#trending – Der tägliche Social Media Radar

#trending Nummer 188 - Dienstag, 8.Januar 2018

Die "Invasoren" des Viktor Orban, das Missverständnis der Barbara Meier, der aaaalte Witz des Fatih Akin und die Ambitionen der Oprah Winfrey

 

Guten Morgen! Es ist schon erstaunlich, welch große weltweite Wirkung eine Preisverleihung hat, deren Gewinner von 90 Personen, wie Fachmagazin Blickpunkt: Film schreibt "mit bisweilen eher zweifelhaftem Hintergrund", bestimmt werden. Gemeint sind die Golden Globes und die intransparente Hollywood Foreign Press Association. Rund um die Welt gab es am Montag kaum ein anderes Thema. Auch #trending dominiert die Gala heute mit unterschiedlichen Aspekten.

 

#trending // News & Themen

 

Viktor Orban sorgte am Montag abseits der Golden Globes für das nach Social-Media-Interaktionen erfolgreichste Thema des Tages im deutschsprachigen Raum. Orban bescherte diversen Medien Erfolge, weil er wieder einmal sagte, dass Ungarn keine Flüchtlinge aufnehmen werde. In dem entsprechenden Bild-Interview bezeichnete er sie zudem als "muslimische Invasoren". Applaus gab es dafür vor allem aus Richtung der AfD und FPÖ. Der größte Like-Bringer für einen Artikel der Welt, der das Bild-Interview zusammenfasste, war z.B. der FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky.

Das Original-Interview der Bild, das hinter der Paywall hängt, kam nur auf rund 2.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter. Die Zusammenfassung der Welt erreichte hingegen 15.300 Reaktionen, vor der Bild landeten auch noch die Junge Freiheit (6.800), die Epoch Times (4.400), Sputnik aus Russland (4.100), Focus Online (2.600), T-Online (2.400) und die Basler Zeitung (2.300).

#trending // Social Media

 

Schwarz war die Farbe des Tages bei den Golden Globes. Mit der Wahl ihrer Kleidungsfarbe schlossen sich fast alle Gäste der Gala der "Time's Up"-Initiative an, die sich gegen Sexismus, Missbrauch und Benachteiligung von Frauen in der Unterhaltungsbranche richtet. "Fast alle", weil es eben auch einige wenige Ausnahmen gab. Neben dem US-Film-Sternchen Blanca Blanco war das auch eine Deutsche: Barbara Meier, bekannt wegen ihres Sieges bei "Germany's next Topmodel" im Jahr 2007 und verbandelt mit einem Unternehmer, der u.a. auch an Film-Produktionsfirmen beteiligt ist. Sie trug bei den Golden Globes nicht schwarz, sondern verschiedenste Farben.

Auf Instagram hatte Meier ihre Kleiderwahl angekündigt und begründet: "Wenn wir wollen, dass heute die Golden Globes der starken Frauen sind, die für ihre Rechte kämpfen, ist es in meinen Augen der falsche Weg, sich nicht mehr körperbetont anzuziehen und uns die Freude am Ausdruck unserer Persönlichkeit durch Mode zu nehmen", schreibt Meier u.a. Und weiter: "Wir haben uns diese Freiheit lange erkämpft, dass wir tragen können, was wir möchten und es auch in Ordnung ist, sich sexy zu kleiden. Wenn wir das einschränken, weil sich einige Männer nicht unter Kontrolle haben, ist das in meinen Augen ein Rückschritt." Das Problem: Es ging gar nicht darum, sich nicht "sexy zu kleiden". Viele Frauen haben sich "körperbetont" und "sexy" angezogen, auch ihre "Freude am Ausdruck ihrer Persönlichkeit durch Mode" gezeigt. Nur eben in schwarz. Um gemeinsam gegen Benachteiligungen und Missbrauch zu protestieren: "We feel sort of emboldened in this particular moment to stand together in a thick black line, dividing then from now" wie Meryl Streep es ausdrückte.

