#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 143 - Donnerstag, 20. Oktober 2017

Der "Camping-Vergewaltiger", #metoo, Sondierungen, David Fincher, George W. Bush und Barack Obama

 

Guten Morgen! Dramatische Zahlen gestern von der IVW: Die neuesten Quartals-Auflagen bescherten ausgerechnet zwei Hype-Segmenten der jüngeren Vergangenheit die größten Verluste: den "Land"-Magazinen und Zeitschriften zum Thermomix. Mur dürfte diese Tatsache den Verlagen nicht gerade machen.

 

#trending // News & Themen

 

Eins der meistdiskutierten Themen des Tages war am Donnerstag der Prozess in einem Bonner Vergewaltigungsfall, der im Frühjahr durch viele Medien ging. Der Angeklagte bekam nun 11 Jahre und 6 Monate Haft. Bild war mit der Schlagzeile "Elfeinhalb Jahre Knast für Camping-Vergewaltiger" am erfolgreichsten, sammelte 14.600 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein. Neben der Bild-eigenen Facebook-Seite kamen Reaktionen auch aus Richtung der AfD, der Republikaner und - kein Scherz - einer Facebook-Gruppe mit dem Namen "Viktor Orbán Fanclub Deutschland".

Noch mehr Interaktionen gab es am Donnerstag nur für einen weiteren Bild-Artikel - wieder einmal zum Thema Tiere. 17.800 Reaktionen sammelte die Headline "Tierquälerei in Maschen - Hunden die Ohren abgeschnitten" ein.

#trending // Social Media

 

Ein Hashtag erobert seit dem Beginn der Woche das Netz. Die US-Schauspielerin Alyssa Milano twitterte am Montag deutscher Zeit im Zuge der Enthüllungen um den US-Film-Mogul Harvey Weinstein: „If you’ve been sexually harassed or assaulted write ‘me too’ as a reply to this tweet“. Ihr Tweet wurde inzwischen mehr als 24.000 mal geretweetet, sammelte 51.000 Likes ein und wurde 67.000 mal kommentiert. Schnell entstand der Hashtag #metoo, mit dem vor allem Frauen ihre Erlebnisse schilderten.

Laut den Analysten von Talkwalker kamen seitdem inzwischen 1,8 Millionen Tweets zusammen – und es werden immer noch täglich mehr. Die meisten der Tweets stammten demnach aus den USA, aus Großbritannien, Indien, Kanada, Frankreich und Schweden. In Deutschland wurde der Hashtag laut Talkwalker-Daten bis Donnerstagabend 25.700 mal genutzt. Damit kommt er noch nicht an die #Aufschrei-Debatte des Jahres 2013 heran - damals gab es laut Analysen 49.000 Tweets innerhalb einer Woche - doch er erzielt auch hierzulande eine große Wirkung mit zahlreichen Berichten in Online-Medien, Diskussionen in Foren, Blogs und natürlich den sozialen Netzwerken.

Längst wird der Hashtag dabei nicht mehr nur für Berichte von eigenen Erlebnissen genutzt – sondern für eine grundlegende Debatte. So lautet einer der Tweets mit den meisten Likes und Retweets: „Männer beklagen wg. #MeToo Unsicherheit bei ‚Komplimenten‘.. Ich kann auf Kommentare Fremder zu meinem Körper ehrlich gesagt gut verzichten.“ Er stammt von Katharina Nocun. Marco Fechner schreibt: "Ein Blick unter #MeToo gewagt und man stellt mal wieder fest, dass männliche Übergriffigkeit kein zugewandertes Problem ist..."

Selbst auf der höchsten politischen Ebene ist #metoo bereits angekommen: Die schwedische Außenministerin Margot Wallström postete den Hashtag auf Facebook. Schon 2014 hatte sie in einem Interview erzählt, dass sie bei einem Essen der europäischen Staats- und Regierungschefs begrapscht worden sei.

#trending // Wahljahr 2017

 

Seit Mittwoch laufen nun endlich die Sondierungsgespräche zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen bezüglich einer gemeinsamen Regierungsbildung. Der Öffentlichkeit gegenüber sprachen Teilnehmer bisher hauptsächlich davon, dass ja noch ein weiter Weg zu gehen ist. Dennoch sieht man nahezu allen Sondierern an, dass schon viel passieren muss, um eine "Jamaika"-Koalition noch zu verhindern.

