Jens Spahn hat also wieder einmal für einen Social-Media-Aufreger gesorgt. Eigentlich hat er das aber gar nicht, sondern Medien, die einen Satz aus einem längeren Interview der Augsburger Allgemeinen mit ihm ohne den nötigen Zusammenhang verbreitet haben: "Spahn will Pflegekräfte zu Mehrarbeit motivieren" titelte Spiegel Online und sorgte damit für den nach Interaktionen erfolgreichsten journalistischen Artikel des Tages. In dem Text beschreibt SpOn durchaus, worum es Spahn geht: nämlich um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, damit die Pflegekräfte, die ihre Stundenzahl reduziert hätten, diese wieder aufstocken. Damit könnte dann der Mangel an Fachkräften ein Stück weit ausgeglichen werden.
Spahn in dem Interview: "Faire Schichtpläne, verlässliche Arbeitszeiten, auch mal drei, vier freie Tage am Stück" und weiter: "Die meisten Menschen, die in der Pflege arbeiten, arbeiten dort gerne, sie schöpfen viel Kraft aus ihrem Beruf, hadern aber mit den Umständen, die er mit sich bringt." Klingt alles gar nicht mehr so aufregend, sondern relativ vernünftig. Zahlreiche Medien verbreiteten aber hauptsächlich die Info: Spahn will, dass die Pfleger mehr arbeiten. Was natürlich Quatsch ist.
Besonders erfolgreich war dabei die "heute-show", die im Internet oft deutlich flacher ist als im Fernsehen. Sie postete das Zitat und schrieb dazu: "Wenn Jens Spahn nur drei bis vier Stunden weniger pro Woche nachdenken würde, blieben uns viele beschissene Ideen erspart." Sagenhafte 142.000 Likes & Co. gab es dafür. Meine Meinung: Wenn die Netz-Redakteure der "heute-show" nur drei oder viermal pro Woche mehr als einfach nur Headlines lesen würden, blieben uns viele beschissene Gags erspart.