Die journalistische Story, über die am Donnerstag im deutschsprachigen Raum am meisten diskutiert wurde, war die der kroatischen Fußball-Nationalmannschaft, die ihr WM-Preisgeld von 23,6 Mio. Euro komplett spenden würde. Wobei das Wort "journalistisch" an dieser Stelle schon nicht mehr passt, denn die Geschichte war eine komplette Ente, der zahlreiche Online-Medien in Deutschland und Österreich aufgesessen sind.
Sky Sport sammelte mit "23,6 Millionen! Kroatien spendet komplettes WM-Preisgeld" 11.400 Interaktionen bei Facebook und Twitter ein, RP Online mit "Vize-Weltmeister 2018: Kroaten spenden ihre fast 24 Millionen Euro WM-Preisgeld" 3.500, die Kleine Zeitung aus Österreich mit "Kroatische WM-Prämien kommen Kindern zugute" 3.200, oe24 mit "23,6 Millionen! Kroaten spenden gesamtes WM-Preisgeld" ebenfalls 3.200, sport1 mit "Kroatien spendet gesamte WM-Prämien" 2.300, usw. Mimikama klärte die ganze Sache am Nachmittag auf: Die Story basierte auf einem angeblichen offenen Brief des kroatischen Nationaltrainers, der am 13. Juli auf Facebook erschienen war, am 14. Juli vom Autoren schon als "nicht vom Trainer verfasst" gekennzeichnet wurde und am 16. Juli dennoch auf einer Fanseite des kroatischen Teams auftauchte. Einer Seite, die nichts mit dem kroatischen Verband oder der Nationalmannschaft zu tun hat, die keinen blauen Haken hat und auch sonst eigentlich nicht so aussieht, als könnte man sie mit einer offiziellen Seite verwechseln.
Dennoch muss ein Journalist drauf hereingefallen sein und zahlreiche Medien müssen die Story ungeprüft abgeschrieben haben. Leider kein Einzelfall für Online-Journalismus im Jahr 2018. Viel zu oft werden Sachen kopiert, umgeschrieben, abgeschrieben ohne auch nur eine Sekunde in Recherche oder Überprüfung zu investieren. Welches Medium im deutschsprachigen Raum der Ursprung der Geschichte war, lässt sich nicht mehr so einfach herausfinden, da alle ihre ursprünglichen Artikel inzwischen umgeschrieben oder gelöscht haben, nachdem sie als Fake gebrandmarkt wurden. Aber das "wer" ist auch nicht sonderlich relevant. Viel bitterer ist, dass so viele Medien abgeschrieben haben und hereingefallen sind.