#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 145 - Dienstag, 24. Oktober 2017

Der Nachfolger der Hauswinkelspinne, Facebooks böser "Explore Feed", Lars Klingbeil... und Emmanuel Macrons pinkelnder Hund

 

Guten Morgen! Ein Test von Facebook sorgt derzeit weltweit für Angst bei Medienunternehmen. In sechs Ländern hat der Social-Media-Gigant Posts von Medien nahezu unsichtbar gemacht. Der Test zeigt die Macht von Facebook: eine kleine Umstellung und die Interaktionsraten großer Seiten brechen ein. In Deutschland ist ein solcher Test nicht geplant. Noch nicht.

 

#trending // News & Themen

 

Die drei deutschsprachigen Artikel mit den meisten Social-Media-Interaktionen hatten am Montag mal wieder mit verschiedenen Aspekten des Themas Migration zu tun. Ganz vorn landete dabei der Focus-Online-Aufreger "Skandalrede in Ungarn - Viktor Orban erklärt Ost-Mitteleuropa zur 'migrantenfreien Zone'": Viele der 21.500 Likes & Co. kamen dabei von obskuren Facebook-Seiten wie "Viktor Orban Fanclub Deutschland, "Wir fordern Politik FÜR Österreich", "Pro Putin Partei - Gründungsprojekt" und "Die GutmenschenKeule Reloaded". Auf Rang 2 folgt die HuffPost mit dem spannenderen Text "An die Frau in der U-Bahn, die nicht wollte, dass ich mich neben sie setze", der die meisten Interaktionen interessanterweise durch einen Facebook-Post der Bunten einsammelte. Platz 3 schließlich geht an die Welt und "Neue Zuwanderungsstatistik: 18,6 Millionen mit Migrationshintergrund in Deutschland".

Ansonsten tauchte am Montag ein Nachfolger für die überall durchgenudelte Hauswinkelspinne auf: die Kräuseljagdspinne. Das österreichische Magazin miss sammelte mit einer entsprechenden Panik-Story schonmal 6.500 Interaktionen ein, die üblichen verdächtigen Medien aus Deutschland werden mit "eigenen" Kräuseljagdspinnen-Artikeln sicher folgen.

#trending // Social Media

 

Schon am Wochenende sorgte ein Artikel des slowakischen Journalisten Filip Struhárik für Aufsehen. Darin beschreibt er, dass Facebook im Rahmen seines neuen "Explore Feeds" in sechs Ländern einen radikalen Wechsel testet: In der Slowakei, Sri Lanka, Serbien, Bolivien, Guatemala und Kambodscha gibt es demnach nun keine Medien-Posts mehr in den normalen Facebook-Timelines. Sie wanderten komplett in den Explore Feed, es sei denn, die Medien bewerben ihre Posts mit finanziellem Einsatz. Die Folge laut Struhárik: dramatische Einbrüche bei den Social-Media-Interaktionen.

Ich habe den Artikel am Montag noch nicht in #trending erwähnt, weil mir die Datenlage noch zu dünn war und ich keine offizielle Bestätigung fand. Die offizielle Bestätigung kam am Montag durch Adam Mosseri, Head of News Feed bei Facebook. Er twitterte über den Test in "Slovakia, Sri Lanka, Serbia, Bolivia, Guatemala and Cambodia. It's not global and there are no plans to be." Und zur Länge des Tests: "Likely months as it can take that long for people to adapt, but we'll be looking to improve the experience in the meantime."

Die Datenlage habe ich zudem mit eigenen Recherchen erweitert und mir die Zahlen genauer angeschaut. So habe ich die 50 größten Facebook-Seiten slowakischer Medien via Crowdtangle untersucht. Ergebnis: Der von Struhárik beobachtete Effekt setzte sich auch am Wochenende und am Montag fort. Erzielten die 50 Facebook-Pages am Montag vor einer Woche noch 116.300 Likes, Shares, Reactions und Kommentare mit ihren Posts, waren es eine Woche später noch ganze 40.900. Ein Minus von 65%. Einzelne Seiten verloren gar bis zu 90% (!) ihrer Interaktionen, z.B: auch das populäre Radio Expres.

