicht. Nur zwei Artikel zum Thema schafften am Dienstag nach Social-Media-Interaktionen den Sprung in die Top Ten der englischsprachigen journalistischen Artikel, die Nummer 1 war zudem kein Tillerson-Artikel, sondern einer zum Tod des Rappers Craig Mack mit über 280.000 Likes & Co. Zum Thema Tillerson punktete vor allem die Washington Post - mit 210.000. Erfolgreichster Einzel-Facebook-Post zu Tillerson und Trump war der der "Daily Show", eine Anspielung an Donald Trumps Reality-TV-Karriere: "The Celebrity Appresident".

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "Selbsttest im Restaurant: Jens Spahn beweist, dass man von 416 Euro Hartz IV locker satt wird" (81.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "Selbsttest im Restaurant: Jens Spahn beweist, dass man von 416 Euro Hartz IV locker satt wird" (4.600 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): GQ - "Sex und Drogen im Sillicon Valley"

Google-Suchbegriff: Mike Pompeo (50.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Unimog 425 (35.600 Abrufe)

Youtube-Video: TaylorSwiftVEVO - "Taylor Swift - Delicate"

Song (Spotify): Olexesh - "Magisch" (372.400 Stream-Abrufe aus Deutschland am Montag)

Musik (Amazon): Frei.Wild - "Rivalen und Rebellen"

DVD/Blu-ray (Amazon): "Thor: Tag der Entscheidung" (Blu-ray)

Game (Amazon): "Project Octopath Traveller Compendium Edition" (Nintendo Switch)

Buch (Amazon): Bürgerliches Gesetzbuch BGB (Taschenbuch)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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