#trending // "Der Spiegel" und das "Unternehmen von Jens Spahns Ehemann"
Der nach Social-Media-Interaktionen erfolgreichste deutschsprachige journalistische Artikel des Wochenendes (74.300 waren es) kam mit großem Abstand vom "Spiegel" und trug die Headline "Corona-Schutzausrüstung: Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium". Mein erster Gedanke nach dem Lesen der Headline war: "Oh. Jetzt ist Spahn wohl fällig." Mein erster Gedanke nach dem Lesen des Artikels war: "Ist 'Der Spiegel' jetzt endgültig zum Boulevardmedium geworden?"
Das Problem der Headline: Sie suggeriert, der Ehemann von Jens Spahn hätte ein Unternehmen, das Masken an das Gesundheitsministerium geliefert hätte. Zwar lässt sich dann schon im Vorspann lesen, dass es nicht um das "Unternehmen von Jens Spahns Ehemann", sondern allenfalls um den Arbeitgeber von Jens Spahns Ehemann, nämlich Burda, geht, doch in der Social-Media-Ära, in der viele Menschen nur noch Headlines konsumieren, ist eine solche Überschrift unverantwortlich. Zumal der komplette Artikel auch noch Abonnenten vorbehalten ist.
"Der Spiegel" änderte die Headline später in "Corona-Schutzausrüstung: Arbeitgeber von Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium", doch da war es längst zu spät: Die Populisten der AfD schlachteten die Headline mit einem Facebook-Post aus, in dem der Artikel mit der ursprünglichen Headline verlinkt ist und mit dem Text "++ Unfassbar: Firma von Spahns Ehemann verkaufte eine halbe Million FFP2-Masken ans Gesundheitsministerium! ++Korruptionssumpf trockenlegen! AfD wählen!" begleitet wird. Natürlich folgen auf solch einen Post Kommentare wie "Spahn treten sie zurück ,sie sind Unfähig genau wie der ganze Politiker Haufen" und "Oh Spann ist ein Hinterlader. Das wusste ich noch nicht erklärt aber einiges" und "Irgendwie muss ja das kuschelige 4 Mio. Liebesnest finanziert werden.....kann man doch verstehen.....".
Auch beim Facebook-Post des "Spiegels" ist noch die Original-Headline des Artikels zu lesen: "Corona-Schutzausrüstung: Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium" - auch wenn der Begleittext die Burda GmbH und die Funktion des "Ehemanns von Jens Spahn" nennt. Die Kommentare mit den meisten Likes lauten hier: "Was für Kreise das Thema 'Maskendeals' bei der Union noch zieht. Selbst wenn diese Masken wirklich zu einem marktüblichen Preis gekauft und geliefert wurden, hat es ziemliches Geschmäckle, wenn Familie so direkte Geschäftsbeziehungen hat. DIe Debatte um den Preis seines Hauses wird so noch mal Fahrt bekommen." und "Diese ständigen "zufälle" sind aber auch echt nervig. So ein sauberer Kerl gerät immer durch "zufälle" in solche merkwürdigen Situationen .." und "Das gierige und asoziale Verhalten so einiger Abgeordneter ist durch nichts zu rechtfertigen.Seit über einem Jahr kämpfen Selbstständige, Angestellte und Familien um ihr finanzielles Überleben (mal von dauerhaften und bisweilen offensichtlich ungeeigneten Grundrechtseinschränkungen abgesehen), meanwhile machen sich die Abgeordneten die Taschen voll - und nutzen die Pandemie für ihren eigenen Vorteil."
Wer den "Spiegel"-Artikel liest, findet aber nichts, was in die Richtung der Skandale um CDU- und CSU-Abgeordnete geht, die sich selbst an solchen Deals bereicherten. "Der Spiegel" schreibt "Der Masken-Deal könnte Interessenkonflikte bergen, weil der Ehemann von Minister Spahn, Daniel Funke, als Lobbyist und Büroleiter der Burda-Repräsentanz in Berlin arbeitet". Er zitiert aber auch einen Burda-Sprecher: "Der Vorstand der Hubert Burda Media [in Person von CEO Paul-Bernhard Kallen] hat dem Gesundheitsministerium im April 2020 angeboten bei der Maskenbeschaffung zu helfen, als die Bundesregierung auf dringender Suche nach Schutzmasken war." Daniel Funke [so übrigens der Name von "Jens Spahns Ehemann", den "Der Spiegel" in Headline und Vorspann nichtmal erwähnt], sei "zu keinem Zeitpunkt über die Transaktion informiert oder involviert".