Image Label

#trending // Politik

 

Kaum gelangt eine Information nach außen, beginnt die Social-Media-Empörungsmaschine wieder zu rotieren. Irgendjemand hat das Detail aus den Sondierungen zwischen CDU/CSU und SPD an die Presse gegeben, dass man sich offenbar schon geeinigt habe, dass die Klimaschutzziele für 2020 "nicht mehr erreicht" werden. Stattdessen wolle man nun ein "Maßnahmenpaket vereinbaren, mit dem die Lücke so weit wie möglich geschlossen und das Ziel am Anfang der 2020er-Jahre erreicht wird". Schön ist das nicht, doch realistischerweise war das 2020er-Ziel wohl ohnehin nicht mehr erreichbar.

Spiegel Online erreichte mit der Story 5.400 Interaktionen bei Facebook und Twitter, u.a. durch Posts und Tweets von Katrin Göring-Eckardt und Bernd Riexinger. Die Grünen sorgten mit ihrem etwas übergeigten Facebook-Beitrag "Katastrophen-Warnung: Groko opfert Klimaschutz" für einen der erfolgreichsten Politik-Posts des Tages. 3.500 Likes, Reactions, Shares und Kommentare gab es.

Apropos Grüne: Mit Anja Piel kandidiert nun eine dritte Person für den Parteivorsitz beim kommenden Parteitag Ende Januar. Geht man nach Social-Media-Erfolgen, so ist Piel nicht die Favoritin: Auf Twitter hat sie 2.300 Follower, auf Facebook weniger als 1.400 Pagelikes. Zum Vergleich: Konkurrentin Annalena Baerbock erreicht rund 4.900 Follower auf Twitter, bei Facebook allerdings auch nur etwas mehr als 1.600 Pagelikes. Grünen-Shooting-Star Robert Habeck führt den Vergleich klar an: mit 12.300 Twitter-Followern und 17.000 Facebook-Pagelikes.

#trending // Entertainment

 

Kommen wir nochmal zu den Golden Globes und dem Höhepunkt aus deutscher Sicht: Fatih Akins "Aus dem Nichts" wurde zum besten fremdsprachigen Film gekürt. Auch in den USA sorgte Akin für recht viele Social-Media-Reaktionen. Aber nicht wegen seines Films, sondern wegen seiner Rede. Darin bedankte er sich u.a. bei Warner Brothers und sagte dann den Satz "If you see the Police, warn a Brother". Der Warner-Brothers-Wortwitz war im Frühjahr 2012 ein kleines Internet-Meme, bei dem ein Foto mit einem entsprechenden T-Shirt herum gereicht wurde. Seitdem wurden unzählige T-Shirts mit dem Spruch gedruckt, der Witz ist also uralt. Reaktionen bei Twitter: Ungläubigkeit. Erstaunen: "Director Fatih Akin's weird dad joke about Warner Bros. ('if you see a cop, warn a brother') was ... a choice." Kopfschütteln: "This dude just broke out 'warn a brother' on the golden globes. I see that joke just finally reached Germany/France". Nichts ist im Internet älter als ein Meme von gestern. Geschweige denn eins aus dem Frühjahr 2012.

Image Label

#trending // Worldwide

 

Und dann war da noch die Rede von Oprah Winfrey. Die Moderatorin, Schauspielerin und Eigentümerin eines Medien-Konzerns bekam im Rahmen der Golden Globes den Cecil B. DeMille Award, eine Art Auszeichnung für das Lebenswerk. In ihrer Rede zeigte sie sich kämpferisch im Hinblick auf Frauenrechte, Bürgerrechte bis hin zur freien Presse. Die Rede endete mit "...a new day is on the horizon! And when that new day finally dawns, it will be because of a lot of magnificent women, many of whom are right here in this room tonight, and some pretty phenomenal men, fighting hard to make sure that they become the leaders who take us to the time when nobody ever has to say 'Me too' again."

