Der nach Social-Media-Interaktionen bislang erfolgreichste deutsche Artikel zu den Paradise Papers erschien am Montag - und zwar nicht bei der Süddeutschen Zeitung, der die Materialien zugespielt wurden, sondern bei Spiegel Online, das mit den Recherchen gar nichts zu tun hatte. Es war ein Kommentar von Jakob Augstein. In "Paradise Papers: Zur Hölle mit den Reichen" schreibt er u.a.: "Das System ist zutiefst krank. Es ist unmoralisch und unanständig. Die Wut darauf wächst. Sie sucht sich nur die falschen Ziele. Der Hass der Betrogenen gilt eher dem Kriegs- als dem Steuerflüchtling. Unser Planet ist ein Paradies für Arschlöcher."
Augsteins harte Worte fanden viel Anklang, innerhalb weniger Stunden durchbrach der Kommentar die 10.000er-Marke für Likes, Reactions, Shares, Kommentare und Retweets bei Facebook und Twitter. Bis Mitternacht kamen 14.100 solcher Interaktionen zusammen - so viele wie bei keinem anderen journalistischen Artikel des Tages. Platz 2 ging übrigens an eine Räuberpistole von Focus Online: In "CIA-Beweis von 1955? Foto soll Hitler in Kolumbien zeigen" wird lang und breit über einen alten CIA-Bericht geschrieben, ein grisseliges Foto gezeigt, das entfernt an Hitler erinnert, am Ende aber geschrieben: "Die CIA unternahm jedoch offenbar nichts. Sie hielt die ganze Sache nicht für glaubwürdig - ein Eindruck, den man auch aus den jetzt offiziell veröffentlichten Dokumenten gewinnen kann." Dann hätte man sich den Artikel ja auch sparen können. Allerdings hätte man dann auch auf 9.300 Interaktionen verzichtet.