Gerade weil "Der Spiegel" keinerlei Indizien dafür liefert, dass Funke doch informiert oder involviert gewesen wäre, ist die Ursprungs-Headline "Corona-Schutzausrüstung: Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium" unverantwortlich und eines seriösen Mediums nicht würdig.
"Focus Online" veröffentlichte im Übrigen eine Stellungnahme des Burda-Konzerns, die noch mehr Details liefert. Sie kam nicht auf die 74.300 Facebook- und Twitter-Interaktionen der "Spiegel"-Headline. Sie kam auf 680.
#trending // Doc Caro
Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Facebook-Posts des Wochenendes kam von "Doc Caro", wie sich die Notfallmedizinerin Carola Holzner, leitende Oberärztin in der Zentralen Notaufnahme Nord des Universitätsklinikums Essen, auf Facebook nennt.
Unter der Headline "Mütend" beschreibt Holzner ihren Gemütszustand nach einem Jahr Pandemie. "Mütend. Ein Wort, was ich vor kurzem las und sehr gut beschreibt, was viele von uns momentan fühlen", schreibt sie. "Ich bin müde. Und wütend. Ja, das trifft es ganz gut. [...]
Aber dieses politische Rumgeeiere (auch wenn bald Ostern ist) erträgt doch keiner mehr. Auf- zu- halb auf- bißchen auf- Friseure- Schulen- Gastro. Kinder = Pandemietreiber nein, dann ja. Oder doch eher vielleicht? Konzept in Schulen? Fehlanzeige. Es gibt ja Fenster. Uns fehlt nicht nur ein Ende in Sicht, sondern einfach ein Konzept. Und zwar eins, was alle auch verstehen. Wir können nur Entscheidungen mittragen, die wir auch nachvollziehen können. Die nicht nur Sinn haben, sondern auch sinnvoll kommuniziert werden. Die Leute wissen einfach nicht mehr, was sie glauben sollen."
Holzners Fazit: "Das Ziel muss jetzt mehr denn je sein: Gemeinsam. Alle an einem Strang. Nicht Parteipolitik, nicht Wahlkampf. Sondern Pandemiebekämpfung. Zielgerichtet. Mit Konzept. Einheitlich.Zum Wohl der Gesundheit. Das sollte ganz oben stehen. Wie dies aussehen kann, müssen andere entscheiden. Wichtig ist aber, dass wir alle es verstehen. Dann machen wir auch mit. Dann sind wir auch nicht mehr mütend."
Mehr als 77.000 Likes, Reactions, Shares und Kommentare gab es für den Post.
#trending // das Rotkehlchen
Und nach all diesem weiteren Corona-Kram noch etwas ganz anderes: Das Rotkehlchen ist Vogel des Jahres! Die "Tagesschau" überbrachte die Nachricht u.a. auf Instagram und sammelte dort erstaunliche 119.200 Likes ein. Und viele lustige Kommentare wie "Verdient hat das ganze Jahr tolle Leistungen gezeigt" oder "Der Taube gefällt das nicht" oder "Eine Unverschämtheit, dass die Teichralle abermals leer ausgeht..."
#trending // Deutsche Tops des Tages
Story nach Social-Media-Interaktionen: "Der Spiegel" - "Corona-Schutzausrüstung: Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium" (74.300 Interaktionen bei Facebook und Twitter)
Story nach Likes & Shares bei Twitter: "Der Spiegel" - "Corona-Schutzausrüstung: Unternehmen von Jens Spahns Ehemann verkaufte Masken an Gesundheitsministerium" (14.300 Likes und Shares)
Podcast (Apple Podcasts): "Das Coronavirus-Update von NDR Info" - "(80) Dritte Welle ohne Impfung nicht beherrschbar"
Google-Suchbegriff: Jens Spahn (100.000+ Suchen)
Wikipedia-Seite: Frühlingsanfang (76.400 Abrufe am Samstag)
Youtube-Video [die Nummer 1 aller am Samstag veröffentlichten deutschsprachigen Videos]: "SpontanaBlack" - "Emotionen und Aggressionen | Mario Kart 8 |SpontanaBlack Teil 12" (514.800 Views)
Serie (Netflix): "Riverdale"
Song (Spotify): Bausa, Apache 207 - "Madonna" (546.800 Stream-Abrufe aus Deutschland am Samstag)
Musik (Amazon): Sting - "Duets" (Audio CD)
DVD/Blu-ray (Amazon): "After Truth" (DVD)
Game (Amazon) [ohne Gutscheinkarten und Hardware]: "Minecraft: Nintendo Switch Edition" (Nintendo Switch)
Buch (Amazon): Steffen Henssler - "Hensslers schnelle Nummer: 100 neue Rezepte zum Erfolgsformat" (Gebundene Ausgabe)
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Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)
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