Allein auf der offiziellen Facebook-Seite und im Twitter-Account der Golden Globes wurde die Rede bis Dienstag, 1 Uhr deutscher Zeit, 37 Millionen mal angeschaut. Hinzu kommen unzählige weitere Milliionen Views auf Facebook, Twitter, YouTube und anderen Stellen im Netz. Schon direkt danach wünschten sich einige Kolleginnen und Kollegen Oprah WInfrey als US-Präsidentschaftskandidatin. So twitterte Sarah Silverman z.B. "Oprah/Michelle 2020" und meinte Oprah Winfrey und Michelle Obama als Kandidatinnen für die Wahl 2020. Über 100.000 Likes und Retweets gab es dafür.

Im Verlauf des Montags zitierte CNN nun tatsächlich "zwei enge Freunde" von Oprah Winfrey, die zu Protokoll gaben, dass sie tatsächlich "aktiv nachdenkt", 2020 ins Präsidentschafts-Rennen zu gehen. Der CNN-Artikel sammelte rund 220.000 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein - so viele kein anderer journalistischer Text am Montag. Bei den Wettbüros liegt Winfrey nun auf Platz 2 der Personen, die 2020 am wahrscheinlichsten US-Präsident oder -Präsidentin werden. Nur Donald Trump liegt noch davor.

Image Label

#trending // Deutsche Tops des Tages

 

Story nach Social-Media-Interaktionen: Welt - "Orban sieht Flüchtlinge als 'muslimische Invasoren' an" (15.300 Interaktionen bei Facebook und Twitter)

Story nach Likes & Shares bei Twitter: Bild - "' ... was für ein Idiot Sarazin ist' - Maas wird Opfer seines eigenen Lösch-Gesetzes!" (4.200 Retweets und Likes)

Story bei Blendle (nach Likes): Süddeutsche Zeitung - "Im Tollhaus"

Google-Suchbegriff: Postbank (100.000+ Suchen)

Wikipedia-Seite: France Gall (41.600 Abrufe)

Youtube-Video: NBC - "Seth Meyers' Monologue at the 2018 Golden Globes"

Song (Spotify): Bausa - "Was du Liebe nennst" (334.300 Stream-Abrufe aus Deutschland am Sonntag)

Musik (Amazon): Various - "Die ultimative Chartshow - Rockballaden" (Audio CD)

DVD/Blu-ray (Amazon): "Game of Thrones: Die komplette 7. Staffel" (Blu-ray)

Game (Amazon): PSN Card-Aufstockung / 10 EUR

Buch (Amazon): Michael Wolff - "Fire and Fury" (Taschenbuch)

#trending // Feedback und Teilen

 

Anmerkung: Alle in #trending genannten Zahlen beziehen sich wenn nicht anders vermerkt auf den Vortag der Newsletter-Veröffentlichung (Stand: 24 Uhr)


Was finden Sie gut an #trending? Was schlecht? Was fehlt Ihnen? Schreiben Sie mir!


Mehr Social-Media-Trends und -Themen lesen Sie in meiner nachmittäglichen Kolumne in der Handelsblatt-10-App. Erhältlich für iOS und Android.


Hier können Sie #trending kostenlos als Newsletter abonnieren. Sie bekommen die neueste Ausgabe dann montags bis freitags gegen 8 Uhr in Ihr Postfach.


Fanden Sie spannend, was Sie heute in #trending gelesen haben? Teilen Sie den Link zum Newsletter mit Ihren Kollegen und Freunden:

Share on Facebook Share on Twitter Share on Xing

MEEDIA GmbH & Co. KG

Über alle Werbemöglichkeiten auf MEEDIA
informiert Sie gern Carola Bartels,
Tel.: 040/431 79 47-16 oder carola.bartels@meedia.de


Unsere Mediadaten stehen hier zum Download bereit. 

Zum Abmelden klicken Sie hier.
Um das Abonnement anzupassen klicken Sie hier.

MEEDIA GmbH & Co. KG

Kleine Johannisstraße 6, 20457 Hamburg
Tel.: 040 – 431 79 47 – 16
Fax: 040 – 431 79 47 – 3
E-Mail: info@meedia.de


Sitz und Registergericht Hamburg
HRA 106926 Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE257798650
Vertreten durch MEEDIA Verwaltungsgesellschaft mbH
Diese vertreten durch die Geschäftsführung
Georg Altrogge und Andrea Wasmuth

szmtag