Eine Lokalgeschichte aus Hamburg wurde am Dienstag zum nach Social-Media-Interaktionen größten Aufreger der Republik. Einen großen Anteil daran hat Bild und eine etwas irreführende Headline. Es geht um den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg und den Auto-Verkehr auf selbigem. Zahlreiche Autofahrer nutzen den Weg über den Friedhof nämlich als Abkürzung. Ein Umstand, der u.a. laut Mopo "schon bei einer großen Bürgerbeteiligung 2016 ('Ohlsdorf 2050')" als wichtiges Anliegen vieler Hamburger identifiziert wurde. Der Verkehr solle reduziert werden, denn von den 5.000 Autos, die täglich auf das Friedhofsareal fahren, wären zwei Drittel reiner Durchgangsverkehr. Eine Idee, über die nachgedacht wird: eine Art Maut für die Durchfahrt des Geländes von 3 Euro. Folge: Die würde natürlich niemand bezahlen und das Verkehrsproblem auf dem Friedhof wäre gelöst. So schrieb es die Mopo auf und so schrieb es u.a. auch die Welt auf. Beide Artikel stießen in den sozialen Netzwerken nur auf sehr wenig Resonanz, ist ja auch kein Aufreger-Thema.
Die Bild hingegen machte daraus einen Aufreger. In der Headline heißt es mindestens missverständlich: "Friedhofs-Maut - 3 Euro Gebühr pro Grab-Besuch geplant". Dabei geht es eben nicht um die "Grab-Besucher", sondern um den Durchgangsverkehr. Diejenigen, die sich länger auf dem Friedhof aufhalten, weil sie ein Grab besuchen, müssten den Plänen zufolge nur 50 Cent zahlen, wenn sie mit dem Auto kommen. Der Artikel sammelte über 21.000 Interaktionen auf Facebook und Twitter ein. Die Diskussion um die Pläne war insbesondere auf der Bild-eigenen Facebook-Seite hitzig und ging von "Wie bitte ? Jetzt darf man nur gegen Geld seine Verlorenen Liebsten Menschen am Grab besuchen sag mal Also so langsam drehen alle am Rad kann das sein ?" bis "Ein Friedhof ist ein Ort der Stille, von daher würde ich Autos dort komplett verbieten."