Schon am Wochenende sorgte ein Artikel des slowakischen Journalisten Filip Struhárik für Aufsehen. Darin beschreibt er, dass Facebook im Rahmen seines neuen "Explore Feeds" in sechs Ländern einen radikalen Wechsel testet: In der Slowakei, Sri Lanka, Serbien, Bolivien, Guatemala und Kambodscha gibt es demnach nun keine Medien-Posts mehr in den normalen Facebook-Timelines. Sie wanderten komplett in den Explore Feed, es sei denn, die Medien bewerben ihre Posts mit finanziellem Einsatz. Die Folge laut Struhárik: dramatische Einbrüche bei den Social-Media-Interaktionen.
Ich habe den Artikel am Montag noch nicht in #trending erwähnt, weil mir die Datenlage noch zu dünn war und ich keine offizielle Bestätigung fand. Die offizielle Bestätigung kam am Montag durch Adam Mosseri, Head of News Feed bei Facebook. Er twitterte über den Test in "Slovakia, Sri Lanka, Serbia, Bolivia, Guatemala and Cambodia. It's not global and there are no plans to be." Und zur Länge des Tests: "Likely months as it can take that long for people to adapt, but we'll be looking to improve the experience in the meantime."
Die Datenlage habe ich zudem mit eigenen Recherchen erweitert und mir die Zahlen genauer angeschaut. So habe ich die 50 größten Facebook-Seiten slowakischer Medien via Crowdtangle untersucht. Ergebnis: Der von Struhárik beobachtete Effekt setzte sich auch am Wochenende und am Montag fort. Erzielten die 50 Facebook-Pages am Montag vor einer Woche noch 116.300 Likes, Shares, Reactions und Kommentare mit ihren Posts, waren es eine Woche später noch ganze 40.900. Ein Minus von 65%. Einzelne Seiten verloren gar bis zu 90% (!) ihrer Interaktionen, z.B: auch das populäre Radio Expres.
Auch wenn Adam Mosseri twittert, dass der Test nicht weltweit laufen soll, dürften die Zahlen bei Medienunternehmen aus aller Welt die Alarmglocken schrillen lassen. Denn die Zahlen zeigen, wie abhängig Facebook-Seiten vom Wohlwollen des sozialen Netzwerks sind. Sobald Facebook etwas an seiner Methodik ändert, brechen die Zahlen ein. Da Facebook zu den größten Traffic-Bringern auch und vor allem journalistischer Websites gehört, können solche Änderungen sogar Existenz bedrohend sein. Insbesondere für kleinere Medien-Unternehmen, die es sich nicht leisten können, ihre Posts flächendeckend mit Geld-Einsatz wieder zurück aus dem Explore Feed in den normalen News-Stream der Nutzer zu bringen.
Allzu große Panik sollten die Medienunternehmen allerdings auch nicht bekommen, denn Facebook ist auch davon abhängig, möglichst spannende Inhalte in seinem Netzwerk zu haben. Wenn diese verschwinden, verschwinden womöglich auch die Nutzer. Auch in Zukunft dürfte das Unternehmen daher sicher darauf achten, Medien-Inhalte abzubilden. In diese Richtung dürfte auch Adam Mosseris Halbsatz gehen: "but we'll be looking to improve the experience in the meantime."