Auch wenn Adam Mosseri twittert, dass der Test nicht weltweit laufen soll, dürften die Zahlen bei Medienunternehmen aus aller Welt die Alarmglocken schrillen lassen. Denn die Zahlen zeigen, wie abhängig Facebook-Seiten vom Wohlwollen des sozialen Netzwerks sind. Sobald Facebook etwas an seiner Methodik ändert, brechen die Zahlen ein. Da Facebook zu den größten Traffic-Bringern auch und vor allem journalistischer Websites gehört, können solche Änderungen sogar Existenz bedrohend sein. Insbesondere für kleinere Medien-Unternehmen, die es sich nicht leisten können, ihre Posts flächendeckend mit Geld-Einsatz wieder zurück aus dem Explore Feed in den normalen News-Stream der Nutzer zu bringen.

Allzu große Panik sollten die Medienunternehmen allerdings auch nicht bekommen, denn Facebook ist auch davon abhängig, möglichst spannende Inhalte in seinem Netzwerk zu haben. Wenn diese verschwinden, verschwinden womöglich auch die Nutzer. Auch in Zukunft dürfte das Unternehmen daher sicher darauf achten, Medien-Inhalte abzubilden. In diese Richtung dürfte auch Adam Mosseris Halbsatz gehen: "but we'll be looking to improve the experience in the meantime."

#trending // Wahljahr 2017

 

Die spannendste Polit-Personalie war am Montag definitiv die des neuen SPD-Generalsekretärs: Lars Klingbeil soll es werden, ein ausgewiesener Digital-Experte, der den Verein D64 mit gegründet hat und seiner Partei bei netzpolitischen Fragen durchaus auch widerspricht, wenn er eine andere Meinung hat. Dass er die SPD in seiner neuen Position insbesondere bei der Digitalisierung und Modernisierung voran treiben will, zeigte sich direkt nach dem Vorschlag des SPD-Präsidiums, ihn zum Generalsekretär zu wählen: Via Facebook und Twitter postete er: "Fragen oder Ideen zur Erneuerung der SPD? Schreibt mit bei Whatsapp" und veröffentlichte direkt noch (s)eine Handynummer.

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#trending // Entertainment

 

Am Freitag kommt das neueste "Super Mario"-Abenteuer auf den Markt: "Super Mario Odyssey", exklusiv für die Nintendo-Konsole Switch. Einer der ersten Tests, der des britischen Magazins Edge, war überschwänglich, gab dem Spiel 10 von 10 Punkten. Kein Wunder, dass "Super Mario Odyssey" bereits jetzt auch die deutschen Games-Charts bei Amazon anführt und nach Wochen "FIFA 18" vom Thron schubste.

Und dann noch etwas Lustiges: In den USA startete am Sonntag die achte Staffel der Zombie-Erfolgsserie "The Walking Dead". Für die "Sesamstraße" ein guter Grund, eine Parodie zu produzieren: "The Walking Gingerbread".

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#trending // Worldwide

 

Emmanuel Macrons Hund Nemo sorgte am Montag international für Lacher in den sozialen Netzwerken - und für Schamesröte im Gesicht seines Herrchens. Nemo pinkelte nämlich in den Elysee-Palast. Wahrscheinlich hatte Herrchen mal wieder keine Zeit fürs Gassi-Gehen. Am erfolgreichsten war die Story übrigens in Großbritannien - dank der BBC. Am frühen Dienstagmorgen deutscher Zeit entdeckte auch der Viral-Gigant NowThis die Story - und sammelte in kurzer Zeit fast 200.000 Views und mehr als 10.000 Interaktionen ein.

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Focus Online - "Skandalrede in Ungarn - Viktor Orban erklärt Ost-Mitteleuropa zur 'migrantenfreien Zone'" (21.500 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Spiegel Online - "Katalonien-Konflikt: Es lebe die Nation..." (2.400 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Frankfurter Allgemeine Zeitung - "Das ist wirklich schlecht gemacht"

Google-Suchbegriff: The Walking Dead Staffel 8 (100.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: Holografie (45.500 Abrufe)

Youtube-Video: Paluten - "Lamborghini Aventador (700PS) als FAHRSCHULAUTO ✪ Fahrschul-Simulator"

Song (Spotify): Bausa - "Was du Liebe nennst" (603.600 Stream-Abrufe aus Deutschland am Sonntag)

Musik (Amazon): Pink - "Beautiful Trauma" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache" (Blu-ray)

Game (Amazon): "Super Mario Odyssey" (Nintendo Switch)

Buch (Amazon): "Asterix in Italien" (Gebundene Ausgabe)

#trending // Feedback und Teilen

 

Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


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Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


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