In den sozialen Netzwerken lassen sich die Gespräche bisher nur bedingt verfolgen. Viele Likes sammelte ein Selfie von Christian Lindner mit Horst Seehofer ein - ob die beiden schon Horst und Christian zueinander sagen, ist allerdings nicht überliefert. Ansonsten nennen Politiker immer wieder ihre Verhandlungsziele: Die CSU zum Beispiel: "Eine mögliche Jamaika-Koalition muss alle schnell und effektiv abschieben", die FDP: "Ein Jamaika-Steuerkonzept kann es nur geben, wenn die breite Mitte, von der Krankenschwester bis zum Ingenieur, bei Steuern und Sozialabgaben wirklich entlastet wird" und die Grünen: "Artenschutz muss im Zentrum der künftigen Landwirtschaftspolitik stehen."

Die CDU hingegen - nun ja - postet auf Facebook Selbstverständlichkeiten: "Generalsekretär Peter Tauber hat mit Blick auf die #Jamaika-Gespräche klar gemacht: 'Die Union will dem Land dienen.' Dazu gehöre, ernsthafte Diskussionen zu führen, Verantwortung in schwierigen Zeiten zu übernehmen und schließlich Entscheidungen zu treffen und sie zu vermitteln. Die #CDU will mit den potentiellen Partnern vertrauensvoll zusammenarbeiten." Und Jürgen Trittin entpuppt sich als Witzbold. Apropos: Die meisten Interaktionen im Zusammenhang mit den Sondierungen erreichte natürlich wieder einmal Der Postillon.

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#trending // Entertainment

 

David Finchers Netflix-Serie "Mindhunter" ist der Serien-Hype der Stunde in den USA. Ein spannendes Video über Finchers Tricks, den Zuschauer emotional mitzureißen, schaffte unterdessen den Sprung in die YouTube-Trends: "How David Fincher Hijacks Your Eyes" vom Kanal "Nerdwriter1" hat inzwischen fast eine Million Views eingesammelt und war dabei insbesondere bei Reddit extrem populär. Interessante fünf Minuten, nach denen man Finchers Filme und Serien mit etwas anderen Augen sehen wird.

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#trending // Worldwide

 

Gleich zwei ehemalige US-Präsidenten haben am Donnerstag Reden gehalten und dabei ihren Nachfolger Donald Trump - indirekt - kritisiert. Den Namen "Trump" nannten George W. Bush und Barack Obama nämlich beide nicht. Die wichtigere und umfassendere Rede hielt dabei Trumps Partei-Kollege in seinem George W. Bush Institute. Er hielt sich in der Vergangenheit weitgehend zurück mit politischen Äußerungen - bis jetzt.

Bush kritisierte zahlreiche aktuelle Missstände und Tendenzen. Zum Thema Immigration und Abgrenzung sagte Bush beispielsweise: "We've seen nationalism distorted into nativism -- forgotten the dynamism that immigration has always brought to America," Bush said. "We see a fading confidence in the value of free markets and international trade -- forgetting that conflict, instability, and poverty follow in the wake of protectionism." Und weiter: "Bigotry and white supremacy, in any form, is blasphemy against the American creed." Zahlreiche Artikel über die Rede erreichten in den sozialen Netzwerken fünfstellige Interaktionsraten.

Barack Obama wiederum trat erstmals seit seinem Aus als US-Präsident bei einem Wahlkampf-Termin auf - für den Gouverneurs-Kandidaten Phil Murphy in New Jersey. Auch er nahm Bezug auf aktuelle Tendenzen der Ausgrenzung und des Rassismus: "Some of the politics we see now, we thought we put that to bed. That’s folks looking 50 years back. It's the 21st century - not the 19th century."

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Der Postillon - "Erster Sondierungserfolg: Union, FDP und Grüne einigen sich auf kohlebetriebene Windräder" (24.700 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Der Postillon - "Erster Sondierungserfolg: Union, FDP und Grüne einigen sich auf kohlebetriebene Windräder" (1.500 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Die Welt - "Ich lehne eine Welt der offenen Grenzen ab" [Interview mit Julian Nida-Rümelin]

Google-Suchbegriff: The Voice of Germany (100.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Schneekragen (36.500 Abrufe)

Youtube-Video: Flying ED - "Air Berlin Flug AB 7001 Low Pass Tiefflug über Düsseldorf Airport Video aus dem Tower"

Song (Spotify): Bausa - "Was du Liebe nennst" (605.800 Stream-Abrufe aus Deutschland am Mittwoch)

Musik (Amazon): Pink - "Beautiful Trauma" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Die Mumie" (Blu-ray)

Game (Amazon): "FIFA 18 - Standard Edition" (PlayStation 4)

Buch (Amazon): "Asterix in Italien" (Gebundene Ausgabe)

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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


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